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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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ein Dieb, und er hat Leute nur dann getötet, wenn sie ihm in die Quere kamen. Aber er sagte mir, er würde das nicht gerne tun.«
    »Und dann hat er versucht, dich umzubringen«, sagte Nadira.
    »Also … na ja.«
    »Nicht gerade sehr tugendhaft«, bemerkte Nadira.
    »In jedem steckt etwas Gutes«, meinte Kate freundlich.
    »Ja, mit Sicherheit.« Ich dachte daran, wie Szpirglas seinen kleinen Sohn im Arm gehalten und ihm Geschichten erzählt hatte. Das hätte ich Nadira gerne geschildert, aber ich wollte ihr nicht noch mehr Kummer bereiten. Wahrscheinlich wusste sie nichts von seinen anderen Frauen und Kindern.
    »Er war kein schlechter Vater«, sagte Nadira nach einer Weile, »so selten er auch zu Hause war.«
    »Du hast erzählt, er hat dir das Rechnen beigebracht.«
    »Und Lesen. Die Leute meiner Mutter konnten es nicht. Sie fanden es nicht nötig. Aber er hat gesagt, es sei wichtig. Er hat gesagt, durch Bücher erschlösse sich eine ganze Welt. Ich bin ihm sehr dankbar dafür.«
    »Hat er dich noch jemals besucht, nachdem er weggegangen ist?«, fragte Kate.
    »Nein. Und selbst wenn er gewollt hätte, die Familie meiner Mutter hätte ihn gelyncht. Zum Teil gebe ich auch der Familie die Schuld. Sie haben ihn vertrieben. Sie waren nicht sehr freundlich.«
    »Lynchen entmutigt die Leute eben eher«, sagte Kate und erntete dafür ein Lächeln von Nadira.
    »Meine Mutter meinte, er habe auch noch andere Frauen und vielleicht auch Kinder.«
    Ich blieb still, Kate auch.
    »Oh, er hatte einen Sohn«, zwitscherte Miss Simpkins. »Dieser Junge, wie war doch der Name? Kate, du weißt doch.«
    Kate warf ihrer Anstandsdame einen vernichtenden Blick zu. »Theodore«, sagte sie ruhig.
    Eine Weile blieb Nadira still. Dann fragte sie: »Wo war das?«
    »In seinem Inselversteck im Pazifikus«, erklärte ich. »Der Junge ist jetzt in einem Waisenhaus. Die Luftwacht wollte mir nicht sagen, wo.«
    »Wie alt war er?«
    »Jetzt müsste er sechs sein.«
    Sie nickte, das Gesicht glatt und ausdruckslos.
    »Ich möchte wetten, dass du noch mehr Halbgeschwister hast«, sagte Miss Simpkins.
    Nadira beachtete sie nicht. »Und die Mutter von dem Jungen?«
    »Szpirglas sagte mir, sie sei tot«, berichtete ich.
    »Ein kurzes Leben haben Piratenfrauen eben«, murmelte Miss Simpkins und kicherte über ihren Reim, bevor sie einen Hustenanfall bekam.
    »Majorie«, meinte Kate, »dein Husten klingt schlimm. Vielleicht solltest du ins Bett gehen und richtig lang, sehr lang schlafen.«
    »Ich bin auch ziemlich müde, weißt du. Die dünne Luft.«
    »Geh schon. Ich verspreche, dich nicht zu wecken, wenn ich nachher komme.«
    »Sehr gut. Bleib nicht zu lange auf.«
    Wir sahen zu, wie Miss Simpkins hinausging.
    »Gut gemacht«, sagte ich, als sie außer Hörweite war.
    »Sie ist schon ein Meisterwerk«, sagte Kate. »Eines Tages wird Madame Tussaud eine Wachsfigur nach ihr modellieren.«
    »Für die Kammer des Schreckens«, fügte ich hinzu.
    Kate lachte, und ich lächelte sie an, wobei mir deutlich wurde, wie sehr ich sie vermisst hatte. Sie lächelte zurück, aber dann wurde ihr Blick kühl und die plötzliche Verbundenheit zwischen uns löste sich auf wie eine Brücke aus Spinnweben.
    Wir unterhielten uns noch ein bisschen zu dritt, doch ich fühlte, dass wir uns dabei alle nicht besonders wohl fühlten.
    Dann spürte ich, wie die Saga den Kurs änderte, und wusste, dass Hal uns auf den Scheinkurs brachte, um unsere Verfolger abzuschütteln. Bald darauf fingen wir alle an zu gähnen und meinten, wir sollten besser schlafen gehen.
    Wir gingen zu unseren Kabinen und für einen kurzen Augenblick waren Kate und ich alleine im Korridor. Ich wollte mit ihr reden. Sie war so abweisend zu mir. Vielleicht hatte es ihr nicht gefallen, wie Nadira mit mir am Esstisch gesessen hatte, oder vielleicht – und mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen – hatte sie tatsächlich gesehen, wie Nadira und ich uns im Krähennest küssten. Ich wollte mich entschuldigen, traute mich aber nicht, es anzusprechen, für den Fall, dass sie es doch nicht gesehen hatte und ich damit nur die Büchse der Pandora öffnete und richtig Ärger bekam.
    »Bist du böse auf mich?«, fragte ich sie.
    »Warum in aller Welt sollte ich böse auf dich sein?«, fragte sie und schaute mich dabei seltsam an.
    Sie wirkte ganz erstaunt, und ich schloss daraus, dass sie von dem Kuss nichts wusste. Kate würde nicht lügen, dafür war sie viel zu geradeheraus. Nun hätte ich erleichtert sein sollen,

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