Airframe
das bei einem Testflug«, sagte Casey. »Das läuft eben so.«
»Aber es sieht nicht gut aus« sagte Malone. »Das hat keinen Reiz. In den Reihen sollten Leute sitzen. Zumindest ein paar. Können wir nicht ein paar Leute reinsetzen? Kann ich an Bord gehen?«
Casey schüttelte den Kopf. »Es ist ein gefährlicher Flug«, sagte sie. »Das Gehäuse war während des Flugs starken Belastungen unterworfen. Wir wissen nicht, was passiert.«
Malone schnaubte. »Ach, kommen Sie. Es sind keine Anwälte in der Nähe. Wie wär’s damit?«
Casey sah sie nur an. Diese Malone war ein dummes Kind, das nichts von der Welt wußte, das nur daran interessiert war, wie etwas aussah, das nur auf Wirkung bedacht war und immer an der Oberfläche entlangschrammte. Sie wußte, eigentlich sollte sie es ablehnen.
Statt dessen hörte sie sich sagen: »Es wird Ihnen nicht gefallen.«
»Wollen Sie damit sagen, daß es nicht sicher ist?«
»Ich sage nur, daß es Ihnen nicht gefallen wird.«
»Ich gehe an Bord«, sagte Malone. Sie sah Casey an, und in ihrer Miene lag eine offene Herausforderung. »Und, was ist mit Ihnen?«
Casey konnte sich sehr gut vorstellen, wie Marty Reardons Kommentar klingen würde: Trotz ihrer wiederholten Beteuerung, daß die N-22 sicher sei, weigerte sich die Sprecherin von Norton, Casey Singleton, für den Testflug an Bord der Maschine zu gehen. Sie sagte, der Grund, warum sie nicht fliege, sei…
Was?
Casey fand keine Antwort darauf, zumindest keine, die im Fernsehen wirken würde. Keine Antwort, die etwas hermachen würde. Und plötzlich ließen die Tage der Überlastung - die Anstrengungen bei dem Versuch, den Vorfall aufzuklären, die Anstrengungen, einen fernsehgerechten Auftritt zu liefern, die Anstrengungen, kein Wort zu sagen, das aus dem Kontext gerissen werden konnte, die Verzerrung ihres ganzen Lebens nur wegen dieser ungerechtfertigten Einmischung des Fernsehens -die Wut in ihr hochsteigen. Sie wußte genau, was kommen würde. Malone hatte die Videos gesehen, aber sie begriff nicht, daß sie real waren.
»Okay«, sagte Casey. »Gehen wir.«
Sie gingen hinaus zum Flugzeug.
5 Uhr 05
An B ord VON TPA 545
Jennifer fröstelte. Es war kalt in dem Flugzeug, und in der Neonbeleuchtung ließen die Reihen leerer Sitze und die langen Gänge es noch kälter erscheinen. Sie war leicht schockiert, als sie an einigen Stellen die Schäden wiedererkannte, die sie auf dem Videoband gesehen hatte. Hier ist es also passiert, dachte sie. Das ist also das Flugzeug. Es waren noch immer blutige Fußabdrücke an der Decke. Aufgeplatzte Gepäckfächer. Eingedrückte Fiberglasvertäfelungen. Ein schwacher Geruch hing noch in der Luft. Und schlimmer noch, an einigen Stellen war die Plastikabdeckung zwischen den Fenstern abgenommen worden, so daß man das silbrige Isoliermaterial sehen konnte. Plötzlich war ihr allzu klar, daß sie sich in einer großen, metallenen Maschine befand. Sie fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte, aber nun wies Singleton ihr bereits einen Platz in der vordersten Reihe der Mittelkabine zu, direkt unter einer festgeschraubten Kamera.
Jennifer setzte sich neben Singleton und wartete, während ein Norton-Techniker, ein Mann im Overall, ihr den Sicherheitsgurt festzurrte. Es war eins der Gurtsysteme, wie Stewardessen sie bei regulären Flügen benutzen. Zwei grüne Leinengurte spannten sich über die Schultern und trafen sich vor dem Bauch. Ein dritter breiter Gurt umspannte ihre Schenkel. Eine schwere Metallschnalle verband die Gurte. Es sah alles sehr ernst aus.
Der Mann im Overall zog die Gurte straff.
»Mein Gott«, sagte Jennifer. »Muß das so eng sein?«
»Ma’am, es muß so eng sein, wie Sie es gerade noch ertragen können«, sagte der Mann. »Wenn Sie noch atmen können, ist es zu locker. Spüren Sie, wie es jetzt ist?«
»Ja«, sagte sie.
»Genau so muß es sein, wenn Sie sich nachher wieder anschnallen.
Und damit öffnen Sie den Gurt …« Er zeigte es ihr. »Ziehen Sie daran.«
»Warum muß ich wissen, wie …«
»Für den Notfall. Bitte ziehen Sie daran.«
Sie zog an dem Hebel. Die Gurte lösten sich von ihrem Körper, der Druck ließ nach.
»Und jetzt schnallen Sie sich bitte selbst wieder an.«
Jennifer steckte die Teile wieder zusammen, so wie er es zuvor getan hatte. Es war nicht schwer. Daß diese Leute aus jeder Mücke einen Elefanten machen mußten.
»Und jetzt straffen Sie ihn bitte, Ma’am.«
Sie zog an den Gurten.
»Straffer.«
»Wenn ich ihn straffer
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