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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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während des Flugs ausgefahren. Zuerst hielten wir es für eine Anomalie, aber dann kam es innerhalb weniger Monate zu zwei weiteren Vorfällen. Bei unseren Nachforschungen fanden wir heraus, daß es zu diesem Ausfahren der Slats immer dann gekommen war, wenn im Cockpit viel los war: direkt nach einem Crewwechsel, oder wenn die neuen Koordinaten für die nächste Etappe eingegeben wurden, oder ähnliches. Wir erkannten schließlich, daß ein versehentlicher Schlag mit einem Klemmbrett den Hebel umgelegt oder daß er sich im Ärmel einer Uniformjacke verfangen hatte …«
    »Sie wollen mich auf den Arm nehmen«, sagte Richman.
    »Nein«, entgegnete sie. »Wir hatten zwar einen Arretierschlitz für den Hebel eingebaut, wie für die Parkposition am Automatikgetriebe eines Autos. Aber trotz des Schlitzes konnte der Hebel immer noch versehentlich umgelegt werden.«
    Richman starrte sie mit der skeptischen Miene eines Staatsanwalts an. »Dann hat die N-22 also wirklich Probleme.«
    »Es war ein neues Flugzeug«, sagte sie, »und alle Flugzeuge haben am Anfang Probleme. Man kann keine Maschine mit einer Million Teilen entwickeln, die keine Macken hat. Wir tun alles, um sie zu vermeiden. Zuerst entwerfen wir ein Flugzeug, dann testen wir den Entwurf. Dann bauen wir es und führen Testflüge durch. Aber es gibt immer Probleme. Die Frage ist nur, wie man sie löst.«
    »Und wie lösen Sie sie?«
    »Sobald wir ein Problem entdecken, schicken wir den Betreibern eine Warnung, ein sogenanntes Service Bulletin, in dem wir die von uns empfohlene Korrektur beschreiben. Aber wir haben nicht die Befugnis, die Betreiber zur Durchführung zu zwingen. Einige Fluggesellschaften folgen unserer Empfehlung, andere nicht. Wenn das Problem weiterbesteht, tritt die FAA auf den Plan und gibt eine sogenannte Airworthiness Directive an die Betreiber aus, eine Lufttauglichkeitsdirektive also, mit der sie die Gesellschaften zwingt, diese Korrekturen an den in ihrem Dienst befindlichen Maschinen innerhalb einer bestimmten Zeit vorzunehmen. Aber solche ADs, wie sie genannt werden, gibt es immer, für jeden Flugzeugtyp. Wir sind stolz darauf, daß Norton weniger hat als jede andere Firma.«
    »Sagen Sie.«
    »Das können Sie nachlesen. Die sind alle in Oak City archiviert.«
    »Wo?«
    »Jede AD, die je ausgegeben wurde, ist im Technischen Zentrum der FAA in Oklahoma City archiviert.«
    »Dann hatten Sie also so eine AD für die N-22? Wollen Sie mir das damit sagen?«
    »Wir haben ein Service Bulletin herausgegeben, in dem wir den Fluggesellschaften empfahlen, eine bewegliche Metallabdeckung zu installieren, die den Hebel schützt. Das hieß zwar, daß der Kapitän die Abdeckung hochklappen mußte, um die Slats auszufahren, aber so war das Problem gelöst. Wie gewöhnlich folgten einige Gesellschaften unserer Empfehlung, andere nicht. Also gab die FAA eine AD heraus, die diese Änderung zwingend vorschrieb. Das war vor vier Jahren. Seitdem hat es nur noch einen Vorfall gegeben, aber der betraf eine indonesische Fluggesellschaft, die diese Abdeckung nicht installiert hatte. In unserem Land sind die Fluggesellschaften gezwungen, die Anweisungen der FAA auszuführen, aber im Ausland…« Sie zuckte die Achseln. »Dort machen die Fluggesellschaften, was sie wollen.«
    »Das ist alles? Das ist die ganze Geschichte?«
    »Das ist die ganze Geschichte. Das IRT hat die Sache untersucht, die Metallabdeckungen wurden in der ganzen Flotte installiert, und seitdem gab es bei der N-22 keine Probleme mit den Slats mehr.«
    »Bis jetzt«, sagte Richman.
    »Richtig. Bis jetzt.«

13 Uhr 22
    LAX Wartungshangar
    »Ein was?« rief Burne aus dem Cockpit der TransPacific 545. »Was haben sie gesagt, was es war?« »Uncommanded slats deployment«, sagte Richman. »Ach, Quatsch«, sagte Burne. Er kletterte aus dem Sitz. »Was für ein absoluter Blödsinn. He, Staranwalt, kommen Sie mal rein. Sehen Sie diesen Sitz da? Das ist der Sitz des Ersten Offiziers. Nehmen Sie Platz.« Richman zögerte.
    »Machen Sie schon, Staranwalt, setzen Sie sich in den verdammten Sitz.«
    Richman zwängte sich linkisch zwischen den anderen Männern im Cockpit hindurch und setzte sich auf den Platz des Ersten Offiziers.
    »Okay«, sagte Burne. »Haben Sie’s auch bequem, Staranwalt? Sie sind nicht zufällig Pilot?«
    »Nein«, sagte Richman.
    »Okay, gut. Also, bitte schön, alles bereit, es kann losgehen. Wenn Sie direkt nach vorne schauen« - er deutete auf die Instrumententafel vor Richman, die

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