Airframe
los ist?«
»Sie werden der erste sein, der es erfahrt«, sagte sie und ging davon.
Hatte Casey gestern noch das Gefühl gehabt, auf der Stelle zu treten, schien ihr jetzt die Untersuchung mit Riesenschritten ihrem Ende zuzugehen. Der QAR war der Schlüssel gewesen. Endlich konnte sie die Ereingisabfolge bei Flug 545 rekonstruieren. Und damit fügten sich die Teile des Puzzles schnell zusammen.
Auf dem Weg zu ihrem Auto rief sie mit ihrem Handy Norma an. »Norma, ich brauche den Flugplan von TransPacific.«
»Hab einen hier«, sagte Norma. »Wurde mit dem FAA-Paket
geliefert. Was wollen Sie wissen?«
»Die Flüge nach Honolulu.«
»Ich schau mal nach.« Es gab eine kurze Pause. »Die fliegen überhaupt nicht nach Honolulu«, sagte Norma. »Sie fliegen nur nach … «
»Schon gut«, sagte Casey. »Mehr wollte ich gar nicht wissen.« Es war die Antwort, die sie erwartet hatte.
»Hören Sie«, sagte Norma. »Marder hat schon dreimal angerufen. Er sagt, Sie reagieren nicht auf Ihren Piepser.«
»Sagen Sie ihm, Sie können mich nicht erreichen.«
»Und Richman hat versucht …«
»Sie können mich nicht erreichen«, sagte Casey. Sie klappte das Handy zusammen und eilte zu ihrem Auto.
Während der Fahrt rief sie Ellen Fong in der Buchhaltung an. Die Sekretärin sagte, daß Ellen wieder zu Hause arbeite. Casey ließ sich die Nummer geben und rief dort an. »Ellen, Casey Singleton hier.«
»Ach ja, Casey.« Ihre Stimme klang kühl, reserviert. »Haben Sie die Übersetzung gemacht?« fragte Casey. »Ja.« Flach. Ohne Ausdruck. »Sind Sie fertig?«
»Ja, fertig.«
»Können Sie sie mir faxen?« sagte Casey. Eine Pause entstand. »Ich glaube, das sollte ich lieber nicht tun«, sagte Ellen. »Na gut … «
»Sie wissen, warum?« fragte Ellen Fong. »Ich kann’s mir denken.«
»Ich bringe sie Ihnen in Ihr Büro«, sagte Ellen. »Um zwei?«
»Gut«, sagte Casey.
Die Teile fügten sich zusammen. Schnell.
Casey war sich jetzt ziemlich sicher, daß sie erklären konnte, was bei Flug 545 passiert war. Die gesamte Kette eher banaler Ereignisse war so gut wie rekonstruiert. Wenn sie Glück hatte, würde ihr das Band bei Video Imaging Systems die endgültige Bestätigung liefern. Nur eine Frage war noch offen. Was sollte sie unternehmen?
10 Uhr 45
Sepulveda Boulevard Fred Barker schwitzte. Die Klimaanlage in seinem Büro war ausgeschaltet, und unter Marty Reardons bohrenden Fragen lief ihm der Schweiß die Wangen hinunter, glitzerte in seinem Bart, durchtränkte sein Hemd.
»Mr. Barker«, sagte Marty und beugte sich vor. Marty war fünfundvierzig und auf dünnlippige, scharfäugige Art gutaussehend. Er hatte die Aura eines Anklägers wider Willen, eines abgeklärten Mannes, der schon alles gesehen hatte. Er redete langsam, oft nur in bruchstückhaften Sätzen, und er gab sich den Anschein der Verständigkeit. Sein Lieblingstonfall war der der Enttäuschung. Dunkle Augenbrauen hochgezogen: Wie kann das sein? Marty sagte: »Mr. Barker, Sie haben >Probleme< bei der Norton N-22 beschrieben. Doch die Firma sagt, es seien Lufttauglichkeitsdirektiven herausgegeben worden, die diese Probleme behoben hätten. Stimmt das?«
»Nein.« Unter Martys Bohren hatte Barker die ganzen Sätze aufgegeben. Jetzt sagte er so wenig wie möglich.
»Die Direktiven haben nicht funktioniert?«
»Nun, wir hatten doch eben einen weiteren Vorfall, nicht? An dem die Slats beteiligt waren.«
»Norton behauptet, es seien nicht die Slats gewesen.«
»Ich glaube, Sie werden herausfinden, daß sie es doch waren.«
»Lügt Norton Aircraft also?«
»Sie tun, was sie immer tun. Sie präsentieren irgendeine komplizierte Erklärung, die das wahre Problem verschleiert.«
»Irgendeine komplizierte Erklärung«, wiederholte Marty. »Aber ist ein Flugzeug denn nicht kompliziert?«
»Nicht in diesem Fall. Dieser Unfall ist die Folge ihres Unvermögens, einen seit langem bestehenden Konstruktionsfehler zu beheben.«
»Sie sind sich da ganz sicher?«
»Ja.«
»Wie können Sie das sein? Sind Sie Ingenieur?«
»Nein.«
»Haben Sie einen Abschluß in Luftfahrttechnik?«
»Nein.«
»Was war Ihr Hauptfach an der Universität?«
»Das ist schon lange her …«
»War es nicht Musik, Mr. Baker? Haben Sie nicht in Musik Ihren Abschluß gemacht?«
»Schon, aber, äh ., .«
Jennifer beobachtete Martys Attacke mit gemischten Gefühlen. Es war zwar immer komisch, einen Interviewten sich winden zu sehen, und das Publikum liebte es, wenn aufgeblasene
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