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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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da auf dem Boden lag.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich.
    Er antwortete nicht, der Zorn fiel von mir ab, meine Knie zitterten. Ich warf ihm die Pläne zu. »Du hast Recht«, sagte ich. »Die würden nichts helfen. Aber ich werde Kate nicht verlieren.«
    »Ich hab einen Mann verloren.« Er keuchte schwer. »Ich hasse das, aber manchmal ist es eben so.«
    »Dann gehe ich jetzt und ändere das. Gib mir eine von den Pistolen«, sagte ich.
    Er schüttelte schwach den Kopf. »Die sind dir überlegen, Cruse!«
    »Gib – mir – die – Pistole!«
    Hal starrte in die Dunkelheit. Er sah irgendwie verloren aus. Dann stützte er sich schwer gegen einen Träger, würgte zweimal, aber es kam nichts. Er fluchte.
    »Wir gehen beide«, sagte er.
    »Du hast einen kaputten Arm. Du bist krank. Und du solltest Sauerstoff atmen.«
    »Mir geht es gut.«
    »Bleib hier bei Nadira, falls ich nicht zurückkomme. Du musst ihr dann auf die Saga helfen.«
    »Du müsstest eigentlich so schlapp sein wie ein kleines Kätzchen«, sagte Hal in offensichtlicher Verwunderung. »Und warum bist du’s nicht?«
    »Der Himmel kennt mich«, sagte ich.
    Hal schnaubte und gab mir die Pistole des Piraten. »Da sind noch vier Kugeln drin«, sagte er und zeigte mir, wie ich mit ihr umgehen musste. Aber ich konnte mich kaum konzentrieren, mein Kopf skandierte schon seinen eigenen Kampfgesang.
    Ich hatte ein Himalajaherz. Ich war stark und sie waren schwach. Sie brauchten Sauerstoff, ich nicht. Ihre Rucksäcke machten sie langsam und schwerfällig. Ich spürte das Fell des Leoparden auf der Haut und war der Leopard geworden. Ich war geschmeidig und stark. Ich würde schnell sein. Ich würde Kate zurückbringen.
    Während ich die Stufen zum Kielsteg hinunterschlich, versuchte ich, meine Gedanken zu sortieren.
    Wir hatten den Himmel erstürmt. Wir hatten die Götter erzürnt, genau wie Grunel. Er hatte Licht und Luft für seine Prometheusmaschine genommen. Der mythische Prometheus hatte den Göttern Feuer gestohlen und war dafür bis in alle Ewigkeit bestraft worden. Vielleicht wurde ja auch Grunel bestraft. Sein unglücklicher Geist durchstreifte das Schiff. Er war mit der Hoffnung in die Luft gestiegen, eine Stadt über den Wolken zu erbauen, hatte aber nur ein Grab in den Lüften hinterlassen. All sein Gold, Ruhm und Ansehen hatten das nicht verhindern können.
    Aber wir hatten die Pläne. Wir konnten nun der Welt seine Geheimnisse bekannt geben. Es waren gute Geheimnisse. Warum sollte jemand dafür bestraft werden?
    Ich erreichte die Tür zu Grunels Räumen, ohne einen von Raths Männern gesehen zu haben. Drinnen lauschte ich und sah mich konzentriert um. Meine Augen hatten sich inzwischen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass meine Pupillen sicher so weit wie bei einer Eule geöffnet waren. Ich zog die Kapuze ab, damit ich ohne den störenden Pelz horchen konnte. Ich berührte die Wand, um mich leiten zu lassen. Es zischelte leise, als ich mit den Fingerspitzen über die Seidentapete strich.
    Dann blieb ich stehen und eine schreckliche Angst überschwemmte mich. Ich hatte mich zur Wand gedreht und sah, dass es keine Wand, sondern eine Art Fenster war. Auf der anderen Seite stand ganz nah in der Dunkelheit der Dämon aus meinem Albtraum.
    Er bestand aus Hautfetzen und Tonstücken. Er starrte mir direkt in die Augen und ich erkannte in seinem Gesicht denselben Ausdruck panischer Angst wie in meinem Traum. Ich konnte nicht schreien, nur ein ersticktes Wimmern kam aus meinem Mund. Das war nun wirklich das Ende, dachte ich, denn wie sollte ich mich gegen so ein Gespenst verteidigen?
    Ohne jede Hoffnung hob ich die Pistole, und auch das Wesen hob den Arm und eine große, klobige Hand, um mich abzuwehren. Dann zögerte ich, und auch er zögerte, und mir wurde klar, dass ich nicht durch irgendeine Öffnung blickte, sondern in einen zersplitterten, verfärbten Spiegel. Der unfertige Mann war ich selbst. Ich berührte mein Gesicht, erkannte mich nur mit Mühe und beeilte mich weiterzukommen.
    In seinem Schlafzimmer hielt Grunel immer noch Wache auf seiner Chaiselongue. Ich fand den geheimen Mechanismus im Regal und öffnete die Tür. Im Gang drückte ich die Tür hinter mir zu und schaltete die Lampe ein. Das Schiff stieg wieder, zwar ganz leicht nur, aber ich spürte es in den Fußgelenken. Ich ging weiter. Die Hyperion schüttelte sich kurz und ich fiel gegen die Wand. Der Aufschlag auf die Holzverkleidung klang hohl. Ich klopfte mit den Fingern dagegen, entdeckte einen

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