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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Pistolenkugeln umhertanzt, rechnet man nicht damit, dass diesen Menschen irgendetwas aufhalten kann. Nach kurzer Zeit nahm sie die Maske wieder ab.
    »Was machen deine Kopfschmerzen?«, fragte ich. Mir war eingefallen, wie sie sich die Schläfen gerieben hatte, als wir heute Morgen an Bord der Hyperion gegangen waren.
    »Nicht so schlimm.«
    »Bestimmt? Willst du zurück auf die Saga ?«
    Sie sah mich erst etwas misstrauisch an. »Du bist sehr nett«, sagte sie dann.
    Ich lachte verlegen. »Nein.«
    »Doch, bist du. Du hast dich für mich eingesetzt, als es sonst keiner getan hat.«
    »Wie kannst du mich nett finden, nach dem, was zwischen mir und deinem Vater passiert ist?«
    »Du hast dich doch nur verteidigt. Als ich dich zum ersten Mal getroffen hab, wusste ich sofort, dass du gar nichts Gemeines an dir hast. Dafür bist du ein viel zu anständiger Mensch. Du bist wie … die Freiheitsstatue.«
    »Also normalerweise trage ich kein Gewand. Bist du sicher, dass du nicht doch ein bisschen benommen bist?«
    »Sie ist wie ein Leuchtfeuer, wie sie dasteht und in die Zukunft blickt. Ich mag deine Art zu denken, alles sei möglich.«
    Ich wunderte mich über das, was sie sagte, denn sosehr ich mich auch geschmeichelt fühlte, entsprach es doch nicht der Wahrheit. In der letzten Zeit waren meine Gedanken zunehmend düsterer geworden.
    »Ich fühle mich eher wie ein Betrüger.«
    »Wieso?«
    »Ich suche einen Schatz und bin daher nicht besser als ein Pirat. Er steht mir nicht zu. Wenn ich mich an die Spielregeln halten würde, wäre ich in der Akademie und würde für das Examen arbeiten.«
    »Die Spielregeln«, sagte Nadira. »Wenn ich mich an die halten würde, wäre ich jetzt frisch verheiratet.«
    Ich verzog das Gesicht. »Der Kerl mit den schlechten Zähnen?«
    Sie nickte.
    »An einige Regeln sollte man sich tatsächlich nicht halten«, gab ich zu.
    »Wenn wir hier Gold finden«, sagte sie, »brauchst du nicht an die Akademie zurückgehen. Du musst dann nicht für den Rest deines Lebens reiche Leute um die Erde fliegen. Du kannst dann genau das tun, was du willst. Kaufst dir ein eigenes Schiff und musst niemandem Rechenschaft ablegen als nur dir selbst. Du kannst deinen eigenen Weg gehen.«
    Sie zauberte mir ein wunderbares Bild von meiner Zukunft vor Augen, wie ich es selbst in den letzten Tagen auch schon entworfen hatte. Doch irgendetwas stimmte nicht damit. Ich konnte es noch nicht richtig fassen – oder war ich zu zaghaft oder zu verbohrt, um es zu begreifen?
    »Du und ich, wir sind Regelbrecher«, sagte Nadira. »Das Leben ist hart. Das können wir vielleicht nicht ändern, aber wir können daran kratzen.«
    »Ich hoffe, du hast Recht«, sagte ich.
    Sie berührte mein Gesicht.
    Ich wollte berührt werden.
    Mir war zum Heulen, denn in diesem Moment wurde mir klar, dass es Kates Berührung war, nach der ich mich sehnte, die ich aber nicht bekommen konnte. Obwohl wir so verschieden waren, obwohl mein Herz untreu war, war sie es, die ich mehr als alles andere wollte, und ich hatte Angst, sie verloren zu haben.
    Ich räusperte mich und wäre fast umgefallen, als das Schiff plötzlich anfing, heftig zu beben. Die Sonne schien noch genauso strahlend durch die Fenster, doch der unsichtbare Wind hatte die Hyperion in den Klauen und wollte sie nicht mehr loslassen.
    »Komm mit«, sagte ich.
    Wir torkelten über den schwankenden Boden zur Tür und hinaus auf den Steg. Der Wind pfiff durch die Risse in der Schiffshaut und spielte Teufelsgeige in der Takelung. Dann sah ich Dorje, der sich über den Steg auf uns zukämpfte.
    »Wir steigen aus!«, schrie er.
    Wir erreichten die vordere Leiter gleichzeitig mit Hal und Kate.
    »Bläst ein bisschen stark«, sagte Hal.
    »Hast du was gefunden?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf und seufzte. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern sah Kate an. Ich rechnete schon fast damit, dass sie ihre Verlobung verkündete.
    »Geh du voran, Cruse«, sagte Hal. »Das Wetter sitzen wir auf der Saga aus.«
    Ich stieg die Leiter zum Krähennest hoch, wobei die Leiter im Rhythmus der Schiffsbewegungen hin und her schwang wie ein Metronom. Oben unter der Kuppel blickte ich zum Himmel. Es gefiel mir gar nicht, was ich sah.
    Der Wind drosch dermaßen auf die beiden Schiffe ein, dass sich die vier Kupplungsarme der Saga wie Federn streckten und wieder zusammenzogen. Sie schafften es, die beiden Schiffe vor einem Zusammenstoß zu bewahren, wurden aber schwer strapaziert. Der Himmel kreischte. Die

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