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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Stall. Stroh, gesprenkelt mit gefrorenem Hühnerdreck, war auf dem Boden verstreut. Futter- und Wassertröge standen herum, und an der gegenüberliegenden Wand befanden sich zwei Boxen mit einer Ziege und einer Kuh, die umgekippt auf der Seite lagen.
    »Unheimlich«, sagte Nadira.
    »Sehr.«
    Doch langsam empfand ich mich als den verrückten Eindringling auf diesem Schiff, der herumlief und atmete, während alles sonst tot und erfroren war. Heute war es ziemlich ungewöhnlich für ein Fracht- oder Passagierschiff, Tiere an Bord mitzuführen. Doch es passte alles zu Grunels Wunsch, sich auf dieser langen Reise selbst zu versorgen. Die Hennen legten Eier, die Ziege und die Kuh gaben Milch und Käse und, wenn nötig, Fleisch.
    Wir untersuchten den Raum genau. Nadira öffnete sogar den Hühnerkäfig und durchwühlte das Stroh und die Nester, falls Grunel hier etwas von seinen Schätzen versteckt haben sollte. Beeindruckt von ihrer Gründlichkeit, schlitzte ich daraufhin die Futtersäcke mit einer Mitgabel auf, für den Fall, dass sie Diamanten statt Körner enthielten. Aber es gab keine erfreulichen Überraschungen.
    »Machst du dir nicht langsam Sorgen?«, fragte sie.
    »Dass es hier nichts gibt? Das frage ich mich allmählich.«
    »Sollen wir es mal da probieren?« Nadira zeigte auf eine Tür zwischen zwei Boxen. Sie war nicht abgeschlossen. Ich fuhr regelrecht zusammen, als sich beim Öffnen der Tür strahlende Helligkeit über uns ergoss.
    Wir betraten einen Obstgarten.
    Die Schiffswand war hier großzügig mit Fenstern versehen und die vereisten Scheiben leuchteten hell. Die Bäume glitzerten. Ihre Blätter hatten sich verfärbt und waren mit Reif überzogen. Es war wie in einem Märchengarten, in dem seit hundert Jahren alles schlief und erst wieder erblühen und gedeihen würde, wenn der König zurückkäme. Von Bäumen verstand ich nicht viel, konnte aber erkennen, dass es hier unterschiedliche Sorten gab.
    »Schau mal«, sagte Nadira, »da ist auch ein Gemüsegarten.«
    Hinter dem Obstgarten war ein rechteckiges Beet angelegt. Nichts hatte eine Chance gehabt, nennenswert zu wachsen, außer ein paar Stielen und Ranken. Vor jeder Zeile steckte ein Stab mit einem sauber handbeschrifteten Schildchen: Kartoffeln, Tomaten, Möhren, Spinat, Rhabarber, Mais.
    Ich hatte zwar von Köchen gehört, die am Küchenfenster Basilikum und Schnittlauch im Blumentopf zogen, doch noch nie von regelrechten Gemüse- und Obstgärten in der Luft.
    »Das muss auch eines von seinen Experimenten sein«, sagte ich, »wie Gemüse und Bäume in der Höhe gedeihen.« Ich blickte zu den großen Fenstern. »Genügend Licht hatten sie vermutlich.«
    »Aber wie wird das alles bewässert?«, fragte Nadira.
    »Es gibt jede Menge Wassertanks an Bord. Außerdem können sie es sammeln, wenn es regnet.« Die meisten Schiffe hatten regulierbare Regenrinnen. Wenn man unter einer Regenwolke flog, konnte man schnell Wasser aufnehmen.
    Plötzlich fielen mir die üppigen Gärten und die Gewächshäuser auf Grunels Skizzen ein.
    »Er wollte diese Luftstadt bauen«, sagte ich voller Überzeugung. »Deshalb ist er in die Luft aufgestiegen. Um zu prüfen, ob das möglich sein könnte. Wasser aus den Wolken. Nahrung aus seinen Gärten. Das Einzige, was er dann nicht hätte, wäre Treibstoff. Und ohne Treibstoff würde das nie funktionieren.«
    Nadira zuckte mit den Schultern. Sie schien sich dafür nicht besonders zu interessieren. Kate hätte meine wehmütigen Überlegungen verstanden. Sie kannte mich schon lange und auch den Teil von mir, der darauf brannte, sich für immer in der Luft aufzuhalten.
    »Vielleicht hat er seine Schätze vergraben«, meinte Nadira.
    Ich betrachtete den Obstgarten voller Bestürzung. Wenn Hal ihn zu sehen bekam, würde er sicher anordnen, ihn umzugraben. Grunel war ein seltsamer Vogel gewesen. Es war durchaus möglich, dass er seine Schätze vergraben hatte, doch noch konnte ich mich nicht überwinden, diese Arbeit jetzt in Angriff zu nehmen. »Den Genuss heben wir uns für später auf.«
    »Es ist wunderschön hier«, sagte sie und ließ ihren Blick über den verwunschenen Obstgarten schweifen.
    »Geht es dir gut?«, fragte ich, denn mir fiel auf, dass sie zitterte.
    »Mir ist nur ein bisschen kalt.«
    »Nimm etwas Sauerstoff.«
    Während sie die Maske aufsetzte und einige tiefe Züge nahm, wartete ich.
    Ich machte mir Vorwürfe, dass ich nicht mehr Pausen eingelegt hatte. Aber wenn jemand über Dachfirste turnt und zwischen

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