Akasha 03 - Das Exil der Messianer
unterbrach die Verbindung. Rasch bereitete er eine Mitteilung an seine Mittelsleute in anderen Hybridhäusern vor. Er war genau das eingetreten, was er gehofft hatte; die Ciristin mußte sich nun in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen in Behandlung begeben. Fran Brigge wandte sich an Wallmond. »Was würde Ihrer Meinung nach geschehen, wenn es uns gelänge, mittels der Ciristin Djamenah Shara das Exil der Messianer ausfindig zu machen?«
Die menschlichen Augen im Polypenkopf zwinkerten. »Wie denn?«
»Sie braucht Ciri, wenn sie überleben will. Und um an Ciri zu gelangen, muß sie die verschwundenen Messianer finden. Die aktiv gewordenen Violenz-Onkogene zwingen sie allerdings dazu, Hybridhäuser aufzusuchen und dort die biochemische Struktur des Vitalsymbionten stabilisieren zu lassen.« Fran Brigge seufzte innerlich. Wallmond stand zwar rangmäßig über ihm, aber er argwöhnte, daß das Krakenwesen immer mehr der Senilität anheimfiel. Manchmal verhielt es sich derart irrational und geistesabwesend, daß der ehemalige Chef-Genetikus daran zweifelte, ob Wallmond der Geküßte ihm tatsächlich eine Hilfe in dem Bestreben sein konnte, sich nicht nur für die erlittene Schmach an DeTschenri zu rächen, sondern auch eine neue Höherstufung in der Hierarchie der Loge zu erreichen. »Meine Agenten werden mich von nun an ständig informieren, und auf diese Weise sollte es uns gelingen, den Weg der Ciristin genauestens zu überwachen.«
Wallmond zitterte aufgeregt. »Wenn wir es wirklich schaffen, das Exil zu finden, ist die Loge möglicherweise dazu in der Lage, einem Gegenschlag zuvorzukommen und die von den Messianern ausgehende Gefahr endgültig zu bannen.«
»Genau! Und die Litiganten, die dem Magistrat eine entsprechende Mitteilung machen, dürfen sicher damit rechnen, mindestens in den Rang von Adepten gehoben zu werden.«
Als Wallmond mit seiner Agravplattform aus dem zentralen Raum der Logenplattform geschwebt war, um das Transittor aufzusuchen und in das Habitat der Musen zurückzukehren, nahm fran Brigge erneut in dem Sessel Platz und dachte gründlich nach. Die Lokalisierung der Ciristin nährte nicht nur seine Hoffnung darauf, das geheimnisvolle Exil der Messianer zu finden. Er hielt es darüber hinaus für möglich, DeTschenri beim Magistrat zu denunzieren. Es war allerdings wichtig, in höchstem Maß vorsichtig zu sein, und er nahm sich vor, nicht noch einmal den Fehler zu machen, den jetzigen siebenten Magister nur deshalb zu unterschätzen, weil es sich bei ihm um einen genetischen Kümmerling handelte. Offenbar kam es dem Magistrat auf die Möglichkeit des Egotransfers an, aber aus irgendeinem Grund bezweifelte fran Brigge, daß es DeTschenri in diesem Zusammenhang um nichts weiter als »nur« persönliche Immortalität ging; sicher steckte noch mehr dahinter. Da er selbst längere Zeit an dem Projekt mitgearbeitet hatte, wußte er, welche Probleme es dabei noch zu lösen galt, und im Gegensatz zu DeTschenri war er ein fähiger Genetiker, erfahren im Fach, geschickt im Umgang mit Genen und Chromosomen und der DNS-Doppelhelix. Wenn es also jemandem gelingen sollte, einen erfolgreichen Egotransfer zu ermöglichen, so war er, fran Brigge, nachgerade prädestiniert dazu.
Fran Brigge nickte langsam.
Es kam also darauf an, den erfolgreichen Abschluß von Projekt Phönix unter der Leitung DeTschenris zu verhindern, sich durch die Auffindung des Exils der Messianer zu rehabilitieren, den Hurtigen bei den anderen Magistern zu diskreditieren und anschließend selbst die Experimente weiterzuführen und mit einem positiven Ergebnis zu beenden. DeTschenri verwaltete drei Habitate – und das bedeutete viel Arbeit. Fran Brigge erwog, dem Mann mit der Partnernarbe weitere Probleme zu bescheren, die ihn einerseits von dem Projekt ablenken, ihn andererseits zu Fehlern in seinen Planungen verleiten sollten.
Erneut nickte er. Ja, das war die richtige Strategie. Und obwohl nur Exekutor, standen ihm ausreichend Mittel und Wege zur Verfügung, seine Absichten in die Tat umzusetzen. Wallmond hatte dabei nur die Rolle eines nützlichen Gehilfen; fran Brigge überlegte, was er mit dem Habitat der Musen anfangen könnte, wenn die Magister es ihm als Projektorat unterstellten.
Ein Vibrieren im Hyperspektrum, das Pulsieren von Informationen und Fragmenten, Gedanken und Gefühlen. Ein psionisches Signal zwitschert durch paranormale Kanäle. Die Maximale Krisensituation ist eingetreten; das Dschihad-Potential
Weitere Kostenlose Bücher