Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
und dabei in die Richtung der Stadt eilte.
Die graue Zauberin
Der Nebel in den Schwarzwäldern von Keltor verhieß nie etwas Gutes, auch wenn die Gegend die meiste Zeit von Nebel verhangen war. Seltsame Kreaturen sollten in den Schwaden des Nebels und in den Schatten der Bäume wandern, während sie dabei leichtsinnigen Wanderern auflauerten, die gelegentlich die Wälder durchstreiften. Die Schwarzwälder bestanden aus gemischter Bewaldung, hauptsächlich jedoch aus Nadelhölzern wie Fichten, Föhren und Tannen. Die Wälder wuchsen in Rektar, verliefen durch Warda und erstreckten sich bis hoch in den Norden zu den kalten und unbewohnten Ländern.
Obwohl Valdon sich kaum vor Geschichten und Erzählungen fürchtete, erst recht nicht, wenn diese von Zwergen stammten, war es für ihn dennoch äußerst unangenehm, den endloslangen und furchtbar dunklen Wald zu durchwandern. Es war eine Tatsache, dass ein paar flüchtig Bekannte von Valdon erst vorangegangenes Jahr nie mehr wieder aus den Wald zurück gekehrt waren, nachdem sie beschlossen hatten, von Kandor nach Warda über diesen Weg zu reisen. Straßen und Pfade gab es hier überhaupt keine, was nicht unbedingt für dieses Land und seine Wälder sprach. Es führte zwar eine breite Straße von Taran aus nach Ghokarn, jedoch tat sie dies in einem großen Bogen südlich am Elmual vorbei nach Doldun, durch die Ländereien der Phuken und dann erst nach Ghokarn. Der Handel floss nur über diese Straße, jedoch fuhren die Händler mit Kutschen und waren selbst dann vier bis fünf Tage unterwegs. Er selbst hatte aber aus gutem Grund die Strecke gewählt, denn er wollte noch vor allen anderen die Stadt Ghokarn erreichen. Da sein Vater ein zwergischer Reisender war, der genau wusste, wie man am einfachsten in die Hauptstadt der Zwerge gelangt, wusste Valdon, wie er rascher als alle andere nach Ghokarn angelangen würde, zumindest wenn die anderen zu Fuß unterwegs wären. Er hatte vielleicht einen längeren Fußweg vor sich, doch er würde sich die Berge ersparen und so an Zeit gewinnen, jedoch war die Kälte des Nordens fast unerträglicher als der Wind der Berge, weshalb die Strecke um einiges beschwerlicher war, als er zunächst geglaubt hatte. Nun wanderte er bereits über sieben Tage und war damit weit über seinem Zeitplan, dennoch schien der Wald kein Ende zu nehmen. Eigentlich hatte er damit gerechnet, am fünften oder sechsten Tag bereits in Ghokarn zu sein, doch dauerte es alleine schon zwei Tage, von den Schwarzwäldern aus nach Ghokarn zu gelangen und er durchwanderte die Wälder erst seit ein paar Stunden.
Valdon wollte deshalb so früh wie nur möglich in Ghokarn ankommen, damit er den Zwergenkönig vor dem Feind warnen konnte und um ihm mitzuteilen, wie ernst die Lage wirklich war, denn er wusste als Sohn eines Gelehrten genau Bescheid, wer die Reiter waren und was sie vorhatten. Genauso gut wusste er, wie wichtig Liams Schwert war, welches er nun an seinen Rücken geschnallt trug. Der Gedanke, dass er zu weit nach Norden gewandert war und sich nun in dem Wald verlaufen hatte, überkam ihn immer mehr. Es war bitterkalt in der stockdunklen Nacht und obwohl Valdon einen grauen Mantel trug, der bis zum Boden reichte, und dazu eine Kapuze, die er über seinen Kopf geworfen hatte, fror er dennoch.
Der Nebel um die Bäume war teilweise so dicht, dass Valdon die Fichten erst dann sah, wenn er bereits ein paar Fuß vor ihnen stand. Hin und wieder waren die Laute von Eulen zu vernehmen, die in die Nacht hinein gellten, und hin und wieder ein Knacken im Unterholz. Valdon besänftigte sich mit dem Gedanken, dass die Geräusche von kleinen Eichhörnchen verursacht wurden, die nach vergrabener Nahrung suchten, doch wusste er, dass es hier keine kleinen Nager gab. Tatsächlich half es nur minder und er bekam eine Gänsehaut auf dem Nacken und an den Beinen, als die brechenden Geräusche der Äste lauter wurden und näher zu kommen schienen. Er hatte die letzten Nächte kaum geschlafen und immer nur mit einem kleinen Feuer und einem offenen Auge, denn bei den kleinsten Geräuschen war Valdon panisch und schweißgebadet aufgewacht. Müde taumelte er jetzt zwischen den Bäumen und hoffte, dass er bald das Ende des Waldes finden würde. An den Sternen konnte er sich ebenso wenig orientieren, da er, wie in den letzten zwei Tagen auch, keinen sternenklaren Himmel über sich ausmachen konnte. So blieb ihm nichts weiter übrig, als immer weiter zu gehen und zu hoffen, dass er
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