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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Moment packte der Wind die Aurora und schob sie mit einem gewaltigen Stoß nach unten. Ich hörte, wie die Motoren aufheulten, und spürte, wie die Höhenruder kämpften, um uns auf Kurs zu halten. Über uns sah ich Szpirglas' Schiff, winzig im Vergleich zu uns, das vom gleichen Wind getrieben auf uns zuwirbelte.
    »Sie stürzt auf uns runter!«
    Die Aurora ging in den Sinkflug und wollte dem anderen Schiff schlingernd ausweichen, aber es war zu spät. Das Piratenschiff trieb bereits auf uns zu. Es versuchte noch, beizudrehen, doch ein weiterer Windstoß schubste uns wieder zusammen. Ich sah und hörte Szpirglas' Propeller näher kommen, zwei große, wirbelnde Klingen an der Steuerbordseite der Aurora, die die Luft zerschnitten und dann …
    Die Aurora. Die Propeller verfingen sich in unserer Hülle und hackten unzählige Male durch das straff gespannte Gewebe und die Gaszellen im Schiffsinneren, während sie sich vom Heck bis zur Mitte des Schiffs durch unsere Backbordseite mähten. Die Vibrationen dieser grausigen Kettensägen erschütterten das ganze Schiff.
    »Wir sind getroffen!«, brüllte ich in das Sprachrohr.
    Das Piratenschiff sauste von uns weg und kam dann noch einmal zurück. Wieder rasten seine Propeller auf mich zu. Ich ließ mich die Leiter hinunterrutschen und wurde fast von den Sprossen geworfen, als die Klingen den Schiffsrumpf zerfetzten. Dann waren sie verschwunden. Ich klammerte mich keuchend an die Leiter und lauschte dem Brummen der Rotoren, bis es in der Ferne verklang.
    Dann hörte ich ein neues Geräusch: das Zischen von entweichendem Hydrium. Es roch nach Mango.

7. Kapitel
Sinkflug
       

    Alle wussten, was passiert war. Und alle wussten, was wir nun zu tun hatten. Die Segelmacher rannten die Laufgänge entlang, zogen Werkzeuggürtel und Flickzeug aus den Schränken und schwangen sich in die Takelage des Schiffs hinauf, um mit der Reparatur der zerrissenen Gaszellen zu beginnen. Der Mangogestank trieb mir die Tränen in die Augen. Das ganze Schiff schien tief auszuatmen – der letzte Seufzer eines Sterbenden. Unter mir ertönte ein metallisches Knirschen, als die Tanks am Kiel geöffnet wurden und Tonnen an Wasser in die See unter uns stürzten. Der Kapitän wollte Ballast abwerfen.
    Wir sanken.
    Ich erblickte einen weiteren Trupp Segelmacher auf dem Weg zu den oberen Luken und rannte zu ihnen.
    »Cruse, wollen Sie helfen?«, fragte Mr Levy, der Erste Segelmacher.
    »Ja.«
    »Guter Junge. Wir könnten Sie ganz oben gebrauchen.«
    Er warf mir einen Sicherheitsgurt zu und wies mich zu einem Spind. Ich streifte meine Schuhe ab und schlüpfte in die bequemen Arbeitsschuhe mit den Gummisohlen. Dann griff ich mir einen Helm und prüfte, ob die Lampe daran funktionierte. Zuletzt schlang ich einen Werkzeuggürtel um meine Hüften und stopfte die Sachen hinein, die ich zum Flicken benötigen würde. Bruce Lunardi hatte seine Ausrüstung bereits umgegürtet und kletterte mit bleichem Gesicht die Leiter hinauf. Ich folgte ihm, leichtfüßig tanzten meine Füße über die Sprossen.
    Wir werden ja sehen, wer von uns der bessere Segelmacher ist, dachte ich.
    Oben kletterten wir aus der Achterluke auf den Rücken des Schiffs, wo die riesige Rückenflosse wie ein Berggipfel über uns aufragte. Ich konnte die Höhenruder der Aurora sehen, weit nach oben ausgerichtet, um die Nase des Schiffs in der Luft zu halten. Durch den Wind, der laut in meinen Ohren pfiff, hörte ich das dumpfe Dröhnen der Motoren. Sie liefen auf voller Kraft und mühten sich, das Luftschiff ruhig in der Luft zu halten, während die Aurora ihr kostbares Hydrium verströmte. Überall unter uns wogte das Meer, dunkel wie Quecksilber und näher, als mir lieb war.
    »Cruse, Sie gehen nach steuerbord!«, rief Mr Levy. Ich eilte über das Rückgrat des Schiffs dorthin, wo ich gebraucht wurde, hakte meine Sicherheitsleine fest, setzte die Schutzbrille auf und schaltete meine Lampe an. Die Segelmacher reichten mir einen Eimer mit Leim und einen kleinen Beutel mit Flicken, die ich beide an meinen Gürtel hängte. Dann seilte ich mich langsam an der Seite des Schiffs hinab. Die Gummisohlen meiner Schuhe gaben mir sicheren Halt, obwohl der Wind heftig an mir zerrte. Überall an der gewölbten Flanke der Aurora hingen andere Segelmacher an ihren Leinen und untersuchten die Stoffhaut des Schiffs. Ich ließ meine Lampe hin und her schweifen und suchte nach Rissen.
    Sie waren nur allzu leicht auszumachen – riesige, ausgefranste Wunden, aus

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