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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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erscheinen. Sie sah stumm zu, wie Körper durch die Luft geschleudert wurden, die Kamera herumwirbelte, fiel und schließlich unter der Cockpittür zu liegen kam.
    »Gehen Sie zurück.«
    »Wie weit?«
    »So langsam, wie’s geht.«
    »Bild um Bild?«
    »Ja.«
    Die Szene lief rückwärts. Der graue Teppich. Das Licht aus der offenen Cockpittür. Der grelle Schein, der durch die Cockpitfenster fiel, die Schultern der Piloten zu beiden Seiten der Mittelkonsole, der Kapitän auf der linken, der Erste offizier auf der rechten Seite.
    Der Kapitän, der nach der Konsole griff.
    »Stop.«
    Sie starrte das Bild an. Der Kapitän streckte die Hand aus, keine Mütze, das Gesicht des Ersten offiziers nach vorne gerichtet, von ihm weg.
    Der Kapitän, der die Hand ausstreckte.
    Casey rollte ihren Stuhl näher an die Konsole und starrte den Monitor an. Dann stand sie auf und ging so nahe heran, daß sie die Rasterlinien sehen konnte.
    Da ist es, dachte sie. Unübersehbar und in Farbe. Aber was sollte sie nun unternehmen?
    Nichts, erkannte sie. Sie konnte nichts tun. Sie hatte zwar jetzt die Information, aber sie konnte sie nicht veröffentlichen und gleichzeitig hoffen, ihren Job zu behalten. Aber dann erkannte sie, daß sie ihren Job wahrscheinlich sowieso verlieren würde. Marder und Edgarton hatten sie der Presse zum Fraß hingeworfen. Ob sie log, wie Marder es wollte, oder ob sie die Wahrheit sagte, in Schwierigkeiten war sie in jedem Fall. Es gab keinen Ausweg.
    Die einzige Möglichkeit, die Casey noch sah, war, dieses Interview nicht zu machen. Aber sie mußte es tun. Daran führte kein Weg vorbei.
    »Okay«, sagte sie seufzend. »Ich habe genug gesehen.«
    »Was soll ich jetzt tun?«
    »Noch eine Kopie ziehen.«
    Harmon drückte einen Knopf auf der Konsole. Dann rutschte er verlegen auf seinem Stuhl hin und her. »Ms. Singleton«, sagte er. »Ich glaube, ich muß Ihnen etwas sagen. Die Leute, die hier arbeiten, haben dieses Band gesehen, und, offen gesagt, sie sind ziemlich aufgeregt.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Casey.
    »Sie haben alle diesen Kerl im Fernsehen gesehen, diesen Anwalt, der behauptet, Sie würden die wahre Ursache des Unfalls verschleiern … «
    »Hmhm …«
    »Und vor allem eine Person, die Frau am Empfang, glaubt, wir sollten das Band an die Behörden oder das Fernsehen weitergeben. Ich meine, es ist wie diese Rodney-King-Geschichte. Wir sitzen hier auf einer Bombe. Menschenleben sind gefährdet.«
    Casey seufzte. Sie war nicht wirklich überrascht. Aber es war ein neuer Gesichtspunkt, und sie mußte sich darum kümmern. »Ist das bereits passiert? Wollen Sie mir das sagen?«
    »Nein«, sagte Harmon. »Noch nicht.«
    »Aber die Leute machen sich Sorgen.«
    »Ja.«
    »Und was ist mit Ihnen? Was glauben Sie?«
    »Nun, um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich mache mir auch meine Gedanken«, sagte Harmon. »Ich meine, Sie arbeiten für die Firma, Sie müssen sich loyal verhalten. Das verstehe ich. Aber wenn mit diesem Flugzeug wirklich was nicht stimmt und Menschen deswegen umgekommen sind …«
    Caseys Gedanken rasten, als sie versuchte, die Situation zu analysieren. Sie hatte keine Möglichkeit festzustellen, wie viele Kopien des Bandes bereits angefertigt worden waren. Sie hatte keine Möglichkeit mehr, Ereignisse zu kontrollieren oder zu verhindern. Außerdem hatte sie die Nase voll von diesen ewigen Taktieren - mit der Fluggesellschaft, mit den Ingenieuren, mit der Gewerkschaft, mit Marder, mit Richman. All diese kollidierenden Aspekte, und sie steckte in der Mitte fest und muß-te versuchen, alles unter Kontrolle zu halten.
    Und jetzt auch noch diese verdammte Videofirma.
    Sie sagte: »Wie heißt diese Frau am Empfang?«
    »Christine Barron.«
    »Weiß sie, daß Ihre Firma mit uns ein Stillhalteabkommen unterzeichnet hat?«
    »Ja, aber … ich glaube, daß sie ihr Gewissen für noch wichtiger hält.«
    »Ich muß mal telefonieren«, sagte Casey. »Auf einer privaten Leitung.«
    Er brachte sie in ein unbenutztes Büro. Sie machte zwei Anrufe. Als sie zurückkam, sagte sie zu Harmon: »Das Band ist Eigentum von Norton. Es darf ohne unsere Ermächtigung an niemanden weitergegeben werden. Und Sie haben mit uns ein Stillhalteabkommen getroffen.«
    »Quält Sie Ihr Gewissen denn nicht?«
    »Nein«, sagte Casey. »Es quält mich nicht. Wir untersuchen diesen Vorfall, und glauben Sie mir, wir werden ihm auf den Grund gehen. Und Sie tun doch nichts anderes, als über Dinge zu reden, von denen Sie nichts

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