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Airframe

Airframe

Titel: Airframe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gerade seinen Lebenslauf an«, sagte Norma. »Jurastudium in Yale und ein Jahr bei General Motors. Aber in den letzten drei Monaten war er in der Marketingabteilung. Hat von der Produktion keine Ahnung. Sie werden mit ihm ganz von vorne anfangen müssen.«
    »Na gut«, sagte Casey mit einem Seufzen. Wahrscheinlich erwartete Marder, daß sie ihn zu der Besprechung mitbrachte. »Sagen Sie ihm, wir treffen uns in fünf Minuten vor dem Verwaltungsgebäude. Aber sehen Sie zu, daß er sich nicht verläuft, okay?«
    »Soll ich ihn hinbringen?«
    »Ja, ist wahrscheinlich besser.«
    Casey legte auf und sah auf die Uhr. Der Verkehr floß zäh. Noch zehn Minuten bis zur Firma. Sie trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Armaturenbrett. Worum konnte es bei der Besprechung nur gehen? Vielleicht hatte es einen Unfall oder einen Absturz gegeben.
    Sie schaltete das Radio an, um zu hören, ob die Nachrichten etwas dazu brachten. Auf dem ersten Sender lief eine Talkshow. Ein Anrufer sagte gerade: »… nicht fair, Kinder zu zwingen, in der Schule Uniformen zu tragen. Es ist elitär und diskriminierend.«
    Sie drückte einen Knopf, um den Sender zu wechseln.
    »… versuchen, uns allen ihre persönlichen Moralvorstellungen aufzuzwingen. Ich glaube nicht, daß ein Fötus ein menschliches Wesen ist…«
    Sie drückte den nächsten Kopf.
    »… diese Angriffe auf die Medien kommen doch alle von Leuten, die etwas gegen die Redefreiheit haben… «
    Wo sind denn bloß die Nachrichten, dachte sie. War ein Flugzeug abgestürzt oder nicht?
    Sie sah plötzlich ihren Vater vor sich, wie er jeden Sonntag nach der Kirche einen großen Stapel Zeitungen aus dem ganzen Land las und dabei vor sich hin murmelte: »Das ist nicht die Story, das ist nicht die Story«, während sich um seinen Sessel herum ein unordentlicher Haufen Zeitungsseiten türmte. Aber ihr Vater war natürlich Zeitungsjournalist gewesen, damals in den Sechzigern. Doch die Welt hatte sich verändert. Jetzt kam alles im Fernsehen. Fernsehen und dieses hirnlose Geplapper im Radio.
    Vor sich sah sie das Firmentor von Norton Aircraft. Sie schaltete das Radio ab.
    Norton Aircraft war einer der großen Namen der amerikanischen Luftfahrt. Gegründet wurde die Firma 1935 von dem Luftfahrtpionier Charley Norton, während des Zweiten Weltkriegs baute sie die legendären B-22-Bomber, die P-27-»Skycat«-Jagdflugzeuge und den C-12-Transporter für die Air Force. In den letzten Jahren hatte Norton schwere Zeiten durchgemacht, doch im Gegensatz zu Lockheed, das aus dem zivilen Transportgeschäft ausgestiegen war, hatte es sich behauptet. Jetzt war Norton eine von nur noch vier Firmen, die große Flugzeuge für den Weltmarkt bauten. Die anderen waren Boeing in Seattle, McDonnell Douglas in Long Beach und Airbus, das europäische Konsortium mit Sitz in Toulouse.
    Casey fuhr über hektargroße Parkplätze zum Tor 7 und hielt an der Schranke an, bis der Wachtposten ihre Erkennungsmarke kontrolliert hatte. Es erfüllte sie immer mit einem gewissen Hochgefühl, wenn sie in die Firma einfuhr. Hier pulsierte ein Drei-Schichten-Betrieb, gelbe Schlepper transportierten die Kisten mit Einzelteilen von Halle zu Halle. Es war weniger eine
    Firma als eine kleine Stadt, mit eigenem Krankenhaus, eigener Zeitung und Polizeieinheit. Als Casey in der Firma angefangen hatte, waren dort sechzigtausend Leute beschäftigt gewesen. Die Rezession hatte die Belegschaft auf dreißigtausend reduziert, aber es war immer noch eine riesige Fabrik, die sich über sechzehn Quadratmeilen erstreckte. Hier wurde die N-20 gebaut, der schmalrumpfige zweistrahlige Jet, und die N-22, der Großraumjet, sowie die KC-22, das Tankflugzeug der Air Force.
    Sie fuhr zum gläsernen Verwaltungsgebäude im Zentrum der Anlage und stellte ihr Auto auf einem freien Parkplatz ab, ohne den Motor auszuschalten. Sie sah einen jungen Mann, der in Sportsakko und Krawatte, Khakihose und Slippers ein wenig wie ein Collegestudent aussah. Der Junge winkte schüchtern, als sie ausstieg.

6 Uhr 45
    Gebäude 64
    »Bob Richman«, sagte er. »Ich bin Ihr neuer Assistent.« Sein Händedruck war höflich, reserviert. Casey konnte sich nicht erinnern, aus welchem Zweig der Norton-Familie er kam, aber sie kannte den Typ. Viel Geld, geschiedene Eltern, durchschnittliche Leistungen an guten Schulen und ein unerschütterliches Anspruchsdenken.
    »Casey Singleton«, sagte sie. »Steigen Sie ein. Wir sind spät dran.«
    »Spät?« sagte Richman beim Einsteigen. »Es ist

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