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Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Akasha 03 - Das Exil der Messianer

Titel: Akasha 03 - Das Exil der Messianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Horst & Brandhorst Pukallus
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Blick fiel auf eine kleine graue Wolke, die, kontrolliert von einer autarken KKM-Einheit, direkt über ihr schwebte und aus der es unablässig regnete. Es war natürlich kein normaler Regen; das wußte sie aufgrund der Informationen, die sie vor langer Zeit über die Lebensformen in diesem Habitat erhalten hatte. Das KKM reicherte die Nässe mit speziellen Lösungen an, mit hydrophilen Molekülen, die in Verbindung mit den Materialien in der obersten Schicht des Nährbereichs eine zersetzende Wirkung entfalteten.
    Ich sterbe. Ich darf nicht aufgeben!
    Ringsum knisterte es leise, und als Djamenah sich bewegte und versuchte, sich in der weißen Masse aufzurichten, die ihren Fall gebremst hatte, sah sie in dem Zwielicht einen großen Körper, auf dem winzige, insektenhafte Geschöpfe hin- und herkrochen, aus Drüsen klebrige Fäden absonderten und den Reglosen rasch in einen durchscheinenden Kokon einwoben.
    Ein Adrenalinschub aktivierte verborgene Kraftreserven, und Djamenah schob sich durch das Grauweiß des Nährbereichs, streifte die Drandina einer niederen Evolutionsstufe ab. Nur am Rande bemerkte sie, daß ihre Autogene Biokontrolle zumindest zum Teil wirksam geworden war – nur der reflexiven Selbstheilung verdankte sie ihr Überleben nach den sicher schweren Verletzungen, die sie durch die Kollision der Gondel mit dem KKM davongetragen hatte –, doch sie fühlte auch, daß dieser Vorgang sie weiter geschwächt hatte, der Vitalsymbiont erneut zu wuchern begann, Dutzende von Metastasen ihn ihrem Leib bildete und die Anhäufung von Schlackestoffen in den Zellen begünstigte.
    Sekunden wie Minuten/Minuten wie Stunden/Stunden wie Tage und Wochen und Jahre ...
    Die Gefahr jedoch, der sie sich jetzt ausgesetzt sah, war direkt und unmittelbar. Die kleinen, insektoiden Drandina, die in unten gelegenen Schichten des Nährbereichs heranwuchsen, hatten die Aufgabe, mit dem Zersetzungsregen organisches Material aufzubereiten, und aufgrund ihrer beschränkten Wahrnehmung waren sie außerstande, zwischen den Körpern lebender Fremdintelligenz und aus Zuchtbottichen stammender Gewebemasse zu unterscheiden. Der Wirtskörper mit dem Fettwulstschädel mußte inzwischen abgestorben sein, und das hatte sicher den Tod der beiden streitsüchtigen Parasiten zur Folge. Vielleicht nicht. Vielleicht leben sie noch. Vielleicht brauchen sie Hilfe. NEIN, SIE SIND TOT.
    Djamenah kroch weiter, und über ihr folgte ihr die Wolke, paßte sich jeder ihrer Bewegungen an. Der Stoff ihrer Kleidung hatte sich schon aufgelöst, ihre nackten Arme und Beine sanken tief in das schlickartige Grauweiß ein, fanden kaum Widerstand, an dem sie sich abzustützen vermochten. Hoch über ihr, unter einer der Schwebenden Städte, platzten Dutzende von Eiblasen an einer langen, nach unten zeigenden Spindel, und Sporenstaub rieselte herab.
    Irgendwo gleißte Licht.
    Ein Fahrzeug näherte sich, keine der Gondeln, die auf die Schienen des Gespinsts angewiesen waren, sondern ein Gleiter. Ein gleißender Scheinwerferstrahl tastete über die obersten Schichten des Nährbereichs. Djamenah winkte, sank dadurch tiefer ein, spürte das Krabbeln der Metamorphosekäfer, ruderte mit Armen und Beinen, so wie ein Schwimmer, atmete rasselnd und schwer, hustete, als ihr Sporenstaub in die Luftröhre drang, hatte Angst, immer mehr Angst, geriet in Panik und Verzweiflung, vergaß von neuem, wer sie war, vergaß die Instruktionen ihres Präzeptors, strich sich mit fahrigen Bewegungen die Insektoiden vom Leib, schrie laut – in der irrigen Hoffnung, die Insassen des Gleiters könnten sie hören –, verirrte sich einmal mehr in die schwarze Hälfte des mentalen Mandala. Sie trat und schlug noch immer um sich, als Arme nach ihr griffen, sie aus dem Schlick zogen, sie in die Schleuse eines Schwebers hoben, durch eine Luke trugen und auf eine Pneumoliege legten. Sie vernahm das Geräusch der Motoren, und während antiseptische Strahlung ihren Leib umwaberte, Servoarme die Chemikalien von ihrer Haut wuschen, eine automatische Medoeinheit ihr einen dünnen Schlauch in die Luftröhre schob und die Sporen absaugte, schrie Djamenah all das heraus, was sich in den letzten Tagen und Wochen in ihr aufgestaut hatte. Sie klagte die Messianer an, von denen sie sich im Stich gelassen fühlte, verlangte nach einer Dosis Ciri, vernahm eine Stimme (»Seien Sie ganz ruhig. Sie sind jetzt in Sicherheit.«) und antwortete mit abwehrenden Emanationen, dem Versuch einer emotionalen Destruktion, weil sie

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