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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Essen. Wir wandten uns wieder unserer Lektüre zu und alles war still. Nur ab und zu ließ Miss Simpkins, in ihr Buch vertieft, einen kleinen Quietscher oder Schnaufer hören und richtete sich kerzengerade in ihrem Sessel auf.
    »Ist das ein aufregender Schmöker, Majorie?«, fragte Kate nach dem zwanzigsten Schnaufer. Miss Simpkins reagierte nicht, vielleicht war sie aber auch zu aufgewühlt, um Kate zu hören. Sie blätterte um und quietschte wieder.
    »Ist das ein gutes Buch, Majorie?«, fragte Kate etwas schärfer.
    »Hm? O ja.«
    »Worum geht es?«
    Miss Simpkins ließ das Buch in ihren Schoß sinken und blickte Kate bedeutungsschwer an.
    »Um eine zum Scheitern verurteilte Romanze zwischen einer eigensinnigen jungen Erbin und einem Stallburschen.«
    »Wie spannend«, meinte Kate. »Und wie geht es aus?«
    »Mit gebrochenem Herzen, Katastrophe und Tod.« Sie ließ den Blick durch den Raum schweifen, bis er auf mich gerichtet blieb.
    »Dann muss ich das Buch unbedingt auch lesen«, sagte Kate munter. »Ich liebe Geschichten mit Stallburschen.«
    »Für jemanden deines zarten Alters ist das noch nichts«, sagte Miss Simpkins brüsk und las weiter.
    Ich hatte mich gerade wieder in mein verdammtes Lehrbuch vertieft, als die Tür aufging und Slater hereinkam.
    »Du meine Güte, hier wird aber heute studiert!«, sagte er.
    Ich blickte nicht auf, sondern beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, wie er mit herausgedrückter Brust und erhobenem Kinn wie die Galionsfigur eines Prunkschiffs quer durch den Raum auf mich zu kam. Er beugte sich nieder und warf einen schnellen Blick auf mein Lehrbuch.
    »Was für ein Quatsch«, sagte er und lachte kurz.
    »Es ist Quatsch, den ich lernen muss.«
    »Du kannst sicher sein, dass du das nie brauchen wirst«, sagte er.
    »Doch, wenn ich den Abschluss an der Akademie machen will.«
    Slater rümpfte die Nase. »Wahrscheinlich musst du dann auch das Morsealphabet lernen.«
    »Das stimmt.«
    »Sag ich ja. Das ist genauso nützlich wie eine tote Sprache. Dorje hat das zu Hause in Nepal gelernt, als sie noch Telegrafen in Betrieb hatten.«
    Aus irgendeinem Grund konnte ich das Morsealphabet ziemlich gut, doch ich musste zugeben, dass Slater Recht hatte. Ich wusste von keinem Schiff, das den Morsetelegrafen noch benutzte.
    »Es sieht fast so aus, als hättest du mehr ausradiert als stehen lassen«, bohrte Slater weiter. »Vielleicht kann ich ja helfen?«
    »Nein danke, ich komme schon klar.« Ich hatte zwar meine Zweifel, dass er mit dem Rechnen besser zurechtkäme als ich, aber ich wollte es nicht riskieren, dass er mich in Anwesenheit von Kate vorführte.
    »Wie du willst. Nur denk dran, du brauchst keinen Papierfetzen von der Akademie, um zu fliegen.« Er breitete die Arme aus. »Sieh mich an. Kein einziger Fetzen Papier, und doch bin ich Kapitän, mein Junge.«
    Ich hasste es, wenn er mich »mein Junge« nannte. Höchstwahrscheinlich war das nicht freundlich gemeint, sondern sollte mich auf meinen Platz verweisen. Und dass er kaum älter war als ich, machte es noch kränkender.
    »Ich bin hergekommen«, sagte Slater, »um euch mitzuteilen, dass wir gerade den Äquator überquert haben, und das versetzt mich immer in eine festliche Stimmung.« Er ging zum Grammofon, suchte in der ansehnlichen Sammlung von Platten herum und legte eine auf den Teller. Dann drehte er an der Kurbel. »Miss Simpkins, würden Sie mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen?«
    Kates Anstandsdame errötete vom Kragen bis zum Haaransatz. Einen Moment lang dachte ich, sie würde ablehnen und irgendeine Entschuldigung murmeln, doch dann sagte sie: »Einverstanden, ein bisschen Bewegung wird mir gut tun.«
    »Also wenn ich nur ein bisschen Bewegung für sie bin, Miss Simpkins, sollte ich mir vielleicht eine eifrigere Partnerin suchen.« Grinsend nahm er ihre Hand und führte sie in die Mitte des Salons.
    Aus dem Trichter des Grammofons erscholl ein mitreißender Walzer.
    Ich musste es zugeben, Hal Slater war ein sehr guter Tänzer, Miss Simpkins aber auch eine sehr gute Tänzerin. In Slaters Armen war sie für mich zum ersten Mal nicht Kates lästige Anstandsdame, sondern eine junge Frau, nur wenig älter als Slater. Das Tanzen ließ sie anmutig und attraktiv erscheinen. Sie lächelte. In ihrem Haar fing sich das Licht. Ich hatte den Eindruck, einer wundersamen Verwandlung zuzusehen.
    »Sehr schön!«, rief Kate und klatschte, als der Tanz zu Ende war. »Großartig, ihr zwei!« Als ein neuer Walzer anfing, wandte sie

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