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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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atmete er die frische Morgenluft tief ein. Nichts geht über eine Lunge voller Abgase am frühen Morgen. Nicht umsonst trug Pasadena, Texas, den Spitznamen Stinkadena. Auf sonderbare Weise erinnerte ihn dieser Morgen an den Tagesbeginn im Ward. Der Geruch hier war ein anderer, industrielle Kotze anstelle von Abfall, Fusel, Schweiß und Urin, aber ihm wurde immer noch schlecht davon. Es weckte die Sehnsucht nach jenen Morgenstunden im Sommer auf der Farm seines Großvaters.
    Das war das Paradies gewesen.
    Reine, klare Luft, lange Fahrten von der Farm nach Tyler, Texas, um Vorräte zu kaufen und das, was sein Großvater Grundnahrungsmittel nannte: Mehl, Zucker und Salz. Und dann zurück zu dem frischen, würzigen Duft von Gemüsebeeten und frisch geschnittenem Heu.
    Nach dem Tod seines Großvaters hatte er die Farm geerbt. Doch da war er schon erwachsen, lebte in Houston und arbeitete für das Police Departement. Als er die Farm das letzte Mal besucht hatte, waren Haus und Scheunen grau und verwittert, die Felder überwuchert von Unkraut und Gras. Sein Bruder, der außer der schwarzen Haut nichts geerbt hatte, wollte ihn überreden, alles zu verkaufen. Aber er würde niemals verkaufen. Niemals. Eines Tages würde er zurückgehen, und dann würde es auf der Farm wieder nach Tieren und Gemüse riechen.
    Eines Tages.
    Himmel, dachte Hanson. Es war verdammt früh, um zu philosophieren. Als er den Chrysler abschloss, verblasste die Nacht und ergab sich dem Tag. Vielleicht symbolisierte das womöglich etwas. Die Wandlung vom Chaos zur Ordnung. Der Phoenix aus der Asche.

    Die Chance. Doch nicht hier in Houston, Texas. In dieser Welt aus Beton, Stahl, Abgasen und zusammengepferchtem menschlichen Fleisch würde es niemals eine Morgenröte geben. Jeder Tag nur ein neuerliches Wälzen im Dreck. Noch mehr Tod und Zerstörung, und wieder ein Job mehr für einen Cop.
    Mit jedem Morgen begann der erste Tag.
    Jeder Morgen ein Tag für die Ewigkeit.
    Es war, als wäre man Hausmeister. Man konnte planmäßig kommen, wischen und fegen, den Fußboden bohnern und den Müll entsorgen. Aber am nächsten Tag war alles beim Alten, mitunter schlimmer als am Tag zuvor. Man kann niemals richtig voran. Man hielt alles gerade so in Schuss, damit die Leute ein paar Stunden umherlaufen konnten, ohne dass ihnen Kaugummi unter den Schuhen kleben blieb. Genau so war es als Cop. Man schaffte kurzfristig für Ordnung, nicht mehr - und dann bestenfalls noch für eine ziemlich unsichere Ordnung.
    Arme Bella. Eine Straßenhure, weggeschwemmt mit dem Rest des Drecks.
     
    Das Haus war dunkel.
    Oben schlief Rachel, deren sanftbraune Haut in die Decken gekuschelt war. In weniger als einer halben Stunde würde sie aufwachen und aus dem Bett springen. Sie würde JoAnna aus dem Bett schmeißen, zur Schule bringen und dann zur Arbeit fahren.
    Im nächsten Jahr würde JoAnna auf das College wechseln. Was für eine Belastung. Geld, Geld, Geld. Mehr Geld, als ein Polizist mit einer Hypothek und zu vielen Rechnungen sich leisten konnte. Aber er würde es irgendwie
schaffen. Er und Rachel hatten es bisher immer geschafft. Das war sein Motto: »Wir schaffen es.«
    Er schloss die Tür auf und betrat das Haus, nahm Kurs auf die Küche, schaltete das Licht ein und ging zum Kühlschrank. Er öffnete ihn und fühlte den kalten, frostigen Atem der Maschine.
    Kälte. Kälte hält Leichen frisch. Leichen wie die von Bella.
    Er nahm ein Glas und goss Milch ein. Es schmeckte nach nichts. Ihm ging Bella nicht aus dem Sinn. Eine Frau, die er nicht einmal gekannt hatte. Ein billiges Strichmädchen auf dem Niveau eines Rings aus einem Kaugummiautomaten. Doch es gab kein Mittel, sie aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Nicht mit den Sorgen anderer; nicht mit den eigenen Sorgen. Sie war da, wie mit einem Brandeisen eingebrannt.
    Was für ein Scheißjob. Rund um die Uhr in Bereitschaft. Iss hastig, schlaf nicht zu tief, immer auf Achse. Nie eine Pause. Keinen Moment Ruhe. Laufen, laufen, laufen und Smalltalk mit den Toten.
    Hanson nahm eine grüne Plastikschüssel mit Thunfischsalat aus dem Kühlschrank und Brot vom Regal. Er holte eine Gabel aus der Schublade und goss sich noch ein Glas Milch ein. Dann saß er am Küchentisch und aß, ohne zu bemerken, was er aß. Als er fertig war, brachte er die Schüssel zur Spüle und ließ Wasser hineinlaufen. Er versuchte immer, das nicht zu vergessen - denn wenn, mein lieber Junge, dann machte ihm Rachel schnell Feuer unterm Hintern.
    »Das

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