Airborn 01 - Wolkenpanther
sonst tun sollen?«
»Hör mal«, sagte ich. »Es ist ruhiger geworden.«
Ich spähte in den Wald hinaus, die Sicht war etwas besser geworden. Der Wind war zu einem Stöhnen abgeflaut und die Bäume schienen etwas weniger heftig hin und her zu schwanken. Wir würden zwar immer noch durchweicht und durchgepustet werden und jeden Moment konnte der Sturm wieder zunehmen, dennoch überlegte ich, ob wir uns nicht hinauswagen sollten. Schließlich waren wir sowieso schon bis auf die Haut durchnässt.
Hinter uns ertönte ein Zischen.
War das neu? Oder hörte ich es jetzt nur deswegen zum ersten Mal, weil der Sturm sich gelegt hatte? Ich wirbelte herum und starrte in die Dunkelheit der Höhle.
Ssssssssssssssss.
Da hinten war irgendwas.
»Raus hier!«, rief ich und packte Tasche und Kamera. Wir stürmten aus der Höhle. Die Regentropfen waren groß wie Hagelkörner, doch wenigstens wurden wir nicht sofort umgeweht. In einiger Entfernung von der Höhle blieb ich stehen und drehte mich um. Aus dem Eingang kam nichts hervorgekrochen.
»Es klang wie eine Schlange«, sagte Kate.
»Wahrscheinlich nur wieder eines dieser freundlichen kleinen Reptilien, obwohl es doch hier, wie du behauptet hast, keine Schlangen geben dürfte.« Ich war schlecht gelaunt, müde und verlegen und traute mich kaum, Kate in die Augen zu schauen, nachdem sie mich in der Höhle so niedergeschlagen und weinerlich erlebt hatte.
»Die andere hat aber nicht so gezischt«, bemerkte sie.
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war dies eine neue Art von fliegender Schlange. Auf dieser Insel kann mich nichts mehr überraschen.«
Der Geruch von Mangos hing schwer in der Luft. Ich schaute zu den Bäumen hinauf und versuchte, die hellroten und grünen Früchte zu entdecken. Vielleicht könnte ich ja rasch hinaufklettern und ein paar für uns pflücken. Aber ich sah nichts. Egal. Wir muss ten sowieso weiter. Ich musste zurück zur Aurora.
Ich schluckte heftig, als ich mein Schiff sah. Sie hatte so viel Luft verloren, dass sie mit den Mitleid erregenden hervorstehenden Rippen einem ausgezehrten Tier glich. Sie war auf dem Strand zusammengesackt und ihr Bauch lag wieder im Sand, schlimmer als zuvor. In ihrer Seite klaffte ein riesiges Loch, Fetzen der Hülle hingen daran herab. Ihre untere Ruderflosse war erneut böse zerbeult. Sie sah völlig zerstört aus.
»Oh«, flüsterte ich. »Oh.« Ich stand nur da und starrte sie dümmlich an.
Der Schiff stand schräg und war leicht nach steuerbord gekippt. Die gesamte Mannschaft schwirrte am Strand um sie herum, zog an den Trossen und versuchte, sie wieder aufzurichten. Mr Grantham und Mr Torbay warfen einen Blick zu mir herüber, waren aber zu beschäftigt, um sich um einen nichtsnutzigen Kabinensteward zu kümmern. Dann entdeckte ich den Kapitän. Er drehte den Kopf und sah mich an, wie ich neben Kate stand, ein Kamera-Etui über der Schulter und eine geblümte Tasche in der Hand, als wäre ich soeben von einem Strandpicknick zurückgekehrt. Ehe er wegsah, konnte ich den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen; nicht Wut, sondern müde Enttäuschung.
Von brennender Scham erfüllt, schluckte ich und schaute Kate an. »Könntest du das hier bitte nehmen?«, murmelte ich und stellte Kamera und Reisetasche auf den Boden.
»Ja, natürlich.«
Am liebsten wäre ich zurück in den Wald gerannt, doch ich ging zum Schiff. Wenigstens war sie noch da und nicht weggeweht oder in Stücke zerfetzt worden. Ich hob die Füße, um zu den anderen zu rennen, doch meine Hose war so nass und klebte an meinen Beinen, dass ich stolperte und in den Sand fiel. Ich rappelte mich auf und eilte weiter.
Es regnete und der Wind blies immer noch recht stark. Die Passagiere kauerten Schutz suchend zwischen den Palmen und schauten der Mannschaft zu. Ich wandte den Blick von ihnen ab, weil ich keine Lust hatte, Miss Simpkins' empörten Gesichtsausdruck zu sehen. Unser ganzer Plan war schief gegangen. Eigentlich hätte unsere Rückkehr ganz unauffällig vonstatten gehen sollen. Da das Schiff repariert und alle Passagiere wieder an Bord waren, hatte ich geglaubt, es würde ein Leichtes für Kate und mich sein, uns am Vormittag heimlich auf das Schiff zu schleichen und unserer Wege zu gehen. So jedoch hätte unsere Rückkehr kaum mehr Aufmerksamkeit erregen können.
Auf der dem Wald abgewandten Backbordseite des Schiffs stieß ich auf Baz und stellte mich neben ihn an sein Seil.
»Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
»Ziemlich schlimm.« Seine
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