Airframe
gefunden hatte, und …
»Was gefunden? Haben Sie es?«
»Ja«, sagte sie schließlich. »Ich habe es.«
Sie starrte die Kopie eines Papiers der Hoffman Metal Works in Montclair, Kalifornien, an. Der Slats-Haltestift war mit einem Code beschrieben, der dem in den Konstruktionszeichnungen entsprach: »A/908/B-2117L(2) Ant St Ltch. SS/HT.« Darunter ein getipptes Herstellungsdatum, ein Stempel mit dem Datum der Lieferung und das Datum des Einbaus. Es folgten zwei weitere Stempel: Der erste war von dem Mechaniker abgezeichnet, der das Teil installiert hatte, der zweite vom QA-Inspektor, der die Arbeit gutgeheißen hatte.
»So«, sagte Jenkins. »Ist das der OEM, oder was?«
»Ja, das ist der OEM.« Hoffman war der Original Equipment Manufacturer, der Originalteilhersteller. Das Teil war direkt, ohne Zwischenhändler, von dort gekommen.
Jenkins sah durch den Maschendrahtzaun zur Fertigungsstraße hinaus. Niemand schien ihnen Aufmerksamkeit zu schenken, aber Casey wußte, daß sie beobachtet wurden.
»Gehen Sie jetzt?« fragte Jenkins.
»Ja, Jerry, ich gehe jetzt.«
Über den Mittelgang, der an den Lagerschuppen und Workstations entlanglief, ging sie zur Tür. In sicherem Abstand zu den Deckenkränen. Und immer wieder sah sie zu den Laufstegen über ihrem Kopf hoch, ob da auch niemand herumlief. Niemand. Bis jetzt ließ man sie in Ruhe.
Was sie bis jetzt wußte, war eindeutig: Das Originalteil, das bei Flug 545 eingebaut worden war, war direkt von einem renommierten Hersteller gekommen. Das Originalteil war in Ordnung gewesen. Das Teil, das Doherty im Flügel gefunden hatte, jedoch nicht.
Amos hatte also recht.
Irgend etwas war mit diesem Flügel passiert, das eine Reparatur notwendig gemacht hatte, irgendwann in der Vergangenheit.
Aber was?
Sie hatte noch mehr zu tun. Aber kaum noch Zeit dazu.
12 Uhr 30
QA
Wenn das Teil schlecht war, woher stammte es? Casey brauchte die Wartungsprotokolle, aber die waren noch nicht eingetroffen. Wo war nur Richman? Zurück in ihrem Büro, blätterte sie in einem Stapel Faxe. Die FSRs auf der ganzen Welt verlangten Informationen über die N-22. Das Fax des Fizers in Madrid war typisch.
Von: S. Ramones, FSR Madrid An: C. Singleton; QA/IRT
Mein Iberia-Kontakt B. Alonso meldet beharrlich, dass JAA wegen des Miami-Vorfalls unter Hinweis auf »Zweifel an Lufttauglichkeit« eine weitere Verzögerung der Freigabe der N-22 bekanntgeben wird.
Bitte um Anweisungen
Sie seufzte. Was der FSR hier berichtete, war völlig voraussehbar gewesen. Die JAA war die Joint Aviation Authority, die
Vereinigte Luftfahrtbehörde, das europäische Gegenstück zur FAA. In letzter Zeit hatten amerikanische Hersteller beträchtliche Schwierigkeiten mit dieser Behörde. Die JAA ließ in der Regulierung die Muskeln spielen, und viele ihrer Beamten machten keinen deutlichen Trennstrich zwischen der Durchsetzung amerikanisch-europäischer Handelsabkommen und Fragen der Lufttauglichkeit. Schon seit einiger Zeit versuchte die JAA amerikanische Hersteller zu zwingen, europäische Triebwerke zu verwenden. Die Amerikaner hatten sich gewehrt, und so war es nur logisch, daß die JAA die Rotorexplosion in Miami ausnutzte, um Norton unter Druck zu setzen, indem sie die Freigabe verweigerte.
Im Endeffekt war das jedoch ein politisches Problem und fiel nicht in Caseys Bereich. Sie wandte sich dem nächsten Fax zu.
Von: S. Nieto, FSRVanc
An: C. Singleton, QA/IRT
Erster Offizier Lu Zan Ping heute morgen 4 Uhr Notoperation wegen subduralen Hämatoms in Vanc Gen Hospital. E/O steht mind. 48 Stunden nicht für Befragung zur Verfügung. Weitere Einzelheiten folgen.
Casey hatte gehofft, von dem Ersten Offizier schon früher eine Aussage zu bekommen. Sie wollte wissen, warum er sich im Heck und nicht im Cockpit aufgehalten hatte. Aber so wie es aussah, mußte sie auf die Antwort bis zum Ende der Woche warten. Sie kam zum nächsten Fax und starrte es erstaunt an.
Von: Rick Rakoski, FSR HK
An: Casey Singleton, QA/IRT NAC
Habe Ihre Anfrage bezügl. Wartungsprotokolle für TPA Flug 545, Rumpf 271, Fremdregistrierung 098/443/HB09, erhalten und an Fluggesellschaft weitergegeben.
Als Antwort auf FFA-Anfrage hat TransPacific alle Protokolle der Reparaturstationen Kaitak HK, Singapur und Melbourne freigegeben. Diese wurden 22 Uhr 10 Ortszeit in Norton OnlineSystem eingespeist. Befragung der Crew noch in Arbeit. Sehr viel schwieriger. Einzelheiten folgen.
Ein raffinierter Schachzug der Fluggesellschaft, dachte sie. Da
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