Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
Vom Netzwerk:
entgegnete ich und dachte an die Segelmacher, die die Hülle des Schiffs reparierten.
    Er schüttelte den Kopf. »Zuerst legst du dich hin. Das ist im Übrigen der Befehl des Kapitäns, nicht meiner.«
    Ich war froh, dass niemand sonst dabei war und zuhörte. Der Kapitän meinte es zwar nur gut, aber es klang trotzdem so, als würde man von seinen Eltern ins Bett geschickt. Plötzlich spürte ich einen Kloß im Hals. Mein Vater würde mich nie mehr ins Bett schicken können und meine Mutter und meine Schwestern waren weit weg in der Heimat. Ich hatte keine Lust, schlafen zu gehen. An Land schlief ich niemals gut; meine Lungen bekamen nicht genügend Luft und mein Herz klopfte wie wild. Ich geriet in Panik, wenn ich nicht den Himmel unter mir spürte und meinen Vater nicht in der Nähe wusste. Ich wollte lieber irgendwas tun, egal was.
    »Konnten wir einen Notruf absetzen?«, fragte ich Mr Lisbon.
    »Die Piraten haben die gesamte Funkausrüstung zerstört. Mr Chaudhuri versucht gerade, sie zu reparieren.«
    »Vielleicht könnte er jemanden gebrauchen …«
    »Du hast jetzt frei, Cruse. Ich schlage vor, dass du diese Gelegenheit nutzt und dich aufs Ohr haust. Vor uns liegt noch eine Menge Arbeit.«
    »Vielen Dank, Sir«, sagte ich. Trübsinnig marschierte ich in meine Kabine und blieb unschlüssig vor meinem Bett stehen. Ich fühlte mich wie ein Sechsjähriger, der sich vor der Dunkelheit fürchtet und Angst vor dem Schlafengehen hat. Gleichzeitig war mein Körper sehr müde; vielleicht würde ich ja doch ein wenig Schlaf finden. Langsam zog ich Hose, Jacke und Hemd aus und kletterte in meine Koje, schlüpfte unter die Decke und legte meinen Kopf auf das Kissen.
    Ich schloss die Augen und versuchte mir einzureden, wir wären immer noch in der Luft und würden fliegen. Doch der Mangogeruch im Schiff erinnerte mich daran, dass die Gaszellen immer noch leck waren. Überall konnte ich das leise Klopfen der Männer hören, die an der Schiffshülle oder über mir in den Stützdrähten arbeiteten und den Gang auf und ab liefen. Mein Herz schlug schneller. Ich schluckte und versuchte langsam und tief zu atmen. Ich bin in der Luft. Ich kann fliegen. Ich sause neben dem Schiff dahin. Ich falle.
    Meine Augen öffneten sich. Ich spürte, wie ich zu zittern begann. Aus meinem Bullauge konnte ich weder Wolken noch Himmel sehen, nur Palmen, einen Streifen Strand und einige Passagiere, die im Sand umherwanderten. Ich hörte die Wellen gegen das Riff donnern. Gestrandet.
    Schiffbrüchig.
    Nein, wir hatten keinen Schiffbruch erlitten, wir würden wieder fliegen, das hatte der Kapitän versprochen. Ich würde wieder fliegen. Ich durfte nur nicht untätig herumliegen. Ich sprang aus der Koje und streifte meine Freizeitkleidung über: Hose, Hemd, Hosenträger und flache Schuhe. Ich konnte nicht hier in der Kabine bleiben, sie erinnerte mich zu sehr an mein Zimmer zu Hause, bewegungslos und klein. Jeden Moment würde mir die Decke auf den Kopf fallen.
    Ich öffnete die Kabinentür und trat hastig hinaus auf den Flur. Dort wäre ich beinahe mit Baz und Bruce Lunardi zusammengestoßen. Sie sahen so aus, als hätten sie etwas vor.
    »Braucht ihr vielleicht Hilfe?«, fragte ich.
    »Wenn du willst«, sagte Baz. »Der Kapitän hat uns gebeten, nach Süßwasser zu suchen.«
    »Was? Wir haben kein Wasser mehr?«, rief ich erschrocken.
    »Nicht ganz«, erklärte Baz, »aber wir mussten den Großteil letzte Nacht abwerfen. Es reicht vielleicht noch für einen Tag.«
    »Bis dahin sind wir sowieso wieder weg«, sagte ich zuversichtlich.
    »Trotzdem werden wir Wasser aufnehmen müssen, um es bis nach Sydney zu schaffen«, bemerkte Lunardi. »Außerdem brauchen wir Ballast.«
    »Das weiß ich«, erwiderte ich. Ich war wütend auf ihn, weil er mir mein Schiff erklärte, und wütend auf mich, weil ich die leeren Ballasttanks ganz vergessen hatte. Wir gingen über den Landgangsteg zum Strand, die Augen wegen des Sonnenlichts zusammengekniffen. Bruce und Baz marschierten Seite an Seite voraus. Sie waren etwa gleich groß und vermutlich sogar im gleichen Alter. Ich fragte mich, wann sie sich so gut angefreundet hatten; ich hatte sie noch nie zuvor zusammen gesehen. Plötzlich fühlte ich mich wie ein kleiner Bruder, der unerwünscht hinterherdackelte.
    »Hast du die letzte Nacht gut überstanden?«, fragte ich Bruce. »Sah so aus, als hättest du da oben ganz schön Schwierigkeiten gehabt.«
    »Hatte ich auch«, sagte er und lächelte mich an. Es war kein

Weitere Kostenlose Bücher