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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Proviant ausgestattet, um nötigenfalls wochenlang ausgewogene Mahlzeiten für uns zuzubereiten. Wir sorgen dafür, dass in jedem Boot ein Koch sitzt. Ihnen wird nichts passieren.«
    Mit eiskalten Fingern berührte sie meine Wange. »Sie sind ein guter Junge«, sagte sie.
    In diesem Moment zog der Duft ihres Parfüms in meine Nase. Es war das Parfüm meiner Mutter. Ein plötzliches Zittern stieg in meinem Hals auf. Hastig wandte ich mich ab und schaute aus dem Fenster auf die näher kommende See. Ich konnte auch nicht schwimmen. Wir waren nun nah genug über dem Wasser, um das ungeduldige Seufzen des Ozeans zu hören und die heimtückische Krümmung seiner Oberfläche zu sehen, ruhig zwar, doch ohne die unglaubliche Kraft seines kilometertiefen Muskels zu verbergen. Es war ein klarer Tag und die aufgehende Sonne sprenkelte die Wasseroberfläche mit glitzernden Diamanten.
    Ich wollte das Meer nicht berühren.
    Spring jetzt. Du wirst nicht fallen. Du wirst in der Luft bleiben. Du wirst einfach fliegen.
    Dein Vater hat es auch getan.
    Was für dumme Gedanken.
    Alle an Bord, Passagiere und Besatzung, trugen nun ihre Schwimmwesten und warteten auf den Befehl des Kapitäns, sich zu den Notausgängen zu begeben. Die raffiniert konstruierten Rettungsboote waren als kleine Bündel im Rumpf des Schiffs verstaut. Ein Handgriff genügte und sie würden sich durch eine Explosion komprimierter Luft entfalten, Paddel und Proviant bereits an Bord.
    Ich ging zwischen den Passagieren umher, prüfte den Sitz ihrer Rettungswesten und versuchte, sie zu trösten. Es war, als würde ich ein großes, wildes Tier besänftigen, damit es sich nicht von seinen Ketten befreite und herumtobte. Einige hielten sich an den Händen, andere weinten leise oder beteten. Ein paar wenige mussten sich übergeben. Ich wünschte, ich könnte auf der Kommandobrücke beim Kapitän sein. Ich wünschte, ich würde frischen Kaffee und Gebäck servieren und dem Kapitän zuhören, wie er mit ruhiger Stimme Befehle erteilte. Dann würde ich wissen, was vor sich ging, und meine Angst wäre nicht so groß.
    Das Notruftelefon klingelte.
    Ich schaute zum Chefsteward. Unsere Blicke trafen sich. Er nahm ab.
    »Hier spricht Mr Lisbon, Sir.«
    Ich konnte es nicht ertragen, sein Gesicht zu sehen, während er den Befehl zur Evakuierung entgegennahm, und drehte mich zum Fenster. Ich kniff die Augen zusammen. Direkt vor uns hing eine Wolke aus weißem Nebel am Horizont. Nebel auf dem Meer bedeutete …
    »Land ahoi!«
    Ich war es, der geschrien hatte, denn ich hatte soeben einen kargen Berggipfel über dem Nebel herausragen sehen und dann, inmitten des weißen Schleiers, einen dunklen Umriss über der Wasseroberfläche.
    »Eine Insel!«, rief ich und schaute den Chefsteward an.
    »Sehr wohl, Sir«, sagte er ins Telefon und legte den Hörer auf. Er lächelte. »Meine Damen und Herren, es ist mir ein Vergnügen, Sie darüber informieren zu dürfen, dass wir Land gesichtet haben und in Kürze dort landen werden. Der Kapitän bittet Sie, auf Ihren Plätzen zu bleiben.«
    Ich sah Kate an. Sie lächelte. Ich lächelte. Miss Simpkins hatte die Hände vors Gesicht geschlagen und weinte. Es war, als hätte sich jäh eine Gewitterwolke aus dem Raum verflüchtigt.
    Ich öffnete ein Fenster und streckte meinen Kopf so weit wie möglich hinaus. Der Nebel verzog sich rasch, und ich konnte nun erkennen, dass die Insel recht groß war. Ein kahler Gipfel bohrte sich in den Himmel. Die Küste stieg allmählich an und ging dann in Hügelland über. Vor uns brach sich das Meer in einer zerfurchten, weißen Linie an einem Korallenriff, das eine türkisfarbene Lagune und einen langen, gebogenen Sandstrand schützte. Dahinter wuchsen Palmen, zuerst nur wenige, dann immer dichter, bis der sattgrüne Wald überhand nahm und die Insel in einen grünen Baldachin hüllte, der das Hügelland bedeckte und sich bis zu den Bergen in der Mitte erstreckte.
    Der Strand, dachte ich. Ein perfekter Landeplatz, flach, breit und tief genug für die Aurora. Und vermutlich war es der einzig ebene Abschnitt auf der ganzen Insel. Dort würde Kapitän Walken das Schiff landen.
    Das Glück war mit uns. Wir steuerten mit der Nase im Wind auf die Insel zu, perfekt für den Anflug. Allerdings würden wir nur eine Gelegenheit zur Landung haben; wir hatten zu viel Hydrium verloren, als dass wir noch einmal wenden konnten. Es würde eine schwierige Landung werden, keine Frage: ein unbekannter Landeplatz, keine Bodenmannschaft,

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