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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Tänzer. Wir schoben die Möbel zur Seite, um mehr Platz zu haben. Wir tauschten reihum die Partner, doch ich schien nie dicht genug bei Kate zu sein, um sie aufzufordern, bevor die Musik wieder einsetzte. Ich tanzte mit Mrs Ram, ich tanzte sogar mit Miss Simpkins. Und wieder tanzte ich mit Nadira. Ich spürte, wie meine Füße leichter wurden, schneller und sicherer. Wir waren rot im Gesicht und lachten und hatten zwischen den Musikstücken, wenn Slater das Grammofon aufzog, kaum Zeit zum Verschnaufen.
    »Ah, hier kommt was«, sagte er und legte eine neue Platte auf. Ein völlig anderer Klang erfüllte den Raum. Gitarren und Händeklatschen und dazwischen ein wildes, leidenschaftlich klingendes Holzblasinstrument. »Das wird dir gefallen!«, rief Slater Nadira zu.
    Er hatte wohl Recht, denn ihre Augen leuchteten plötzlich auf, und sie fing an, ganz alleine für sich zu tanzen. Ich hatte Flamenco in Sevilla gesehen und Bauchtanz in Konstantinopel, und das hier war eine exotische Zigeunermischung von beidem. Sie hob die Arme, anmutig wie sprossende Zweige. Ihre Finger schlugen und streichelten die Luft, ihre Füße stampften, ihr Körper wiegte sich sanft und ihre Armreifen klirrten. Der Kopf war stolz erhoben, sie lächelte, ihre Zähne und Augen blitzten und ihre Hüften kreisten und wippten.
    »Oh, das ist aber reichlich ungehörig«, sagte Miss Simpkins, doch sie schaute gebannt weiter zu – wie wir alle. Niemand konnte sich dem Anblick entziehen, es war hypnotisierend. Einen Augenblick lang befürchtete ich, Kate würde mich dabei erwischen, wie ich Nadira anstarrte, aber dann dachte ich: Lass sie doch! Die ganze Zeit waren Nadiras Augen beim Tanzen auf mich gerichtet. Musik, berauschend wie Weihrauch, erfüllte den Raum.
    Und dann war Slater auf den Füßen und versuchte diesen Tanz, ebenso wie Kate, und Nadira brachte ihnen bei, sich so zu wiegen wie sie. Kami und Mrs Ram schlossen sich an. Nadira wandte sich mir zu und schnippte mit dem Finger, zitierte mich herbei wie eine Hypnotiseurin. Ich ging zu ihr und bemühte mich, meine Bewegungen den ihren anzupassen. Plötzlich schien die Musik schneller zu werden und dann sah ich, wie die Grammofonnadel hüpfte. Zuerst dachte ich, es käme vom Stampfen unserer Füße, doch dann spürte ich das seltsame Rucken des Schiffs.
    Ich suchte Slaters Blick, doch er war so in den Tanz vertieft, dass er nichts merkte. Die Grammofonnadel fand wieder ihre Rille, und die Musik tobte weiter, aber ich spürte, wie ein weiterer Ruck durch das Schiff lief. Wäre er stärker gewesen, hätte ich gewusst, dass es nur ein Windstoß war, doch das eher Verstohlene der Bewegung versetzte mich in Alarmbereitschaft.
    »Was ist los?«, fragte Nadira, denn ich hatte aufgehört zu tanzen.
    »Hast du das gespürt?«, fragte ich Slater.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Irgendwas stimmt nicht«, sagte ich.
    »Alles in Ordnung, Cruse. Sei kein Spielverderber!«
    Die Tür ging auf und Dorje näherte sich Slater, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Slater nickte kurz.
    »Bitte entschuldigt mich«, sagte er. »Dalkey, Kami Sherpa.«
    Als sie den Salon verließen, folgte ich den Männern.
    »Was ist los?«, fragte ich, während Slater den Kielsteg nach achtern eilte.
    Er blickte mich finster an. »Bitte geh zurück in den Salon.«
    »Es ist was mit dem Ruder, stimmt’s?«
    »Scheint verklemmt zu sein. Im Moment ist das nicht schlimm, aber wenn wir scharf wenden müssen, wird es das. Ich schicke Dalkey und Kami raus, sie sollen sich darum kümmern.«
    »Ich geh auch.«
    »Nicht nötig.«
    Doch für mich war es das. Es gab überhaupt keinen Zweifel, dass die beiden das alleine schaffen würden, doch ich wollte unbedingt beweisen, dass ich kein Junge war, der zu nichts taugte. Das hätte mir alles nicht so viel ausmachen sollen, aber es war nun mal so.
    »Ich hab keine Höhenangst«, sagte ich. »Vielleicht brauchen die beiden noch zusätzlich Hilfe.«
    »Du bist uns nur im Weg.«
    »Ich kenne mich auf dem Schiffsrücken aus.«
    »Bei zwölftausend Fuß?«
    »Ich hab schon früher in solcher Höhe gearbeitet«, log ich.
    »Du willst doch nur bei Miss de Vries Eindruck schinden, stimmt’s?«
    »Sie hat mich schon Schwierigeres machen sehen, als ein Ruder zu reparieren.«
    Wir kamen zum Schrank mit der Ausrüstung, wo Kami und Dalkey bereits in die Jacken schlüpften und sich Werkzeuggürtel umschnallten.
    »Sie ist ohne Zweifel eine großartige junge Dame«, sagte Slater. »Und das Auge einer Frau wird immer

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