Airframe
sie eine Befragung der Crew nicht erlauben wollten, hatten sie beschlossen, alles andere prompt zu liefern, als Zeichen ihrer vollen Kooperationsbereitschaft.
Norma trat in Caseys Büro. »Die Protokolle von LAX kommen gerade rein«, sagte sie. »Und Hongkong hat bereits geliefert.«
»Das sehe ich. Haben Sie die Speicheradresse?«
»Hier.« Sie gab ihr einen Zettel, und Casey tippte die Angaben in das Terminal hinter ihrem Schreibtisch. Es dauerte eine Weile, bis die Verbindung zum Zentralrechner hergestellt war, dann öffnete sich ein Fenster.
WartProt N-22/Rump 271/FR 098/HB09
DD5/14 AS 6/19 MOD 8/12
< RS Kaitak - WartProt (A-C)
< RS Singapur - WartProt (Nur B)
< RS Melb - WartProt (Nur A, B)
»Na wunderbar«, sagte sie.
Und machte sich an die Arbeit.
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Casey ihre Antworten beisammen hatte. Aber danach konnte sie sich ein gutes Bild davon machen, was mit dem Slats-Haltestift der TransPacific-Maschine passiert war.
Am 10. November des vergangenen Jahres war es bei einem Flug dieser Maschine von Bombay nach Melbourne zu Problemen mit der Funkkommunikation gekommen. Der Pilot hatte in Java, Indonesien, einen außerplanmäßigen Zwischenstop eingelegt. Dort konnte die Funkanlage problemlos repariert werden, es mußte nur eine defekte Schalttafel ausgewechselt werden, und das Bodenpersonal in Java tankte die Maschine für den Weiterflug nach Melbourne auf.
Bei der Landung in Melbourne bemerkte das australische Bodenpersonal, daß der rechte Flügel beschädigt war.
Danke, Amos.
Der Flügel war beschädigt.
Die Mechaniker in Melbourne stellten fest, daß die Kupplung für den Treibstoffschlauch am rechten Flügel verbogen und der danebenliegende Slats-Haltestift leicht beschädigt war. Man ging davon aus, daß dies beim Betanken in Java passiert war.
Bei der N-22 befanden sich die Einfüllstutzen an der Unterseite des Flügels, knapp hinter der Vorderkante. Unerfahrenes Bodenpersonal hatte einen falschen Hubwagen verwendet und das Geländer der Arbeitsplattform gegen den noch mit dem Flügel verbundenen Treibstoffschlauch gerammt. Dadurch war der Tragarm für den Treibstoffschlauch in die Kupplung am Flügel gedrückt, die Verstärkungsplatte der Kupplung verbogen und der danebenliegende Haltestift beschädigt worden.
Haltestifte für die Slats wurden nur sehr selten ausgewechselt, und in Melbourne war keiner vorrätig. Um die Maschine in Australien nicht unnötig aufzuhalten, beschloß man, sie nach Singapur weiterfliegen zu lassen und das Teil dort auszuwechseln. Einem aufmerksamen Wartungsmann in Singapur fiel allerdings auf, daß die Papiere des Ersatzstifts irgendwie verdächtig wirkten. Man war sich deshalb unsicher, ob der Ersatzstift ein Originalersatzteil war oder nicht.
Da das installierte Teil noch normal funktionierte, beschloß man in Singapur, es nicht zu ersetzen, und die Maschine wurde nach Hongkong weitergeschickt, dem Heimathafen von TransPacific, wo ein Originalteil garantiert werden konnte. Die Reparaturstation in Hongkong traf nämlich - in dem Bewußtsein, daß man sich im weltweit größten Zentrum der Imitationsindustrie befand - spezielle Vorkehrungen, um sicherzustellen, daß die verwendeten Flugersatzteile wirklich echt waren. Die Teile wurden direkt beim Originalteilhersteller in den Vereinigten Staaten bestellt. Am 13. November des vergangenen Jahres wurde in dem Flugzeug ein brandneuer Slats-Haltestift installiert.
Das Papier für das Teil schien in Ordnung zu sein; auf Caseys Bildschirm erschien eine Kopie. Das Teil war von Hoffman Me-tal Works in Kalifornien gekommen - Nortons Originallieferanten. Aber Casey wußte, daß das Papier eine Fälschung war, da das Teil selbst eine Fälschung war. Doch dem würde sie später nachgehen und herausfinden, woher das Teil tatsächlich stammte.
Im Augenblick war nur die Frage wichtig, die Amos aufgeworfen hatte:
Wurden auch andere Teile ersetzt?
An ihrem Terminal blätterte Casey nun im Wartungsprotokoll der Reparaturstation Hongkong vom 13. November, um herauszufinden, was an diesem Tag sonst noch an der Maschine getan worden war.
Es war eine zeitraubende Arbeit, denn sie mußte Kopien sämtlicher Checklisten durchgehen, auf denen die Mechaniker bei jedem Punkt handschriftlich ihre Ergebnisse notiert hatten. Doch schließlich fand sie eine Liste von Arbeiten, die am Flügel ausgeführt worden waren. Es gab drei Einträge.
CHG RT LDLT FZ-7. Auswechseln der rechten Aufsetzfeuersicherung
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