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Airborn 02 - Wolkenpiraten

Titel: Airborn 02 - Wolkenpiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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empfand aber nur eine beißende Enttäuschung. Dafür, dass sie nicht wütend auf mich war, konnte es nur eine Erklärung geben.
    Wir standen uns direkt gegenüber, und ich wollte sie hier und jetzt fragen, wer ihr lieber wäre, Hal oder ich. Doch ich würde es nicht tun. Ich wollte nicht darum bitten, beruhigt zu werden, wie ein Gassenjunge, der eine schöne, reiche Dame um Münzen anbettelt.
    »Oh«, sagte ich. »Ich hab nur gedacht, du hättest dich ein bisschen über mich geärgert.«
    »Überhaupt nicht«, sagte sie.
    »Keine Verärgerung, worüber auch immer?«
    »Nicht im Geringsten.«
    »Sicher?«
    Sie schenkte mir ihr allerhöflichstes Lächeln. »Ich bin einfach nur müde. Gute Nacht.«
    »Dann gute Nacht.«
    In der Kabine wusch ich mir erst mal das Gesicht am Becken. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals eine scheußlichere Unterhaltung geführt zu haben. Als ich mich im Spiegel betrachtete, fragte ich mich, wann ich denn endlich einen Mann sehen würde.
    Mit einem Schlag gingen alle Lichter aus, und ich wusste, das Hal nun den Mantel der Dunkelheit über die Sagarmatha geworfen hatte. Im Schutz der Nacht würde er jetzt den Sender zertrümmern. Unsere Verfolger verlören damit das Zielsignal und blieben orientierungslos hinter uns zurück.
    Als ich kurz darauf unter meine Decke kroch, hörte ich das Dröhnen der sechs starken Schiffsmotoren steil ansteigen. Ich spürte die schnelle Wende der Sagarmatha , als Hal uns zurück auf den richtigen Kurs brachte.
    Wenn ich nur selbst auch meinen richtigen Kurs finden würde.
    Am nächsten Morgen stellte Hal zusätzliche Beobachtungsposten auf. Wir näherten uns dem berechneten Treffpunkt und die Hyperion sollte auf keinen Fall unentdeckt an uns vorübergleiten. Hal und Dorje suchten in der Führergondel den Himmel direkt vor uns ab. Kami, der, wenn auch langsam, wieder gehen konnte, war auf der Brücke an Steuerbord positioniert und ich an Backbord. Wir hätten uns kein günstigeres Wetter wünschen können. Der Himmel war völlig klar. Aus unserer Höhe von zweiundzwanzigtausend Fuß konnte man bis zu der weißen Küste von Antarktika sehen.
    Zu meiner großen Erleichterung war von Raths Schiff weit und breit nichts zu sehen. Hals Strategie hatte offensichtlich funktioniert und wahrscheinlich waren sie jetzt mehrere hundert Meilen vom Kurs abgekommen.
    Aber es gab auch keinerlei Anzeichen von der Hyperion .
    Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs die Anspannung in der Führergondel. In immer kürzeren Abständen griff Hal zum Sprachrohr und verlangte von Ang Jeta im Krähennest einen Bericht.
    »Nichts voraus und nichts zurück«, kam dann jedes Mal die Meldung.
    Als wir zwei Stunden über die berechnete Marke hinaus waren, wandte sich Hal an mich und fragte: »Cruse, bist du dir mit den Koordinaten, die du uns gegeben hast, wirklich ganz sicher?«
    »Diese Zahlen vergesse ich nie.«
    »Aber an der Akademie hast du doch Schwierigkeiten mit den Zahlen, oder?«
    »Das ist etwas anderes«, sagte ich empört.
    »Dann wo zum Teufel ist unser Schiff?«
    Hal hielt seinen Blick länger auf mich gerichtet, als angenehm war, doch ich starrte zurück, wehrte mich dagegen, getadelt zu werden.
    »Vielleicht sind meine Berechnungen falsch«, sagte Dorje ruhig.
    »Dorje, du hast dich in deinem ganzen Leben noch nie geirrt.«
    »Ich möchte es trotzdem noch mal durchrechnen. Halte den Kurs vorerst.«
    Dorje ging nach hinten in den Navigationsraum, und ich hörte, wie er seine raffinierten Karten hervorholte und auf dem Tisch ausbreitete.
    »Vielleicht ist uns jemand zuvorgekommen«, sagte Jangbu am Steuerrad.
    Hal lachte. »Es gibt nur wenige Schiffe auf der Welt, die eine solche Höhe schaffen. Vor unserem Abflug habe ich geklärt, wo sich die anderen Himmelsstürmer befinden. Sie sind alle an langfristige Aufträge gebunden und können nicht gleichzeitig die Hyperion suchen.«
    Ich blickte Hal an. »Ich meine, du hättest behauptet, deines wäre das einzige Schiff, das so weit oben noch funktioniert.«
    »Das war ein bisschen übertrieben. Es gibt noch andere.«
    »Wie viele?«
    »Ungefähr ein Dutzend. Vielleicht mehr. Aber die haben die Koordinaten nicht, oder? Deine sensationell genauen Koordinaten.«
    Hal ließ uns bis in den Nachmittag Ausschau halten. Als schließlich Dorje aus dem Navigationsraum auftauchte, wandten wir uns ihm alle erwartungsvoll zu.
    »Ich habe die Nähe zu Antarktika nicht richtig eingeschätzt«, sagte er. »Die kalte Luft stürzt dort wie eine

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