Airborn 01 - Wolkenpanther
nach, während das Schiff im Wind schwankte. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, während wir durch den Wald taumelten.
Kate stolperte und ich nahm ihre Hand. Sie war glitschig wie ein Aal. Gebückt kämpften wir uns voran, schwer beladen mit Kamera und Reisetasche, und stolperten in die Richtung, in die der Wind uns trieb. Ein Stück vor uns krachte plötzlich ein Baum zu Boden und die Wucht seines Aufpralls riss uns von den Füßen. Der prasselnde Regen und das gespenstische Heulen des Windes waren so laut, dass ich ihn nicht einmal fallen gehört hatte. Wegen des Regens kniff ich die Augen zusammen und stolperte fast blind umher.
Es wurde immer schlimmer. Äste spuckten Wasser auf uns herunter wie monströse Wasserspeier und ganze Wasserfälle schossen an den Baumstämmen herab. Der Wind ließ Himmel und Erde beben. Ich hatte keine Ahnung, wie wir vorankamen oder in welche Richtung wir taumelten. Wir kämpften uns weiter, so gut es ging, während der Regen auf uns niederprasselte und unsere Kleidung so schwer an uns hing, dass wir uns nur unbeholfen und langsam bewegen konnten. Äste wirbelten durch die Luft. Bald würde auch uns einer treffen.
Durch den grauen Schleier harter Regentropfen erspähte ich einen dunklen Schatten und stolperte darauf zu. Vor uns lag ein dichtes Dickicht und dahinter eine schwarze Öffnung in einem kleinen Hügel aus Erde und Fels. Ich zog Kate zu dieser Erdspalte und schubste sie durch die Ranken vor dem Eingang. Dahinter verbarg sich eine kleine Vertiefung, gerade groß genug, dass wir darin nebeneinander sitzen konnten. In der Dunkelheit war nicht zu erkennen, wie weit die Höhle in den Berg hineinreichte. Ich hatte auch kein Verlangen danach, mich genauer umzusehen. Im Innern war es mehr oder weniger trocken und wir waren vor Wind und Regen geschützt. Kate untersuchte ihre Kamera und die Tasche mit den Knochen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie nicht nass geworden waren, schob sie beides hinter uns, um ihre Schätze vor der Feuchtigkeit zu schützen. Ich starrte in die Felsöffnung und wartete, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann konnte ich sehen, dass die Höhle bis tief in den Fels hineinreichte.
Eine Weile saßen wir schweigend da, wischten uns das Wasser vom Gesicht und zupften an unseren durchnässten Kleidern, während wir ehrfürchtig in das wütende Toben des Sturms hinausstarrten.
»Das Schiff wird schwer beschädigt werden.« Meine Worte wurden vom Wind und vom Regen fast verschluckt.
»Es wird schon nichts passieren.«
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte Recht, das wusste ich. Wenn es der Mannschaft gelungen war, den Bug der Aurora in den Wind zu schieben, dann hielt sich der Schaden in Grenzen. Hatte der Wind sie jedoch seitlich erwischt, würde das Schiff sich wie ein riesiges Segel von seinen Ankerleinen losreißen. Dann verloren wir auch noch unseren letzten Rest Hydrium. Und ohne Hydrium war die Aurora nichts weiter als eine zerknitterte Hülle.
Der Wind heulte und fluchte. Immer wenn er für einen kurzen Augenblick verstummte, hoffte ich inbrünstig, dass es nun vorbei wäre und der Sturm sich endlich verausgabt hätte, doch dann prasselte der Regen mit neuem Hass herab und der Wind heulte wieder auf, als wäre der Himmel ein Blasebalg, der auf unsere Insel gerichtet war.
Ich tastete in meinen Taschen nach dem Kompass. Eigentlich war ich stolz darauf, ihn nur selten benutzen zu müssen. Nachdem ich schon so lange in der Luft lebte, wusste ich immer genau, in welche Richtung wir flogen. Manchmal, wenn ich nachts spürte, dass das Schiff den Kurs änderte, prüfte ich meinen Instinkt, indem ich unseren neuen Kurs aufzeichnete und ihn dann mit Hilfe des Kompasses überprüfte. Meistens lag ich genau richtig. Doch in diesem Moment brauchte ich das Gerät. Ehe wir in der Höhle Schutz fanden, hatten uns Wind und Regen so durch die Gegend gestoßen, dass ich jegliche Orientierung verloren hatte.
Ich schaute auf den Kompass. Die Nadel zitterte, weil Erde und Luft so sehr bebten. Mein innerer Ma gnet richtete sich nach der Anzeige aus und auf einmal wusste ich den Weg zum Schiff wieder. Kate schaute den Kompass neugierig an. Ich reichte ihn ihr.
»Die Nadel zeigt immer nach Norden, nicht wahr?«
Sie musste mir ins Ohr schreien, damit ich sie überhaupt hören konnte.
»Ja.«
»In welcher Richtung liegt der Baum?« Ihr Atem war warm an meinem Ohr.
»Südsüdwest.«
»Und der Steilhang?«, fragte sie. »Wo wir das
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