Airframe
Name war Bennett, er war vierzig Jahre alt und Vertreter für Guess-Jeans; er sei nach Hongkong geflogen, um die Fabrik zu besuchen; er mache das viermal im Jahr und fliege immer mit Transpacific. Jetzt saß er in einer der mit Vorhängen abgeteilten Kabinen der Ambulanz auf dem Bett. Sein Kopf und der rechte Arm waren bandagiert. »Das Flugzeug wäre beinahe abgestürzt, das ist passiert.«
»Verstehe«, sagte Casey. »Ich habe mich nur gefragt, ob… «
»Wer zum Teufel sind Sie denn eigentlich?« Sie gab ihm ihre Karte und stellte sich noch einmal vor. »Norton Aircraft? Was haben Sie denn damit zu tun?«
»Wir haben das Flugzeug gebaut, Mr. Bennett.«
»Diesen Scheißhaufen. Sie können mich mal, Lady.« Er schleuderte ihr die Karte entgegen. Verschwinden Sie von hier, Sie beide.«
»Mr. Bennett… «
»Los, raus! Verschwinden Sie!«
Vor der Kabine sah Casey Richman an. »Ich habe aber auch ein ganz besonders Händchen mit Leuten«, sagte sie reumütig.
Casey trat zur nächsten Kabine und hielt inne. Hinter dem Vorhang hörte sie schnellgesprochenes Chinesisch, zuerst eine Frauenstimme, dann die eines Mannes.
Sie beschloß, zum nächsten Bett zu gehen. Dort öffnete sie die Vorhänge und sah eine schlafende Chinesin mit einem Gipskorsett um den Hals. Eine Schwester, die bei ihr war, sah hoch und hielt den Finger an die Lippen.
Casey ging zur nächsten Kabine.
Hier fand sie eine der Stewardessen, eine achtundzwanzigjäh-rige Frau namens Kay Liang. Sie hatte großflächige Abschürfungen an Gesicht und Hals, die Haut war gerötet und wund. Sie saß auf einem Stuhl neben dem leeren Bett und blätterte in einer sechs Monate alten Vogue. Sie erklärte, sie sei nur noch hier, weil sie Sha Yan Hao nicht alleine lassen wollte, eine andere Stewardeß, die in der nächsten Kabine lag.
»Sie ist meine Cousine«, sagte sie. »Ich befürchte, sie ist schwer verletzt. Sie wollen mich nicht zu ihr hineinlassen.« Sie sprach sehr gut Englisch, mit einem britischen Akzent.
Als Casey sich vorstellte, machte Kay Liang ein verwirrtes Gesicht. »Sie sind vom Hersteller?« fragte sie. »Aber eben war ein Mann hier… «
»Was für ein Mann?«
»Ein Chinese. Er war erst vor ein paar Minuten hier.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte Casey stirnrunzelnd. »Aber wir würden Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
»Natürlich.« Sie legte die Zeitschrift weg, faltete die Hände in ihrem Schoß und wartete gefaßt.
»Wie lange sind Sie schon bei TransPacific?«
Drei Jahre, antwortete Kay Liang. Und davor drei Jahre bei Cathay Pacific. Sie sei schon immer die internationalen Routen geflogen, weil sie mehrere Sprachen spreche, Englisch, Französisch und Chinesisch.
»Und wo waren Sie, als es zu dem Vorfall kam?«
»In der Bordküche mittschiffs. Gleich hinter der Business Class.« Die Stewardessen hätten gerade das Frühstück zubereitet, erklärte sie. Das sei gegen 5 Uhr gewesen, vielleicht ein paar Minuten später.
»Und was ist passiert?«
»Das Flugzeug begann zu steigen«, sagte Kay Liang. »Ich weiß das, weil ich eben Getränke hergerichtet hatte, und die rutschten vom Wagen. Und gleich daraufging es steil nach unten.«
»Und was haben Sie getan?«
Sie habe nichts tun können, erklärte sie, außer sich festzuhalten. Es sei ein regelrechter Sturzflug gewesen. Essen und Getränke seien zu Boden gefallen. Der Sturzflug dürfte etwa zehn Sekunden gedauert haben, aber sie sei sich nicht ganz sicher. Dann sei es wieder nach oben gegangen, extrem steil, und dann noch einmal Sturzflug. Beim zweiten Sturzflug habe sie sich den Kopf am Schott angeschlagen.
»Haben Sie das Bewußtsein verloren?«
»Nein. Aber das Gesicht habe ich mir dabei abgeschürft.« Sie zeigte auf ihre Verletzungen.
»Was ist dann passiert?«
Sie sei sich nicht sicher. Sie sei verwirrt gewesen, weil die zweite Stewardeß in der Küche, Miss Jiao, gegen sie geprallt und sie beide zu Boden gestürzt seien. »Wir konnten die Schreie der Passagiere hören«, sagte sie. »Und natürlich haben wir sie auf den Gängen gesehen.«
Danach, sagte sie, habe das Flugzeug sich wieder ausgerichtet. Sie habe aufstehen und den Passagieren helfen können. Die Lage sei sehr schlimm gewesen, sagte sie, vor allem im Heck. »Viele Verletzte, viele Menschen, die bluteten und Schmerzen hatten. Die Stewardessen waren völlig überfordert. Außerdem war Miss Hao, meine Cousine, bewußtlos. Was die Aufregung unter den Stewardessen komplett machte. Sie war in der
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