Akasha 03 - Das Exil der Messianer
sich, als der Strahl im Innern des hufeisenförmigen Geräteblocks einen ganz bestimmten Teil des Chromosoms im eingefügten Objektgefäß abtastete. In der linken oberen Hälfte der Darstellung leuchtete gleichmäßig der Text: PROJEKT PHÖNIX. SEGMENT ZZ/9, VERANTWORTLICH: OPERANT FRAN BRIGGE.
»Operant«, zischte fran Brigge, dessen Lebensprinzip die genetische Optimierung war, welcher nicht nur DeTschenri auf so schroffe Weise widersprach, sondern auch Lachenal. »Das hat er aus mir gemacht. Einen einfachen Operanten. Es ist empörend ... empörend. Aber ich werde es ihm heimzahlen, irgendwann. Meine Stunde kommt, ich bin ganz sicher ...«
Zuvor jedoch galt es, alle Hinweise auf die neuerliche Sabotage des Projekts zu beseitigen. Rasch setzte er die energetische Genschere an, manipulierte sie mit geschickten Händen und versah das Chromosom auf diese Weise mit einer DNS-Information – einer Verbindung der beiden Basen Cytosin und Guanin, die später zu einer fehlhaften RNS-Überschreibung der Doppelhelix führen mußte –, die zum eigentlichen Ziel dieser Manipulation im Widerspruch stand. Natürlich wußte fran Brigge längst, worum es beim Projekt Phönix ging.
Nach wie vor konnte er auf die Hilfe einiger Informanten zurückgreifen, und er hatte auch diverse Mittelsleute in der Verwaltung. Es handelte sich dabei überwiegend um Personen, die von DeTschenri nach dessen Machtübernahme im Demos der Demarkatoren zurückgestuft und an unwichtige Posten versetzt worden waren, somit allen Grund hatten, darauf zu hoffen, daß ihr früherer Chef irgendwann seine alte Position wieder einnahm. Zwar bekamen die einzelnen Operanten des Projekts Phönix nur die Informationen, die sie zur Durchführung ihrer unmittelbaren Aufgaben brauchten, aber fran Brigge war als ehemaliger Chef-Genetikus weitsichtig genug, um zu ahnen, welche Funktion dem Chromosom, mit dessen Manipulierung er sich gegenwärtig beschäftigte, in der destrukturierten Gewebemasse zukam, die DeTschenri für den erfolgreichen Egotransfer benötigte.
Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Lachenal sich seiner Nische näherte, an seiner Seite die arrogant lächelnde Larissa ten Ghosten. Nervös beendete fran Brigge die Einfügung der neuen DNS-Information in das Chromosom – sie ließ sich nur dann feststellen, wenn man genau wußte, wo man nach ihr zu suchen hatte, und eine so komplizierte Überprüfung hätte Tage, wenn nicht Wochen in Anspruch genommen –, und kaum war er fertig, öffnete Lachenal die Tür. Der Kondottiere trat ein, so adrett und geschniegelt wie immer, der Transmogrifikator unter dem linken Ohr eine kleine elektronische Pustel, der klumpig-amorphe Symbiont im ausrasierten Nacken ein leicht pulsierendes Geschwür.
Oh, ja, dachte fran Brigge, ich werde ihm zeigen, was genetische Optimierung bedeutet. Ich werde sein Innerstes nach außen kehren, auf daß alle Welt sehen kann, was für ein verdammter Mistkerl er ist!
»Wie ich sehe«, sagte Alefo Lachenal und lächelte süffisant, »sind Sie eifrig bei der Arbeit.« Er strich sich die neue Uniform glatt: Sie war nicht mehr rauchgrau wie zuvor, sondern wies nun kirschfarbene Verzierungen auf, silbrige Borten, rubinrote Sterne und Ellipsen, hatte große Ähnlichkeit mit der Art von Kostümen, wie sie Gecken bevorzugten. Vor Zorn ballte fran Brigge die Fäuste. Daß DeTschenri ausgerechnet Lachenal zu seinem Stellvertreter im Demos gemacht hatte, war natürlich ein weiterer Affront gegen ihn. »Leider jedoch«, fügte der Kondottiere hinzu, »muß ich Sie mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendieren.«
»Was?« entfuhr es fran Brigge, und seine Kiemenschlitze unter den Kinnbacken öffneten und schlossen sich mehrmals.
»Tja«, sagte Lachenal und deutete mit dem Zeigefinger an die Decke. »Befehl von oben. Ich würde Sie gern weiter hier beschäftigen – Sie wissen ja, daß ich Sie für einen meiner besten Mitarbeiter halte ...« – Fran Brigge verschluckte sich fast, als er diese Äußerung vernahm – »... doch Patric DeTschenri ist in dieser Hinsicht offenbar anderer Meinung.« Er schaltete das Terminal aus. »Sie können gehen, mein lieber fran Brigge.«
Nun konnte fran Brigge sich nicht länger beherrschen. Er stand auf, starrte auf den Kondottiere hinab. »Das ist unerhört, Lachenal. Das wird Ihnen noch leid tun.«
Larissa ten Ghosten schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Du solltest dich nicht so aufregen, Loyer.« Sie hakte sich bei Lachenal ein. Und dir wird es
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