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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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waren Rucksäcke und Handschuhe zurückgeblieben – und alle Sauerstoffbehälter.
    Niemand musste das aussprechen, es war uns allen bewusst. Und uns war klar, dass wir nicht wieder hineingehen konnten.
    Kate schob ihre Hand in meine. Ich drückte sie.
    »Das wird schon«, sagte ich. »Es ist kurz vor der Morgendämmerung. Die Saga sollte bald hier sein.«
    »Bei Sonnenaufgang sind wir zurück an Bord«, sagte Hal. »Spätestens in ein paar Stunden. Der Sturm hat sich ausgeblasen.«
    »Lasst uns doch in Grunels Wohnung gehen und es uns dort so warm wie möglich machen«, schlug ich mit klappernden Zähnen vor.
    Diesmal widersprach Kate nicht. Nach den Aerozoen war der Gedanke an Gespenster weit weniger bedrohlich.
    »Gute Idee«, sagte Hal. »Da gibt es Fenster. Bald haben wir etwas Licht.«
    Müde machten wir uns auf den Weg. In meiner Nase knisterte es vor Kälte und mein Gesicht wirkte zerbrechlich wie Porzellan. Die Hände zog ich in die Ärmel hinein und hoffte so, den eisigen Schmerz, der sie durchzog, zu lindern.
    Die Fenster in Grunels Räumen ließen Mond- und Sternenlicht herein und auch schon das ferne Glühen am östlichen Horizont. Wir wagten uns nicht in Grunels Schlafzimmer, sondern ließen uns im Steuerbordsalon nieder. Ich holte alle verbliebenen Decken aus dem Wäscheschrank. Hal drapierte einen riesigen Teppich so über die Möbel, dass eine Art Zelt entstand, das mit Polstern abgedichtet war. Wir drängten uns eng zusammen, um uns die Kälte vom Leib zu halten.
    Für eine Unterhaltung waren wir alle viel zu mutlos. Sogar Hal schien völlig erschöpft zu sein. Mein Herz schlug schneller als normal, angestrengt, aber nicht besiegt von der spärlichen Luft.
    Ich weiß nicht, ob wir tatsächlich schliefen oder uns in einer Art halb bewusstloser Benommenheit befanden. Ich bekam jedenfalls das mühsame Atmen der andern mit und die Kälte, die nach Gesicht, Händen und Füßen griff. Und trotzdem hatte ich ständig das Bild von Grunels Maschine im Kopf. Hal hatte nicht verstanden, wie wichtig sie war. Wenn wir nur die Pläne hätten. Wohin hatte Hal sie geschickt? Halb wach schlüpfte ich unter meinen Decken hervor und ging zu Grunels Schlafzimmer. Die Tür war zu. Ich öffnete sie. Innen konnte ich lediglich Schatten ausmachen. Zurückgelehnt auf der Chaiselongue, sah ich die dunkle Gestalt von Theodore Grunel. Ich ging zu den Rohrpoströhren.
    Neben der Ausgangsröhre waren dicht nebeneinander Knöpfe mit der Bezeichnung all der Räume angebracht, denen man eine Botschaft schicken konnte. Ich entdeckte den Knopf, der immer noch eingedrückt war.
    Wut und Enttäuschung überfielen mich.
    Von all den Räumen, an die Hal die Pläne hätte senden können, hatte er sie ausgerechnet an das Ingenierium geschickt.

19. Kapitel
Die Prometheusmaschine
    Gerade als ich Grunels Schlafzimmer verließ, tutete aus einiger Entfernung ein Schiffshorn. Auf den langen Ton folgten noch zwei kürzere. Ich beeilte mich, zurück in den Salon zu kommen. Dort waren schon alle ganz aufgeregt. Ich fing an, Eis von der Fensterscheibe zu kratzen, doch meine Finger waren so kalt, dass ich sie kaum bewegen konnte, mehr Klauen als Hände.
    »Das ist die Saga «, sagte Hal.
    Ich erwartete, dass er vor Freude in die Luft springen würde, aber er erhob sich so langsam und unsicher, als wäre ihm schwindlig. Als er das Fenster erreicht hatte, half er mir, ein Guckloch zu kratzen. Der wolkenlose Himmel wirkte wie aus Eis gehauen und begann langsam, erste Anzeichen der Morgenröte zu zeigen. Die Sagarmatha segelte auf uns zu, die aufgehende Sonne, die ihre Metallteile hell leuchten ließ, direkt hinter sich. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so froh gewesen, ein Schiff zu sehen.
    »Gott sei Dank!«, murmelte Hal.
    Ich konnte es gar nicht erwarten, an Bord zu kommen. Es war nicht das Essen, nach dem ich mich sehnte. Ich wollte nur sofort unter die Dusche und warmes Wasser über Kopf und Schultern laufen lassen. Es würde an meinen Armen hinablaufen und meine Gelenke lockern. Es würde sich um meine Füße sammeln und mir die Zehen auftauen. Danach würde ich in meine Koje kriechen. Dort würde ich meine Sauerstoffmaske anlegen und mich in einen tiefen, traumlosen Schlaf gleiten lassen.
    Nadira und Kate kamen zu uns ans Fenster, beide atmeten stoßweise, als wären sie gerannt.
    »Oh, gut«, sagte Nadira und fing an zu husten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich sie.
    Sie winkte ab. »Meine Kehle ist einfach trocken«, krächzte sie.

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