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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Mädchen!«
    Mit einem widerstrebenden Seufzer öffnete Nadira erneut die Hand. »Ich sehe, dass Sie von der untätigen und begüterten Klasse versklavt werden. Sie werden sich um deren verdorbene Kinder kümmern müssen. Und Sie werden sich selbst nie von den immer festeren Ketten fruchtloser Arbeit und Unwissenheit befreien können.«
    Miss Simpkins riss ihre Hand zurück wie aus dem Maul eines wilden Tieres.
    »Du unverschämte Schlampe!«
    »Waren Sie denn mit Ihrem Schicksal nicht zufrieden?«, fragte Nadira mit weit aufgerissenen Augen in gespielter Unschuld.
    Geschirr und Besteck klirrten, als Miss Simpkins ihren Stuhl zurückstieß, aufstand und den Raum verließ.
    Nadira nahm ihre Gabel wieder auf und aß weiter. »Möchte sonst noch jemand seine Zukunft wissen?«
    »War das wirklich in ihrer Hand zu lesen?«, fragte ich.
    »Wie soll ich das wissen? Alle diese Linien sehen für mich völlig gleich aus.«
    Ich prustete los vor Lachen, gleich darauf auch Kate und Slater.
    »Ich nehme an, dass ich das verdorbene Kind fauler Reicher bin«, sagte Kate grinsend.
    »Nicht alle Zigeuner sind Wahrsager«, erzählte Nadira. »In der Familie meiner Muter waren sie über Generationen Metallarbeiter. Sie haben bei fast allen großen Wolkenkratzern in Europa mitgebaut.«
    »Wirklich?«, fragte Slater voller Interesse.
    Nadira nickte. »Jedes Mal, wenn es irgendwo Arbeit gab, sind wir mit unserem Wohnwagen hingefahren, und die Männer haben hoch oben Metallarbeiten verrichtet. Ich bin zwischen Bauplätzen aufgewachsen. Die Neubauten waren unsere Spielplätze.«
    Ich nickte anerkennend.
    »Beim Springen über Dächer wirkst du ziemlich leichtfüßig.«
    »Das ist doch nichts«, sagte sie.
    Die Tür zur Messe ging auf und Dorje kam mit einer Karte unter dem Arm herein. Ein strahlendes Lächeln breitete sich langsam über seinem Gesicht aus. Slater drehte sich ihm zu.
    »Dorje, ich habe den Eindruck, du warst erfolgreich.«
    Wir räumten die Teller ab und machten für die Karte auf dem Tisch Platz.
    »Sie ist beachtlich weitergetrieben.«
    Als ich die Karte betrachtete, brauchte ich eine Weile, bis ich erkannte, dass ich die Südküste Australiens vor mir hatte. Das große Meer darunter erstreckte sich bis nach Antarktika. Dorje hatte mit Bleistift den angenommenen Kurs der Hyperion eingezeichnet.
    »Die Faust des Teufels hat sie sicherlich nicht festgehalten, sondern weiter nach Südosten getrieben und der Passat bringt sie dann in Richtung Pol.«
    »Dorje ist der beste Navigator in dieser oder auch jeder anderen Hemisphäre«, sagte Slater stolz und schlug dem Sherpa auf die Schulter.
    »Wir sollten hier auf die Hyperion stoßen«, bemerkte Dorje und tippte mit der Bleistiftspitze leicht auf die Karte.
    »Das ist ganz schön weit bis dahin«, meinte Nadira.
    »Das andere Ende der Welt«, sagte ich.
    »Die südliche Halbkugel«, bemerkte Kate. »Wenigstens ist es da jetzt Sommer.«
    »Nicht da, wo wir hinfahren«, sagte Slater. »Das ist die trostloseste Gegend, in die du jemals gelangen wirst. Wir sind auf dem Weg nach Skyberia.«

8. Kapitel
Skyberia
    Skyberia hatten die Luftschiffer den Himmel über dem Polargebiet genannt, wo es so kalt war, dass die Uhren stehen blieben und auch die Herzen. Offenbar hatte die Hyperion ihren gespenstigen Kurs nach Antarktika eingeschlagen, und obwohl dieser eisige Kontinent auch einen Frühling kannte, würde er doch seinen Gletscherhauch in unsere Höhen blasen. Ich erinnerte mich noch gut an die Kälte, die in der Führergondel der Treibgut geherrscht hatte, als wir versuchten, die Hyperion zu erreichen. Was wir über Antarktika zu erwarten hatten, würde noch viel schlimmer sein.
    In meiner ersten Nacht an Bord der Sagarmatha versank ich sofort in Tiefschlaf, schwer wie ein Anker nach all der Hektik und Aufregung des Tages. Nur einmal wachte ich in den frühen Morgenstunden auf. Dorje war auf Wache und ich hatte die Kabine für mich alleine. Ich war ihm sehr dankbar, dass er die Kabine mit mir teilte, denn ich wusste, dass er als Maat seine Privatsphäre gewohnt war. Die Kabine glich meiner alten auf der Aurora : zwei Kojen, ein kleines Waschbecken, eine Kommode, die auch als Tisch diente. Es tat gut, wieder in der Luft zu sein, die vertraute Schiffsmischung aus Segeltuch, Arubatreibstoff und dem Mangoduft des Hydriums zu riechen.
    Ich drehte mich zur Wand und spähte aus meinem Bullauge. Unter uns trieben die Lichter und Turmspitzen Prags vorbei. Dann ließ ich mich glücklich wieder

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