Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Mauern der Stadt. In der Ferne sahen sie noch die letzten Krieger der Allianz gegen die riesigen Ungetüme kämpfen, die nun allesamt vor dem Schloss standen, denn dort verlief die letzte blutige Schlacht.
Liam und Elona hatten sich einer großen Gruppe von Flüchtigen angeschlossen, die aus Frauen, Kindern und Verletzten bestanden. Ohne Ziel eilten sie in Richtung Norden der Stadt, zu den Toren. Viele Krieger der Allianz wiesen sie dort hin, denn sie sahen nun, dass der Feind zu mächtig war und sie wussten der König war gefallen.
„ Warum fliehen wir?“, fragte Liam plötzlich, den rechten Arm immer noch über Elonas Schulter, während er den anderen an seine Rippen hielt. „Wo sollen wir denn hin?“
„ Willst du mit gebrochenen Rippen kämpfen? Sei kein Narr. Wir können noch nach Ghokarn fliehen.“
„ Jetzt bist du die Närrin. Wir werden niemals bis Ghokarn kommen, eher erfrieren wir und ich bereits auf dem halben Weg, so langsam wie ich mich fortbewege.“
„ Wohin willst du stattdessen gehen, in den Süden hinter die Söhne Goros? Der fünffache Weg wird es sein und seltsame Völker sollen dort leben. Falls überhaupt jemand dort lebt.“
„ Ich will hier sterben. Es hat keinen Sinn mehr zu fliehen. Du kannst gehen, doch für mich ist es kein Ausweg mehr. Flieh und versuch dein Bestes.“
„ Ich werde dich sicher nicht zurücklassen. Wir werden nach Ghokarn reisen und wenn wir es nicht schaffen, dann erfrieren wir eben. So oder so, es ist ein schönerer Tod als hier von den Äxten des Feindes gespalten zu werden.“
„ Nicht, wenn ich noch drei von ihnen mitnehmen kann.“
„ Kannst du nicht. Wie willst du dich schützen mit nur einer Hand? Wie willst du den Schlägen ausweichen? Wir werden nach Ghokarn reisen und wenn wir erfrieren, dann erfrieren wie eben gemeinsam.“
Liam blickte sie nach ihren letzten Worten an, während sie mit ihm unnachgiebig zum Tor eilte. Es rührte Liam sehr, dass sie ihn nicht alleine ließ und dass sie immer noch Hoffnung schöpfte, doch sagte er nichts.
Hinter sich ließen sie nun Tor und Wall der zertrümmerten Stadt, während der Regen allmählich fror und es bald zu schneien begann. Hunderte Flüchtlinge waren nun an ihrer Seite, doch nicht alle waren sich über das Ziel einig. Ein paar versuchten ihren Weg über die Gebirgspfade des Karukgebirges bis nach Westen zu den Handelspfaden von Doldun. Andere gingen nach Süden mit einem großen Bogen um Taran, um über Eleran nach Grad oder gar in die Gardaren zu reisen. Die letzte Gruppe hatte vor, über die östlichen Gebirgspfade des Karuks bis zu den Bergen Elmuals zu wandern, die in das Land Warda führten, dort wo die Zwerge in Ghokarn beheimatet waren. Dieser großen Gruppe schlossen sich Liam und Elona an, die ihre Hoffnung in die Zwerge legten, die jetzt die letzte große Streitmacht der Allianz bildeten. Viele verletzte Krieger waren unter der Gruppe, die bis zu fünf Dutzend Mann groß war, aber auch viele Frauen und Kinder.
Nun machten sie sich auf den Weg zu den weiten und eisigen Pfaden der östlichen Berge des Karuks, lang war ihr Weg, den sie jetzt vor sich hatten und düster der Ausblick hinter ihnen. Zerstörte Türme, zerbrochene Wälle, zertrümmerte Häuser, Hunderte gefallene Kämpfer, ein toter König, weinende Kinder und schreiende Frauen lagen jetzt hinter ihnen, während es in der kalten Nacht zu schneien begann, zornerfülltes und tiefes Gebrüll gellte bis in den Morgen hinein.
Liams Haustür war schnell geknackt, als eine fremde verhüllte Gestalt sein Haus zu betreten versuchte. Niemand hatte in dieser Nacht irgendetwas gehört, denn der Regen goss wie aus Eimern und die Winde gellten durch die Hütten, deren Holz knarrte und pfiff. Die Gestalt trug eine Kapuze, die tief ins Gesicht hing, und sie bewegte sich rasch und zügig durch die zwei Zimmer und zu der Falltür, die zu dem Keller des Hauses führte. Die Tür knarrte, als der Fremde sie öffnete und die Steintreppe des Kellers hinab stieg. Der Eindringling zog eine alte rostige Öllampe aus seiner Kutte hervor, in der eine kleine Flamme loderte, die den dunklen Keller und seine Treppe beleuchtete. Als er unten angekommen war, schritt er zielsicher zum anderen Ende des Kellers hin, dann blickte er auf die Wand, an der ein Schwert auf zwei großen rostigen Haken hing, die in dem Gestein der Wand befestigt waren.
Das Schwert besaß eine silberfarbene Schneide, die mit winzigen weißsilbernen Runen verziert worden war,
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