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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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von dem Gerüst und näherte sich dem energetischen Schleusensystem auf der anderen Seite des Distributionszirkels. Die Hände der Ciristin umkrampften die Haltestange. Noch zehn Meter ... fünf ...
    Ein Blitz zuckte dicht an der Gondel vorbei, störte die elektromagnetische Stabilisierung der Gleitfläche, so daß das Gefährt schwankte, und schlug funkenstiebend in die Stahlwand neben der Ergschleuse. Eine Sekunde später durchstieß die Gondel das energetische Flirren und drang ein in das Zwielicht des Habitats der Drandina und Multidimensionsmechaniker.
    »Ich mag sie nicht!« keifte eine schrille Stimme in Interlingua.
    »Mir gefällt sie. Wenn ich ein Mensch wäre ...«
    »Aber du bist kein Mensch, sondern ein intelligenter Parasit. Außerdem stinkst du. Und menschliche Frauen – das weiß jeder – mögen niemanden, der stinkt.«
    Djamenah wandte den Kopf zur Seite. Das Geschöpf neben ihr, das sie bisher für einen Alien gehalten hatte, erwies sich nun als »tauber« Wirtskörper, eine fleischliche Entität ohne Eigenbewußtsein. Gekleidet war das Wesen in einen besonderen Ökoanzug, unter dessen transparenter Isoschicht eine ölige, trübe Flüssigkeit zirkulierte, der Dutzende von Kiemen Sauerstoff oder ein anderes Agens entnahmen. Der Kopf war nicht mehr als ein Wulst aus faserigem Fettgewebe, und sowohl aus diesem »Schädel« als auch dem eigentlichen Körper, der mehr als eineinhalb Meter breit und gut zwei Meter groß sein mochte, ragten Gerätschaften, in denen es klickte und summte, sirrte und zirpte – vermutlich Systemeinheiten, die den Metabolismus nicht nur überwachten, sondern auch anregten. Unterhalb des Kopfwulstes – direkt nebeneinander, was ihnen das Aussehen zweier seltsam deformer Brüste verlieh – lugten zwei knollenartige, giftgrüne Auswüchse aus speziellen Öffnungen der Schutzkombi. Die Körpermasse dieser beiden intelligenten Parasiten, die sich nur mit Hilfe des Wirts am Leben erhalten und mobil werden konnten, war in ständiger Bewegung, in rascher Folge bildeten sich darin menschlich wirkende Pupillen, Facettenaugen, Wahrnehmungsstiele, kleine Schnäbel, die munter klapperten, Hornplatten, deren Knirschen von einem Autotranskribierer in verständliches Interlingua übersetzt wurde, und andere organische Besonderheiten, deren Zweck der Ciristin ein Rätsel blieb.
    Es stank tatsächlich. Djamenah achtete weder auf die von beiden Parasiten ausgehende Duftnote, noch das Streitgespräch zwischen ihnen, bei dem es darum ging, ob man der sympathisch/antipathischen Humanoiden eine Benutzung des Wirtskörpers anbieten/verweigern sollte. Durch die Bugkanzel beobachtete sie die in dem diffusen Zwielicht des Drandina-Habitats matt leuchtenden Schienenstränge des sogenannten Gespinstes, eines Netzwerks aus Hunderttausenden von Kilometern langen Schienen, die in ihrer Gesamtheit aussahen wie die Realität gewordene Phantasie eines völlig übergeschnappten Skulptur-Künstlers. Die Gleise beschrieben scharfe Wendungen, neigten sich jäh nach oben und unten, führten im Zickzack an dem gräulichen Flirren diverser Gravitationsschächte vorbei, kreuzten sich an ockerfarbenen Wendemarken. Myriaden winziger Perlen bewegten sich an den dünn und fragil wirkenden Strängen entlang – andere Gondeln, in denen Passagiere unterwegs waren, die entweder die Aussicht auf die Schwebenden Städte der Drandina genießen wollten oder nicht genug Units hatten, um eine weitaus schnellere Passage in einem Rapidzug bezahlen zu können, deren Tunnelröhren im Gegensatz zu den Netzbahnen des Gespinstes direkte Verbindungen herstellten.
    Hier und dort glühte eine von den KKM in der schwerkraftlosen Nabe des Habitas kontrollierte Ergsonne, in der Regel weit entfernt von den Städten der Drandina, die auf ein Übermaß an Licht ebenso reagierten wie ein Mensch auf eine hohe Dosis Zyankali – mit sofortigem Tod.
    Ihre Städte waren auf jeweils mehr als zehn Normkilometer durchmessenden Plattformen errichtet worden, und zwischen den Häusern, die aus der Ferne betrachtet aussahen wie die Farbkleckse eines zerspellten Regenbogens, gab es Hunderte von Stegen, Wandelgängen, Passagen, Tunneln und Korridoren – kleinere Entsprechungen des Netzsystems. Unterhalb der Plattformen, die auf genau festgelegten, von Mini-KKM kontrollierten Kursen durch das Habitat schwebten – wobei sie allerdings nicht dem Bereich zu nahe kamen, den die Multidimensionsmechaniker beanspruchten –, hingen unzählige Blasen an den

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