Akasha 03 - Das Exil der Messianer
Laute formulierte, die anschließend der Simultanübersetzer transkribierte. Auf der einen Krakenwange zeigte sich ein phosphoreszierendes Oval – die stilisierte Darstellung eines Musenkusses. An der Wand hinter dem Lizentiaten befanden sich Dutzende von größeren und kleineren Bildschirmen samt einer langen Konsole mit lumineszierenden Sensoren, flackernden Dioden, ruhig leuchtenden Transmodifikatoren und anderen Gerätschaften.
»Ich glaube, DeTschenri weiß, daß wir Projekt Phönix sabotieren«, sagte fran Brigge. »Er hat seinen Lakaien Lachenal beauftragt, mich zu entlassen. Nun, ich bin sicher, er kann auch mit der neuen Gewebemasse nichts anfangen. Aber wenn es mir nicht gelingt, erneuten Zugang ins Laboratorium zu erhalten, werden die nächsten Experimente erfolgreich verlaufen.«
Jähe Unruhe erfaßte ihn, er stand auf und wanderte nervös auf und ab. »Wir wissen inzwischen, daß er in erster Linie deshalb zum Nachfolger des verstorbenen siebenten Magisters bestimmt wurde, weil er die Beantwortung der sogenannten Erbrechtsfrage versprach. Es geht dabei um den vollständigen Transfer eines Bewußtseins in einen neuen Körper, um eine exakte Kopierung der Egomatrix. Das bedeutet nichts anderes als Unsterblichkeit.« Er schlug sich mit der Faust auf die flache Hand. »Wenn ich mir vorstelle, daß dieser verdammte genetische Kümmerling DeTschenri unsterblich wird, über viele Jahrhunderte hinweg die Früchte dessen genießt, was wir geleistet haben, und zudem auch noch die Realisierung aller Ziele der Loge erlebt, könnte ich vor Wut platzen.«
»Er hat Ugo Crystal zu meinem Vorgesetzten gemacht!« entfuhr es Wallmond dem Geküßten, und sein Krakenleib krampfte sich mehrmals entrüstet zusammen. »Und mich mit der Inszenierung eines Multimediaspektakels beauftragt. Drei Tage Zeit habe ich – und im Augenblick leide ich an einem akuten Mangel an kreativer Eingebung.«
Fran Brigge verkniff sich eine scharfe Erwiderung. Er wußte, daß Wallmond nur durch ständige Manipulation des Musencomputers zum anerkannten Oberhaupt seines Habitats geworden war. Künstlerische Begabung hatte ihn nie ausgezeichnet. »Wenn wir DeTschenri gewähren lassen, sind wir erledigt«, äußerte fran Brigge. »Nein, das darf nicht sein. Es muß uns etwas einfallen. Eine Idee. Wir brauchen eine Idee. Das fällt in Ihren Zuständigkeitsbereich, Wallmond.«
»Und wenn ich es nicht schaffe«, jammerte das Krakenwesen, »wenn die Inszenierung kein voller wirtschaftlicher Erfolg wird, will er mich nicht einmal mehr die Bildhauerabteilung leiten lassen!«
»Mit welcher Lage haben wir es denn zu tun?« überlegte fran Brigge laut und setzte sein nervöses Umherwandern fort. »Die Messianer sind verschwunden.« Neuer Zorn regte sich in ihm, als er sich daran erinnerte, wie ihn DeTschenri mit dem Attentäter und dem Ciri hereingelegt hatte. »Niemand weiß, wo sie sich befinden. Zur Zeit kann die Loge forciert versuchen, ihre Pläne zu verwirklichen. Andererseits jedoch besteht nach wie vor die Gefahr eines Gegenschlags der Messianer. Die Mobilisierung der Biotikerarmee ist ein deutlicher Hinweis darauf, wie ernst der Magistrat die Lage beurteilt. Wie also können wir uns rehabilitieren?« Nachdenklich starrte er auf die blinden Bildschirme.
»Ich verstehe überhaupt nicht, wie es zu meiner Degradierung kommen konnte«, plärrte Wallmond. »Ich habe mir keine Verfehlungen zuschulden kommen lassen.«
»DeTschenri hat ebenso gegen Sie intrigiert wie gegen mich«, log fran Brigge, wohl wissend, daß es seine eigenen Intrigen gewesen waren, die sie in diese unangenehme Lage gebracht hatten.
Ein Bildschirm erhellte sich, und der darunter installierte Kommunikator summte leise. Fran Brigge trat an das Gerät und schaltete es ein. Auf der Monitorfläche zeichnete sich das breite, schwitzende Gesicht eines dicklichen Hybridarztes ab. »Sie war hier«, platzte es aufgeregt aus dem Mann heraus, als fran Brigge das Bestätigungssignal aussandte. »Aber ich konnte sie nicht festhalten.«
»Wer war bei Ihnen?«
»Die Ciristin Djamenah Shara. Sie hatten recht mit Ihrer Vermutung. Die Violenz-Onkogene des Vitalsymbionten sind inzwischen aktiv geworden, und sie mußte sich einer Behandlung unterziehen. Ich war mir in bezug auf ihre Identität nicht ganz sicher, und als ich Klarheit gewann, verließ sie das Hybridhaus. Es tut mir sehr leid.«
»Sie sind ein verdammter Idiot!« ereiferte sich fran Brigge über das Versagen seines Handlangers und
Weitere Kostenlose Bücher