Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
sich in seiner Gegenwart befand. Er sah den mit Kräutern bestückten Laib an und biss anschließend hinein. Hudo genoss es sehr, was auch daran lag, dass er schon seit Tagen nichts Anständiges mehr gegessen hatte, und er verspeiste den kleinen Brotlaib in nur wenigen Sekunden.
Die Holzscheite brannten ziemlich lange und Hudo musste nur wenig nachlegen, damit er das lodernde Feuer im Kamin aufrechterhalten konnte. Mittlerweile hatte sich das Haus, welches an diesem kalten Abend stark abgekühlt war, angenehm erwärmt. Hudo blickte in die lodernden Flammen, während er den Brief eines alten Freundes in den Händen hielt und tief in seine Gedanken versunken war. Der Umschlag war geöffnet und die Nachricht lag darüber in Hudos Händen. Auf dem Umschlag war ein nun geteiltes, goldbraunes Siegel aus Wachs, der das Wappen von Ghokarn eingestanzt hatte. Hudo hätte ein Blick auf die Farbe des Siegels genügt, um zu erkennen, dass es ein zwergischer Brief war, denn nur das kleine Volk aus dem Norden benutzte solch eine Wachsfarbe. Dass es sein Zwergenfreund Borak war, vermochte er nur zu vermuten, wer aber sonst hätte ihm eine Nachricht aus Ghokarn geschickt? Schließlich kannte Hudo nur einen einzigen Zwergen, mit dem er auch schriftlich verkehrte. Auf dem Papier, worauf sich die Nachricht befand, stand in blauer Farbe und schöner Schrift geschrieben:
Seid gegrüßt, mein kleiner Freund,
lange und viele Tage sind vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Es mag mir aber so vorkommen, als wäre es erst gestern gewesen, als wir den alten Tam und seine Rinder aus Ghokarn verjagt hatten. Manches Mal, wenn ich so zurück denke, vermiss ich diese Zeiten sehr.
Doch muss ich dir leider auch schlechte Kunde bringen. Die Zeit in Eleran bringt viel Schlechtes mit sich und ich fragte mich lange, ob ihr mehr wisst als ich oder die Tratschenden der Schenken.
Jedenfalls wird gemunkelt, dass es Raubmorde im Osten gegeben haben soll und merkwürdige dunkle Kreaturen durchstreifen nun die grünen Wälder, Zel sei angeblich sogar verwüstet worden.
Ich wollte nur erfahren, wie es euch ergeht und ob ihr ebenso solcherlei Geschichten gelauscht habt. Ich würde mich freuen, wenn ihr mich mal wieder besuchen kommt, dann könnten wir zusammen ein paar Krüge Zwergenwasser trinken. Dieses Jahr haben wir eine besonders gute Lieferung für das Gasthaus Zinkenrotz bekommen.
Gruß, Borak
In der Tat hatte Hudo Borak schon lange nicht mehr gesehen und er hatte sich schon gefragt, wann er wieder eine Nachricht von seinem Zwergenfreund bekommen würde. Über seltsame Kreaturen, die durch die grünen Wälder streiften - wie die Zwerge und Phuken die Wälder von Eleran nannten -, wusste Hudo nichts. Er hätte zumindest etwas davon mitbekommen, denn die Phuken waren dafür bekannt, dass sich Tratsch in ihren Kreisen schnell verbreitete.
Er versuchte sich gerade in seinen Gedanken auszumalen, was für dunkle Kreaturen in Eleran gesichtet wurden, als er plötzlich ein Klirren hörte. Es war mehr ein klapperndes Klirren, so als ob jemand mit einem Hammer auf einen Eimer schlagen würde. Hudo warf den Brief auf den Boden und huschte dann zu dem kleinen Fenster, das in seiner Höhlenwand eingefasst war. Als er aus dem Fenster blickte, konnte er kaum etwas erkennen, obwohl die Sterne und der Halbmond den Boden ein wenig erhellten. Das einzige, was Hudo sah, waren ein paar alte Lumpen und Kleider, die auf einer gespannten Schnur gehängt und bereits seit Wochen nicht in das Haus getragen wurden; sie wehten jetzt wie alte Fahnen. Der Wind zischte leise durch die Fensterrahmen. Erneut vernahm Hudo ein Geräusch, diesmal klang es wie ein Schleichen, jedoch um einiges leiser, ein Ast knickte und das Geräusch wurde lauter und schien näher zu kommen. Hudos Nackenhaare standen zu Berge, als das Geräusch abrupt abbrach. Er zuckte mit dem Gesicht, als er ein zweites ähnliches Geräusch gehört hatte, dann hielt er sich geduckt, doch die Neugier gewann rasch und er kam dem Fenster langsam wieder näher. Er blickte erneut hinaus und versuchte, um die Ecke zu sehen, indem er seine Wangen an die Scheiben presste.
Das Fenster war wegen der kalten Luft von draußen eiskalt und der warme Atem Hudos ließ das Fensterglas rasch beschlagen. Er starrte auf das trübe Glas und als sich ein paar Tropfen gebildet hatten, tauchte plötzlich eine dunkle Silhouette direkt vor dem Fenster auf. Hudo konnte nur eine dunkle
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