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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Kinn. Er habe einen Kieferbruch, sagte sie.
    »Ich hatte eben das Baby gefüttert und unterhielt mich mit meinem Mann. Und dann hörte ich ein Geräusch.«
    »Was für ein Geräusch?«
    »Ein Rumpeln oder Knirschen. Es kam vom Flügel.«
    Nicht gut, dachte Casey.
    »Deshalb habe ich zum Fenster hinausgesehen. Zum Flügel.«
    »Haben Sie etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Nein. Alles sah normal aus. Ich dachte, daß das Geräusch vielleicht vom Triebwerk kommt, aber auch das Triebwerk sah normal aus.«
    »Wo war die Sonne an diesem Morgen?«
    »Auf meiner Seite. Sie schien auf meiner Seite.«
    »Dann war also Sonnenlicht auf dem Flügel?«
    »Ja.«
    »Das Ihnen in die Augen stach?«
    Emily Jansen schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Leuchtete das ›Bitte anschnallen‹-Zeichen auf?«
    »Nein. Nie.«
    »Hat der Kapitän eine Durchsage gemacht?«
    »Nein.«
    »Noch einmal zurück zu diesem Geräusch - Sie haben es als Rumpeln beschrieben?«
    »In etwa, ja. Ich weiß nicht, ob ich es gehört oder gefühlt habe. Es war fast wie eine Vibration.« Wie eine Vibration.
    »Wie lange dauerte diese Vibration?«
    »Ein paar Sekunden.«
    »Fünf Sekunden?«
    »Länger. Ich würde sagen, zehn oder zwölf Sekunden.« Die klassische Beschreibung des Ausfahrens der Slats während des Flugs, dachte Casey. »Okay«, sagte sie, »und dann?«
    »Das Flugzeug ging nach unten.« Jansen zeigte es mit der Hand. »So.«
    Casey schrieb weiter mit, aber sie hörte nicht mehr richtig zu. Sie versuchte, die Abfolge der Ereignisse zu rekonstruieren, versuchte zu entscheiden, wie die Ingenieure vorgehen sollten. Daß beide Zeuginnen eine Geschichte erzählten, die zu einem Ausfahren der Slats paßte, stand außer Frage. Zuerst zwölf Sekunden lang Rumpeln - genau die Zeit, die die Slats zum Ausfahren brauchten. Dann ein leichter Anstieg, der die Folge davon wäre. Und dann das Tümmlern, als die Crew versuchte, das Flugzeug zu stabilisieren.
    Was für ein Schlamassel, dachte sie.
    Gerade sagte Emily Jansen: »Da die Cockpittür offen war, konnte ich die Alarmmeldungen hören. Es waren Sirenen und Stimmen auf englisch, die wie vom Band klangen.«
    »Wissen Sie noch, was die Stimmen sagten?«
    »Es klang wie ›Fall… fall‹. So in der Richtung.«
    Die Sackflugwarnung, dachte Casey. Und die englische Alarmmeldung lautet: »Stall, Stall.«
    Verdammt.
    Sie blieb noch ein paar Minuten bei Emily Jansen und ging dann wieder nach draußen.
    Auf dem Gang fragte Richman: »Bedeutet dieses Rumpeln, daß die Slats ausgefahren wurden?«
    »Könnte sein«, erwiderte Casey. Sie war angespannt, nervös. Sie wollte zum Flugzeug zurück und mit den Ingenieuren reden.
    Ein Stückchen weiter unten sah sie eine grauhaarige Gestalt aus einer der Vorhangkabinen treten. Überrascht stellte sie fest, daß es Mike Lee war. Was zum Teufel hat der Vertreter der Fluggesellschaft mit den Passagieren zu schaffen? dachte sie ärgerlich. Es war völlig gegen die Regel. Lee hatte hier nichts zu suchen.
    Ihr fiel wieder ein, was Kay Liang gesagt hatte: Ein Chinese war erst vor ein paar Minuten hier.
    Lee kam kopfschüttelnd auf sie zu.
    »Mike«, sagte Casey. »Es überrascht mich, Sie hier zu sehen.«
    »Sie sollten mir einen Orden verleihen«, sagte er. »Einige der Passagiere haben sich überlegt, ob sie einen Prozeß anstrengen sollen. Ich habe es ihnen ausgeredet.«
    »Aber Mike«, sagte sie. »Sie haben vor uns mit Mitgliedern der Crew gesprochen. Das ist nicht richtig.«
    »Was glauben Sie denn? Daß ich sie mit einer Geschichte präpariert habe? Verdammt, sie haben mir die Geschichte erzählt. Und es dürfte inzwischen so ziemlich außer Frage stehen, was passiert ist.« Lee sah sie an. »Tut mir leid, Casey, aber Flug 545 hatte ein uncommanded slats deployment, und das heißt, Sie haben immer noch Probleme mit der N-22.«
    Als sie zum Bus zurückgingen, fragte Richman: »Was hat er damit gemeint, daß Sie immer noch Probleme haben?«
    Casey seufzte. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, etwas zu verschweigen. Sie sagte: »Wir hatten bei der N-22 schon einige Vorfälle mit den Slats.«
    »Moment mal«, sagte Richman. »Wollen Sie damit sagen, daß so etwas schon öfters passiert ist?«
    »Nicht so«, antwortete sie. »Es gab nie ernsthafte Verletzungen. Aber ja, wir hatten Probleme mit den Slats.«

13 Uhr 05
    Unterwegs
    »Der erste Vorfall ereignete sich vor vier Jahren auf einem Flug nach San Juan«, sagte Casey auf der Rückfahrt. »Die Slats wurden

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