Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Tiers. Irix gab nur ein leises Raunen von sich, während Liam wieder mit einer raschen Bewegung auf den Rücken des Geschöpfes stieg und er dabei dem Drachen die Anweisung gab, empor zu steigen. Wie ein tobender Greif zog er vom verschneiten Boden auf und davon und hinterließ dabei nur eine Wolke aus Schnee, die erst als der Drache kaum mehr noch zu sehen war, zerstob.
Unter dem Wolkengebilde, welches in der Höhe nur noch blass zu erkennen und von der Morgensonne fahlgelb beschienen war, fühlte sich Liam wahrlich frei, so frei wie ein Vogel, der erst nach Jahren seinen Käfig wieder verlassen durfte. Er genoss den Flug, auch wenn die Winde pfiffen und es nicht ungefährlich war, da Irix ein sehr rasches Tempo vorlegte. Das einzige, was Liam überhaupt nicht gefiel, war die Steigung, die der Drache zulegte, um über die ersten Gebirgsketten zu gelangen. Liam musste sich wie eine krallende Katze, an den steinharten Schuppen festhalten, die vom Hals hinweg bis zum Rücken hinunter verliefen, um nicht durch die Trägheit und den Wind hinfort geweht zu werden. Er hielt sich gut fest und nach wenigen Minuten krampften seine Muskeln wegen des Wetters und der Anstrengung. Die Luft wurde immer kälter und allmählich wurde Liam sehr kalt, sein Mantel und die dazu gehörige Kapuze hielten ihn einigermaßen warm, doch seine Hände froren bei den Temperaturen und der eisige Luftstrom, der Liams Finger überzog, ließ ihn einen bitterlichen Schmerz fühlen, den er sobald nicht wieder vergessen würde. Den Gedanken loszulassen versuchte er von Sekunde zu Sekunde mehr zu verdrängen, doch schien es immer schwieriger für ihn zu werden. Noch ein paar Momente länger und Liam hätte es nicht mehr ertragen, doch zu seinem Glück erreichten sie jetzt die ersten Gipfel und der geflügelte Gefährte flog nun wieder eine ebene Route. Für einen Moment ließ Liam die Schuppen los, rieb sich die Hände aneinander und hauchte dazu in seine zur Hälfte geballten Fäuste, die nun verkrampft und wie die Klauen eines Vogels aussahen.
Die Bergketten und ihre dazu gehörigen Gipfel waren allesamt mit Schnee bedeckt und verliefen in langen Formationen bis in die benachbarten Ländereien. Lange und breite Hälse ergötzten sich in Weiß und zartem Gelb, von der Sonnen beschienen, und graublau schienen jetzt ihre langsam und stetig hinabwachsenden Ausläufer von diesen Höhen aus zu sein. Liam sah nach unten, um die Gegend zu erkunden, doch außer Felsketten und Klippen war nichts zu vernehmen, auch weil er nicht allzu viel sehen konnte, was vor und unter ihm lag, denn die Winde der Schneegestöber und der graue Nebel unter ihm nahmen ihm die Sicht. Er hatte schon Mühe, die Kapuze des Mantels aufzubehalten, denn die rasante Geschwindigkeit von Irix wehte sie, trotz des nach unten geneigten Kopfes, öfter nach hinten, als Liam lieb war. Selbst als er sie mit der rechten Hand nach unten zog und fest hielt, wehte sie bei einer stärkeren Böe nach hinten.
Als sie die ersten Ketten im Südwesten verlassen hatten und die Kämme wieder nach unten verliefen, erblickte Liam zu seinen Füßen vereinzelt erste Bäume, bis sich schließlich ein großflächiger, dunkler Wald auftat. Nun flog der Drache wieder tiefer, um Liam einen genaueren Einblick zu gewähren, denn unter den Baumwipfeln würde er nie und nimmer Etwas oder Jemanden erkennen, zumindest solange sie diese Höhe halten würden. Als sie langsam nach unten glitten, gab Liam Irix ein Klopfzeichen, welches den Drachen dazu veranlassen sollte, die Höhe bei zu behalten.
Nach einiger Zeit hatten sie die Landesgrenze Kandors fast erreicht und der immer dichter werdende Wald wurde allmählich wieder lichter, als Liam plötzlich zwei wandelnde Gestalten am Boden ausmachte. Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es dieselben Gestalten waren, die er vor kurzem schon bei dem Reh gesehen hatte. Sie ritten mit rasantem Tempo auf großen, felligen Kreaturen, deren Bewegungen denen eines Hundes ähnelten. Könnte es sein? Er blickte noch einmal genauer hin. Nun war sich Liam ziemlich sicher, dass es Hokins waren, auf denen die Reiter ritten. Nach erneutem Hinsehen erkannte er die langen, spitzen Ohren und den großen Bärenkopf. Der Körperbau ähnelte eher dem eines breiten Wolfes, jedoch mit dem braunschwarzen Fell eines Bären.
Die schwarzen, in Habit gekleideten Gestalten ritten rasch durch den lichten Wald, als wollten sie so schnell es ging das Land verlassen und sie hatten ihre monströsen
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