Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Marmor der Hallen der toten Könige. Eluards Wunsch heim zu kehren, war fortan größer denn je. Er wusste damals nicht was er gefunden hatte, doch er behütete seinen Fund so gut es ging, denn er verspürte eine seltsame Macht, die in dem Ei innewohnte. Ein paar Wochen nachdem er zurückgekehrt war, schlüpfte ein eigenartiges Geschöpf aus dem Gestein. Die Kreatur war groß wie ein ausgewachsener Hund, doch besaß sie Flügel wie ein Adler, jedoch nicht gefiedert. Ein Drache war geboren. Schnell sprach es sich rum und Eluard war bald als der Drachenhirte bekannt. Er zog die Kreatur auf und fütterte sie mit Nagetieren, bis der Drache eines Tages alt genug war und davon flog, jedoch flog er nicht für immer davon, denn obwohl die Berge nun seine Heimat waren, kam er ab und an wieder zu Liams Vater zurück. Eines Tages, als die Rufhörner Tarans ertönten, kam Irix her geflogen und bot seine Flügel als Hilfe an. Von diesem Tag an flog das erste Mal seit über hundert Jahren wieder ein Mensch auf einem Drachen. Eluard wurde bekannt als der Drachenreiter und als er verstarb, sollte bald Liam den Platz auf Irix‘ Rücken einnehmen. Seit dem Tag, an dem auch er erstmalig auf den Flügeln des Drachens ritt, wurde er genau so gerühmt wie sein Vater und genau wie er vollbrachte er viele Taten und wurde als Held gefeiert
Seine riesigen Flügel maßen eine Spannweite von gut zwanzig Fuß, wenn nicht sogar einen Riesen (Ein Riese wird bei den Menschen aus Kelkaran als dreiundzwanzig Fuß gezählt, bei den Zwergen als siebzehn Fuß) und war eine Unterart des erdfarbenen Zwergdrachen, die, im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten, den Leviadrachen, bis zu dreimal kleiner waren und zu einer fast ausgestorbenen Art zählten. Die Leviadrachen waren vor vielen Jahrhunderten in die Schattengebirge entschwunden und man erzählte sich, dass sie noch bis zum heutigen Tag dort in den Lüften wohnen würden. Die Zwergdrachen blieben in Keltor, ihre Zahl dezimierte sich bis zur großen Kältewelle hin erheblich und über die vielen Jahrzehnte und Generationen hin wurden sie nach und nach immer mehr zur Legende.
Der Rücken von Irix war mit kleinen sandfarbenen Stacheln übersät, die wie ein langer Kamm wirkten und seine braune schuppige Haut, die seinen ganzen Körper überzog, noch bedrohlicher wirken ließ. Die blasse Sonne ließ die braunen Schuppen mit einem leichten Silber glänzen und den langen Schwanz wie eine Peitsche aus graubraunem, von der Sonne beschienenem Leder wirken. Seine Augen leuchteten goldbraun auf Liam herab und sie stürzten mit einer irren Geschwindigkeit hinunter, wie zwei Spatzen in den ersten Tagen des frischen Lenz, geküsst von der Sonne. Das Maul war lang, wie das eines Reptils und die Nasenlöcher geweitet, schwarz wie Kohle. Hörner stießen aus der Schädeldecke hinaus und prunkten in den Himmel, ein braungoldener Schimmer überzog sie. Mit einen donnernden Gebrüll flog Irix auf den Hang zu, während sein kleiner Freund zwei Schritte zurück wich. Als der Drache mit den hinteren Beinen den Boden berührte und den Schnee mit seinen riesigen Schwingen aufwirbelte, der über Liams Kopf rasch zerstob, stieß er einen mächtigen Schrei aus, der in die umliegenden Berge hallte. Mit den vorderen, kürzeren Beinen landete der Drache zuletzt und zog dabei seine breiten Flügel zu seinem Becken, wie ein Adler. Das anmutige Geschöpf senkte seinen Kopf nach unten und mit weit geöffnetem Maul raunte der Drache als Begrüßung zu Liam hinab, der nun zu Irix eilte und mit einer gekonnten Leichtigkeit auf dessen schuppiger Haut kletterte, um schließlich auf dem Rücken des Drachen Platz zu nehmen. Es waren weder Geschirr noch Sattel vorhanden, doch Liam vermochte sich an den Schuppenplatten festzuhalten, die an seinem Nacken schräg nach oben wuchsen und hart wie Stein waren.
„ Auf! Auf!“, schrie Liam und klopfte dabei mit der flachen Hand auf Irix‘ Hals. Keinen Lidschlag später stieg der Drache in den Himmel empor und nur wenige Augenblicke danach waren sie von der Siedlung aus nicht mehr zu sehen und hinter den Wolken des Himmels verschwunden.
Es war nur ein tiefes donnerndes Gebrüll hinter dem steinernen Wall der Stadt Taran zu vernehmen. Hunderte von Pikenieren rannten aus dem riesigen Torbogen, der zu den weiten Feldern des Landes Kandor führte. Ihre Piken schimmerten silbern im Licht der aufgehenden Sonne. Die Waffenträger trugen Brustplatten und Schulterplatten aus Stahl, die in der
Weitere Kostenlose Bücher