Airborn 01 - Wolkenpanther
scherzte Baz.
»Schauen Sie sich diese Bäume an«, erklärte sie und deutete auf den Wald. »Wissen Sie, was das für welche sind?«
»Ich muss gestehen, nein«, sagte Lunardi.
»Das sind Brotfruchtbäume«, erklärte sie ihm.
»Brotfruchtbäume, so so«, sagte Lunardi mit einem Lachen. »Was für ein netter Einfall.«
»So heißen diese Bäume«, sagte sie. Ihre Nasenflügel verengten sich und sogleich löste sich Lunardis Lächeln mitsamt seinem weltmännischen Filmstargehabe in Luft auf.
»Sehen Sie die Früchte dort in den Zweigen?«, fuhr Kate fort. »Sie sind unglaublich sättigend. Man muss sie aufbrechen. Etwas stärkehaltig, aber sättigend. Wir können froh sein, dass sie hier wachsen. Wir werden auf keinen Fall verhungern müssen, meine Herren. Und sehen Sie nur, Kokosnüsse und Mangos, und ich glaube, da drüben wachsen Ananas. Darüber hinaus finden wir hier eine Fülle marinen Lebens. Sie brauchen nur einmal einen Blick in die Lagune zu werfen. Dort gibt es zahllose Arten an Fischen und Meeresfrüchten.«
Völlig verdutzt starrten wir sie an.
»Wir können von Glück sagen, Sie bei uns zu haben, Miss de Vries«, sagte Bruce liebenswürdig.
»Miss de Vries«, bat ich, »bitte verraten Sie dem Kapitän nicht, was für nutzlose Dummköpfe wir sind, sonst verlieren wir noch alle unsere Arbeit.«
»Ihr Geheimnis ist bei mir in sicheren Händen«, erwiderte sie lächelnd.
»Wir sollten uns besser den Bach anschauen, ehe wir dem Kapitän Bericht erstatten«, sagte Baz. »Ich schlage vor, wir einigen uns darauf, dass ich ihn entdeckt habe und auf dem Weg dorthin gegen ein Krokodil und einen Schwarm Piranhas kämpfen musste. Einverstanden? Vielen herzlichen Dank, Miss de Vries, Sie sind eine wahre Quelle der Weisheit.«
»Das stammt alles nur aus Büchern«, erwiderte sie.
»Ich sollte wohl mehr lesen«, sagte Baz.
Wir drei verabschiedeten uns und marschierten auf der Suche nach Kates Bach weiter den Strand entlang. Bald erblickten wir ein Geflecht aus kleinen Wasserläufen, die sich durch den Sand zogen und in die Lagune flossen. Wir folgten ihnen stromaufwärts in den Wald, wo sie sich alle zu einem kleinen Bach vereinigten. Ich bückte mich und kostete das Wasser. Es war klar und erfrischend. Dann spritzte ich mir eine Hand voll ins Gesicht. Es war so kalt, dass meine Wangenknochen schmerzten. Ich schloss die Augen.
»Alles klar?«, fragte Baz. »Du siehst ein bisschen mitgenommen aus.«
»Ich mag keinen festen Boden unter den Füßen«, erklärte ich.
»Du solltest dir mal eine Mütze Schlaf gönnen, mein Freund.«
»Ich werde später schlafen. Ich werde schlafen, wenn wir diese verflixte Insel endlich wieder verlassen haben.«
»Die Vorstellung, unzählige Eimer voller Wasser zurück zum Schiff zu schleppen, gefällt mir gar nicht«, sagte Baz und drehte sich um, um zu sehen, wie weit die Aurora entfernt lag.
»Tja, noch hat uns der Kapitän diesen Befehl nicht erteilt«, sagte Lunardi. »Er hat uns nur gebeten, einen Bach zu finden. Hier ist er. Und so wie's aussieht, wird er auch in nächster Zeit nicht austrocknen.«
»Du hast Recht«, sagte Baz. »Das sind wirklich gute Nachrichten. Wir werden jedenfalls nicht verdursten.« Er seufzte und seine Schultern sackten ein wenig in sich zusammen. »Zum Teufel aber auch. Ich hatte in Sydney was Wichtiges vor.«
»Ich muss zurück«, sagte Lunardi. »Gibt noch viel zu flicken.«
»Haben wir denn überhaupt noch genug Hydrium?«, fragte ich. Es gefiel mir ganz und gar nicht, ihn das fragen zu müssen. Wäre ich ein Segelmacher, hätte ich es heute Morgen selbst mitbekommen, statt ein Picknick zum Mittagessen für die Passagiere vorzubereiten.
»Ich weiß nicht, ob es reichen wird«, gestand Lunardi. »Sollen wir zurückgehen?«
»Geht ihr schon mal vor«, sagte ich. »Ich brauche noch etwas frische Luft.«
»Gut. Wir sehen uns dann später auf dem Schiff«, sagte Baz und schaute mich an. Seine Augen fragten stumm, ob alles in Ordnung sei. Ich nickte.
Anschließend ging ich noch ein bisschen weiter den Strand entlang. Hätte ich diesen Anblick in einem Buch gesehen, hätte ich ihn wunderschön gefunden, das Traumbild eines tropischen Gartens. Doch im Moment fühlte ich mich wie ein Sträfling, der am Ufer einer Gefängnisinsel ausgesetzt wurde. Alle meine Gedanken waren auf Flucht ausgerichtet.
Ich drehte mich um und schlenderte langsam zur Aurora zurück. Kate stand immer noch allein am Strand und kritzelte in ihr Buch. Auf einmal
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