Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
veränderte sich Minuten lang nicht, bis hier und da ein kleiner Fels zu sehen war, der aus dem Schnee hervor spickte und zur Tarions Freude verriet, dass sie sich überhaupt bewegt hatten. Nach vorne gerichtet war die Aussicht nicht besser, denn er sah nur einen hellgrauen Schleier aus Schnee vom Himmel fallen und über die Köpfe des Trupps zerstob er und offenbarte dahinter nichts als noch mehr weiße Bilder, die er verdeckt hatte.
Es waren die unangenehmsten Stunden seit langem für den Kommandanten und seinen Trupp. Seine Stiefel waren komplett durchnässt und seine Zehen steifgefroren von der bitteren Kälte. Jeder Atemzug schmerzte in seiner Lunge, denn die Anstrengung raubte Tarion die Luft und es war für ihn unverkennbar zu sehen, dass der gesamte Spähtrupp erschöpft und müde hinter ihm her marschierte, bis einer der Späher nach einer Pause rief. Tarion gab keine Antwort und überlegte, während er weiter voraus schritt, ob er hier für eine kurze Zeit eine Unterbrechung einlegen sollte oder ob sie besser weiter marschieren sollten. Mittlerweile hatten sie die Spitzen der Gebirge erreicht und die Gefahr, dass sie erfrieren würden, war hier nicht unwahrscheinlich. Letztendlich siegte jedoch die Erschöpfung und so ließ der Kommandant eine kurze Pause verkünden, doch sie musste wirklich kurz sein, sonst würden sie hier alle schlafend dem Tod in die kalten Hände fallen.
Sie setzten sich auf den kalten, verschneiten Steinboden, der zwischen Klippen und Klüften den Gebirgspfad offenbarte. Er stieg steil hinauf, soweit wie die Augen der Späher reichten, und fiel dann zwischen zwei kleinere Gipfel wieder talwärts hinab. Hinter den beiden kleineren Gipfeln türmte sich zur linken des Pfads das weiße Horn auf, wie die Kandorianer den zweithöchsten Berg der südlichen Gebirge nannten, und sein Hals war blau und kalt. Der Rest über den Hals war nur in einem blassen Grau zu erkennen und ragte noch hunderte von Fuß über den beiden anderen Gipfeln, bis die Spitze in einem fahlen Silber komplett verschwand. Die Schneewehen wurden immer stärker, bis sich allmählich ein Sturm daraus bildete und die Flocken immer härter auf die Gesichter der rastenden Späher hagelten. Tarion saß etwas abgeschieden und blickte zu Boden, während viele Gedanken durch seinen Kopf schossen und er die Kälte zu verdrängen versuchte. Die anderen Späher aßen ein wenig von ihrem Proviant, bis der Kommandant nach kurzer Zeit die Pause beenden ließ und die Führung wieder aufnahm.
Die Stunden vergingen weiterhin und allmählich kamen sie dem Tal näher, mühsam und langsam, unter Schmerz und Pein. Die letzten Gefälle waren kaum steil, weshalb die Späher den holprigen und eisigen Pfad mit schnellerem Schritt hinunter steigen konnten. Zuvor mussten die Wanderer noch behutsamer marschieren und jeden Schritt mit Bedacht wählen, denn es hätte nur ein falscher gereicht und man würde auf einem vereisten Felsen ausrutschen und den Tod in den Klüften finden.
Die Erleichterung war groß und die Freude ebenso, als die Gruppe unten zusammen traf. Da die letzte Pause nicht allzu lange gedauert und noch dazu auf der Spitze des Berges stattgefunden hatte - was nicht sehr erholsam für die Gruppe war - wurde nun erneut eine Pause eingelegt, diesmal mit Feuer und ein wenig Schlaf, denn der schwerste Weg lag nun hinter ihnen.
Nachdem sie auf dem Boden gerastet und ihren Proviant verspeist hatten (es war getrocknetes Pökelfleisch, welches sie von Tarion mitbekommen hatten und in kleinen Beutelchen an ihren Gürteln trugen), schritten sie in das von Reif überdeckte, grasbewachsene Tal. Das Tal war nur sehr licht mit Bäumen bestückt und bot eine weite, offene Fläche. Nach nur wenigen Schritten brach ein Gemurmel in der Gruppe aus, denn eine für die Entfernung große, am Boden liegende Gestalt war in der Ferne auszumachen. Tarion befahl den Männern zu schweigen, denn das Gerede kostete nur unnötig Energie, die sie später noch brauchen würden. Die Gestalt schien groß und lang, doch war sie noch zu fern, als dass man eine Vermutung äußern konnte. Langsam näherte sich die Gruppe und allmählich ließen sich Arme und Beine erkennen. Als sie der Gestalt nahe genug gekommen waren und den Kopf erkannten, stellten sie fest, dass es sich um einen toten Bergriesen handelte. Tarion musterte den Kadaver und erkannte Wunden, die von Speeren oder anderen langen Stichwaffen verursacht worden sein mussten. Der Kadaver hatte mehrere
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