Airborn 02 - Wolkenpiraten
dann versuchen anzudocken, wenn das gefahrlos möglich ist. Würde die Saga zerstört, wären wir alle erledigt. Hat jemand Hunger? Ich glaube, Mrs Ram hat uns Trockenfrüchte und Zuckermandeln eingepackt.«
Das Schiff schlingerte nach backbord und Kate taumelte gegen mich.
»Wir sollten eine etwas sicherere Stelle finden, um das abzuwarten«, sagte ich. »Was ist mit Grunels Räumen? Da gibt es auch Decken, wenn uns kalt wird.«
»Dahin will ich nicht mehr«, sagte Kate überraschend heftig.
Ich blickte Hal an. »Was ist passiert?«
»Nichts.« Hal klang ziemlich gereizt. »Erinnerst du dich an die Decke, die ich über Grunel geworfen habe? Als Kate und ich reingekommen sind, ist sie runtergerutscht, und Kate hat sich ein bisschen erschrocken.«
»Die ist nicht einfach runtergerutscht«, widersprach Kate. »Ich stand mit dem Rücken zu ihm, da habe ich ein Geräusch gehört, als würde jemand die Decke wegreißen. Als ich mich umdrehte, lag sie auf dem Boden.«
Ich spürte meine Kopfhaut kribbeln.
»Auf einem Schiff bewegen sich die Dinge nun mal«, sagte Hal. »Besonders bei stürmischem Wetter.«
»Als Nächstes fängt er noch an zu steppen«, sagte Nadira.
»Bestimmt gibt es auch einen anderen Ort«, sagte Kate stur, »einen ohne tote Menschen.«
Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich in das Krähennest gesetzt. Da war es zwar bitterkalt, aber da könnte ich wenigstens den weiten Himmel sehen. Ich fürchtete mich davor, weiter in die Dunkelheit des Schiffs hinabzusteigen.
»Irgendwas mit Fenstern wäre gut«, schlug ich vor. »Da könnten wir auch unsere Lampen für die Nacht schonen. Wenn wir dann überhaupt noch hier sind«, fügte ich hinzu, als ich die aufkeimende Panik in Kates Augen sah.
»Warum nicht sein Ingenierium?«, fragte Nadira. »Das können wir weiter durchsuchen, während wir warten.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist«, sagte ich. »Da drin gibt es eine Menge schweres Gerät. Ich fände es nicht so toll, wenn sich eins davon bei dem Sturm losreißt und uns zerquetscht.«
»Mir schien es ziemlich gut gesichert«, sagte Hal. »Nadira hat Recht. Wir können die Zeit nutzen und es gründlich untersuchen. Allem Anschein nach hat Grunel sich die meiste Zeit da drin vergraben, also könnte er dort auch seine Reichtümer versteckt haben. Bisher habe ich nichts gefunden außer dem Inhalt des Kapitänssafes: Kleingeld und drei Monatslöhne für die Mannschaft.«
»Immerhin etwas«, sagte ich.
»Das ist nicht mal genug, um nur einen der Motoren reparieren zu lassen.«
Wir stiegen die schwankende Leiter zum Kiel hinab und arbeiteten uns über den schlingernden Steg Richtung Heck. Aus Grunels Wäscheschrank nahmen wir so viele Decken mit, wie wir tragen konnten. Obwohl wir das Schlafzimmer gar nicht betraten, fühlte ich mich allein schon bei der Vorstellung beklommen, wie er da hohlwangig und mit scheinbar wachsamen Augen auf seinem Sofa lehnte. Ob die Decke wohl wieder über ihm lag?
Zurück auf dem Steg hielten wir bei einem der Tanks mit Trinkwasser an und schafften es auch, ein paar Eisstücke abzuschlagen, um daran zu lutschen. Wir hatten alle sehr großen Durst. Doch das Eis war so bitterkalt an Lippe und Zunge, dass es die Mühe kaum wert schien.
Dann betraten wir das Ingenierium und schalteten die Lampen aus. Besorgt blickte ich zu Grunels riesiger, teleskopähnlicher Maschine hinüber. Auch wenn sie bei den schweren Windstößen leicht vibrierte, schien sie doch gut im Boden verankert zu sein, ebenso wie die gesamte sonstige Ausstattung im Raum.
»Gegen eine Tasse Tee hätte ich jetzt nichts einzuwenden«, meinte Kate und setzte sich mit dem Rücken an eine Kiste.
Nadira holte Zuckernüsse aus ihrem Rucksack und bot sie reihum an. Ich teilte Decken aus, betrachtete die Gesichter der Mädchen und fragte mich, wie lange sie wohl durchhalten würden.
Hal schlenderte herum. An einer Wand stieß er auf eine Leiter, die zu einer schmalen Plattform vor den Regalen führte. Ich ließ Kate und Nadira alleine und folgte ihm. Er versuchte ein paar Mal, die Leiter hochzuklettern, aber auch sie schwankte und rutschte dauernd weg. Mit einem Fluch gab er seine Absicht auf und entschied sich dafür, mit sicherem Boden unter den Füßen weiterzusuchen. Es wäre besser gewesen, er hätte sich auch hingesetzt, doch ganz offensichtlich war er in einer gefährlichen Stimmung. Es wurde Zeit, dass er endlich etwas Wertvolles fand.
Hinter der Schiffswand jaulte, pfiff
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