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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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während die Entfernung zu der leidenden Sasmarin, die offenbar eine sehr schwierige Geburt vor sich hatte, immer größer wurde, begann sich Djamenah selbst zu verabscheuen. Erneut schien sich ihr Bewußtsein in zwei Hälften zu teilen. Während die eine – die schwächere – sie dazu aufforderte, der Alien sofort Hilfe zu leisten, mit der Heilenden Energie Ch'i ihre Schmerzen zu lindern und dafür zu sorgen, daß ihr Kind gesund zur Welt kam und die Mutter keinen Schaden nahm, riet ihr die andere dringend davon ab, betäubte die Erinnerungen an die Chela-Ausbildung, ließ die Konturen des Mandala der Hoffnung verschwimmen, täuschte Weißlichkeit vor, wo tatsächlich Schwärze herrschte, und zwang sie dazu, sich nur auf sich selbst zu fixieren, in erster Linie an die eigene Sicherheit zu denken. Schweratmend lehnte sich Djamenah an eine Infosäule und schloß kurz die Augen. Das Brennen, das die Degeneration des Vitalsymbionten in ihr verursachte, war seit der Therapie im Hybridhaus des Habitats der Gagòsch erträglich. Aber das Wesen, das nun als Parasit wucherte, konnte nicht länger die Entzugserscheinungen neutralisieren. Die Gier nach einer neuerlichen Dosis Ciri wurde fast übermächtig.
    Jene innere Ruhe, die sie im Wald der Selbstmörder gefunden hatte, reduzierte sich auf einen winzigen weißen Fleck im ansonsten völlig schwarzen Mandala, einen Punkt ohne Ausdehnung, ähnlich dem Zentrum, das inzwischen völlig unauffindbar geworden war – einen weißen Fleck, der sich immer mehr von ihr entfernte, je mehr sie sich ihm zu nähern versuchte. Ihr Ekel vor sich selbst nahm zu. Ich habe das Recht zu leben! Unter diesen ungewöhnlichen Umständen bin ich in erster Linie mir selbst verpflichtet. Die Messianer haben mich im Stich gelassen. Mein Präzeptor ist tot. Die anderen müssen wissen, daß ich ohne Ciri meine Aufgabe nicht erfüllen kann. Gleichzeitig jedoch wußte sie, daß dies alles nur Entschuldigungen waren, nur Ausflüchte. Ich habe Furcht, dachte sie, und das entsprach der Wahrheit. Sie hatte Furcht vor Entdeckung, Furcht davor, erneut als Messianermörderin bezeichnet zu werden, Furcht vor dem Verfolger (Vielleicht der Assassine einer halbreligiösen Gruppe, die die Messianer besonders verehrt hatte und sie, Djamenah, für eine Ketzerin hielt? Aber wie war es ihm gelungen, sie trotz ihrer Tarnung zu erkennen und ihr durch mehrere Habitate zu folgen? Der alte Mann hatte sie gewarnt. »Geben Sie auf den Verfolger acht. Er ist nicht das, was er zu sein vorgibt.«), Furcht vor dem Tod nach einem Leben, das mehrere Jahrhunderte gewährt hatte.
    Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge der Wartenden, die sich mit den Reisenden, die durch das Transittor des Nebensegments traten, immer noch mehr vergrößerte. Lautsprecher riefen Namen auf, und Hunderte von Stimmen ertönten in der Nähe der Ciristin, die nun fast floh, floh vor sich selbst.
    »Ich verstehe diese Verzögerungen nicht. Es sind doch genug Reparateure an der Arbeit.« Eine dickliche Frau mit hochrotem Gesicht, die einen kleinen weißen Hybridpudel an die voluminöse Brust preßte.
    Ein Mann, klein und zart im Vergleich zu der Matrone. »Ach, Liebste, sie müssen sich in der Hauptsache um den Bau des neuen Habitats kümmern, und nur einige befassen sich mit der Reorganisierung des Netzsystems ...«
    »Zum Glück gibt es hier keine Biotikerkontrollen. Im letzten Habitat, das ich besucht habe, war es verheerend ...«
    »Vertreiben Sie sich die Zeit mit Immerglück!« pries ein Drogenverteiler seine Angebote.
    Plötzlich blieb Djamenah stehen, ignorierte die Beschwerden eines Alien, dem sie auf einen flexiblen Sensidorn getreten war, drehte den Kopf. Ringsum wogte die Masse aus Fleisch, und ihre Emanationen waren wie ein vielstimmiges und wortloses Flüstern. Irgendwo in der psychischen Gischt aus Gefühlen, Empfindungen und Sinneseindrücken pulsierte eine Quelle der Aggressivität und wilden Entschlossenheit. Djamenah stellte sich auf die Zehenspitzen, um über den wie gequetscht aussehenden Schädel eines vielarmigen Hermahumanoiden hinwegblicken zu können, und in der Nähe einer der Restaurantplattformen glaubte sie, den zinnoberroten Glanz eines Rezeptorgans bemerkt zu haben. Aus der anderen Richtung erklang das Zischen verdrängter Luft, und der erste Rapidzug glitt wie eine mehrgliedrige Schlange aus Stahl und mehrfarbigem Kunststoff in den Verteilerkreis. Die Wartenden drängten nun zu den Kontrollstellen vor dem Bahnsteig, zeigten

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