Akanis: Die Wiedergeburt des dunklen Herrschers (German Edition)
Reiter, denn kein Licht der Sonne drang mehr durch die Wipfel, nur vereinzelte Lichtpunkte, als sie die Ruine verlassen hatten, die sie eben betreten hatten, um nach dem Relikt zu suchen. Ein Schatten wie der eines geflochtenen Korbes lag nun auf dem feuchten Boden und verlief Tausende Fuß in die Ferne, bis der Wald allmählich lichter wurde, um schließlich an der Grenze der Länder Thandral und Gardaren wieder dichter zu werden.
Es war bereits dunkel, als sie in die Gardarenwälder einmarschierten. Der Wald war um einiges dichter als der in Thandral und die Bäume ragten um einiges höher. Steinbuchen übertrafen mit ihrer Anzahl immer mehr die Rotbuche, während der Löwenzahn gänzlich verschwand und der Mauerlattich hier und da an Pfaden säumte, um dem dunklen Wald ein wenig die Düsternis zu nehmen, die jedoch wiederrum von zwei schwarzen Reiter mit Klang und Schatten neu geschürt wurde. Die Baumkronen ließen ein paar helle Strahlen des Vollmondes durch ihre Blätter und machten damit den Weg für die beiden dahinziehenden Schatten einsichtig. Der Pfad säumte durch den Wald und war so schmal, dass nur ein Reiter nach dem anderen ins Dickicht zu reiten vermochte. Äste brachen, Unterhölzer zerbarsten und die Kutten der Reiter peitschten im eilenden Ritt. Der Wind pfiff durch das Dickicht und war nicht gegen die Reiter gerichtet, es war schon fast so, als ob er sie fort tragen wollte, als sie eine Böschung hinunter zogen. Unten angekommen lag eine Lichtung, die im Mondschein wie ein silberner Kreis wirkte. In der Mitte der Lichtung befand sich erneut eine Ruine, doch diese war die größte und prunkvollste von allen. Ein Bogen thronte über dem Eingang, auf dem Runen und Symbole einer alten und längst vergessenen Sprache sich wiederfanden. Die vier Säulen, die paarweiße links und rechts neben dem Eingang in die Höhe wuchsen, besaßen allesamt auf ihren Spitzen Statuen von buckligen Kreaturen, die wie Dämonen aussahen. Finster, grimmig und mit den Zähnen bleckend blickten sie mit ihren steinernen Augen auf die beiden Reiter hinab, die bereits von ihren Tieren hinabgestiegen waren.
„ Lasst uns diese Höhle aufsuchen“, sprach Perosos zu seinem Begleiter, der augenblicklich zustimmend nickte und mit ihm zum Eingang schritt.
Die Höhle verlief in einer Wendeltreppe in die dunkle Tiefe. Unten angekommen sah man auf dem Boden ein Kreisgebilde, Muster und Runen zu einem runden Symbol geformt. Aus einem runden Loch in der Decke fiel der Schein des Mondes exakt auf die Mitte des Kreisgebildes. Das Gebilde auf dem dunklen, gekachelten Marmorboden ähnelte beim genaueren Hinsehen einem Strudel, jedoch aus einzelnen, kleinen Symbolen bestehend. Die beiden Gestalten schritten auf das Kreisgebilde zu und erkannten anschließend an der Wand auf der anderen Seite des Raumes einen Steinklotz, der ebenfalls mit Runen verziert worden war. Auf diesem Klotz befand sich eine einfache Truhe und als Perosos dies erkannt hatte, eilte er zu ihr, hastig, so als ob er einen Schatz gefunden hätte.
Die schlichte Holztruhe besaß einen dunklen Rahmen und drei Goldriemen, die senkrecht und mit größeren Abständen zueinander über die Öffnung verliefen. Sie hatte ein Schloss, welches aber geöffnet war und nur an der metallenen Öse herunterhing. Perosos fühlte sich urplötzlich und mit einem Schlag ganz anders. Er fühlte Klarheit und Macht, aber auch unbändigen Zorn, Hass und Ungeduld. Er fühlte, als wäre all dies in dieser kleinen Truhe. Als würde es seit Hunderten von Jahren darauf warten, endlich befreit zu werden. Während der Herrscher noch darüber nachdachte, welche Gefühle ihn überkamen, stieg in ihm plötzlich noch ein viel stärkeres Empfinden auf, welches alle anderen Gefühle übertrumpfte; eine unbändige Gier. Dann dachte er an die Legende von dem Wächter, der die göttlichen Artefakte bewachen würde. Anschließend fragte Perosos sich, warum die Truhe nicht verschlossen war, doch seine Gedanken wurden wieder unterbrochen, diesmal durch ein Zittern seiner Hände und große Ungeduld überkam ihn jetzt mehr als zuvor.
Er griff nach der Truhe und als er sie öffnete, zitterten seine Hände noch mehr. Er warf den Truhendeckel nach hinten und erblickte ein schwaches Schimmern. Er legte die Truhe auf den Boden im Mondscheinkreis hinter sich und blickte noch einmal hinein, während seine Augen durch den Schimmer funkelten. Es waren vielleicht zwei Dutzend Splitter, die im Mondschein funkelten, jedoch die
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