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Airborn 01 - Wolkenpanther

Airborn 01 - Wolkenpanther

Titel: Airborn 01 - Wolkenpanther Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Sturz erinnerte, mit dem sein Leben begonnen hatte.
    Wir erreichten den Baum und Kate packte ihre Kamera ein. Ich nahm die Reisetasche mit den Knochen.
    Kate blieb stehen und blickte sich noch einmal um. »Und wenn ich ihn nie wieder sehe?«, fragte sie traurig. »Vermutlich werden wir die Insel heute oder morgen verlassen. Das Foto, das ich von ihm gemacht habe, ist bestimmt ganz unscharf. Ich habe nicht mal richtig zielen können. Außerdem hat er sich so schnell bewegt. Es wird total verwackelt sein, falls überhaupt etwas zu sehen ist. Ich muss näher an ihn heran.«
    »Du hast doch die Knochen«, erinnerte ich sie. »Und die Bilder von dem Skelett.«
    Sie schnaubte.
    »Aber du hast gesagt, das würde ausreichen«, sagte ich. »Du hast gesagt, die Knochen wären ein überzeugender Beweis!«
    »Oh, die Knochen sind nicht schlecht«, sagte sie geringschätzig. »Aber schließlich gibt es noch ein lebendes Exemplar dieser Spezies, direkt vor unserer Nase! Wenn ich doch nur eine Nahaufnahme von ihm kriegen könnte …« Sie verstummte zerstreut. »Ist es nicht seltsam, dass wir das Tier immer als ›Er‹ bezeichnen?«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Dabei wissen wir gar nicht, ob es ein Er oder eine Sie ist. Aber wie selbstverständlich sagen wir ›Er‹. Ein weiteres wichtiges männliches Exemplar seiner Gattung.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Hat er so ausgesehen, wie du ihn dir vorgestellt hast?«, fragte ich.
    »Nein. Das heißt, doch. Ich weiß nicht. Er war wunderschön, nicht wahr?«
    »Ja, das war er.«
    »Mein Großvater hatte Recht, es sind wirklich wunderschöne Tiere. Oh Matt, ich möchte ihn wiedersehen.«
    »Ich auch.« Sie schaute mich an und lächelte.
    »Aber wir müssen los«, sagte ich. »Und vielleicht ist das ja auch ganz gut so. Es könnte gefährlich sein, ihm nahe zu kommen.«
    »Glaubst du, er würde uns angreifen?« Der Gedanke schien ihr vorher nie gekommen zu sein. »Aber Großvater haben sie doch auch nichts getan.«
    »Das stimmt. Trotzdem, er ist ein wildes Tier.«
    »Er kam mir aber ganz sanft vor.«
    »Eine große Miezekatze, was? Du solltest dir mal die Zähne hier drin anschauen«, sagte ich und hielt die Tasche in die Höhe.
    »Naja, ich glaube nicht, dass er einen Menschen angreifen würde.«
    »Dann bist du also schon vielen wilden Tieren begegnet?«
    Kate lachte. »Nein, nicht wirklich …«
    »Hast du vielleicht schon mal Nahaufnahmen von Raubkatzen gemacht oder vielleicht von einem Komodo-Waran aus Indonesien, nur so zum Spaß?«
    »Wie sollen wir ihn denn nennen?«, fragte sie.
    »Das Tier?« Ich lachte. Offenbar sah Kate bereits ihren Namen in den Lehrbüchern stehen.
    »Ich weiß nicht.«
    »Er sollte einen Namen haben. Und da wir ihn ent deckt haben, müssen wir ihm einen Namen geben.«
    »Denk du dir was aus«, sagte ich zu ihr. »Irgendwas mit viel Latein.« Doch im Stillen dachte ich: Wolkenpanther. Ich traute mich nur nicht, diesen Namen laut auszusprechen, aus Angst, Kate könnte ihn zu simpel finden, zu unwissenschaftlich.
    Auf einmal blieb ich stehen und blinzelte. An meiner Haut spürte ich, dass sich das Wetter änderte, und ich schaute beunruhigt nach oben. Durch das Blätterdach konnte ich einen großen Flecken Himmel sehen.
    Er war grau und voller Wolken. Wann war das passiert? Noch nie hatte ich erlebt, dass sich das Wetter so schnell änderte. Vor zwanzig Minuten war der Himmel noch strahlend blau gewesen, nun türmten sich dort dicke, dunkle Wolken, die aussahen wie der Eingang zur Hölle. Ich hatte den Wetterwechsel viel zu spät bemerkt. Was für ein feiner Ausguck ich war! Wetterbeobachter, Schiffsauge.
    »Wir müssen uns beeilen«, drängte ich. »Komm!«
    Wir rannten los. Ich hörte den Wind aufheulen und mir schoss nur noch ein Gedanke durch den Kopf:
    Mein Schiff!
    Dann brach der Sturm über uns herein.

12. Kapitel
Schiffbrüchig
      

    Wind und Regen donnerten gleichzeitig auf uns herab, drückten die Bäume nieder und trieben uns vor sich her, während sie versuchten, uns von den Füßen zu reißen.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich die Aurora und zählte ihre Haltetaue. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Seile gegen die Ankerpflöcke wehrten, die tief im Sand vergraben waren, wie sie an den Palmstämmen scheuerten und immer heißer wurden. Sämtliche der straff gespannten Trossen stöhnten und jammerten wie ein höllisches Streichorchester. Das erste riss, kurz darauf das zweite, und ein Tau nach dem anderen gab

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