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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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hatte sie wirklich geliebt. Tief und unerschütterlich. Nun, da sie Fleisch auf der Bahre des Bestatters war und bald nur noch ein kalter, weißer Körper in feuchter, kühler Erde sein würde, liebte er sie nicht minder.
    Zu gleicher Zeit wuchs der Zwang in ihm. Er wusste, dass sie im Tod seine Sklavin war. Ihm ihre Liebe zu verweigern war nicht länger möglich. Sie besaß kein Mitspracherecht.

    Er sah noch immer den Mond vor sich. Vollmond, der mit einem milchigen Auge herabstarrte; ein milchiges Auge, wie durch die Folgen einer Verletzung erblindet. Ähnlich dem Hund, den er mal gehabt hatte. Ein schwarzer Köter mit einem Schlappohr und einem trüben Auge. Ein Auge wie der Mond in jener Nacht. Blind. Starr. Teilnahmslos.
    Dann waren da die Grabsteine, wie Soldaten in engen, weißen Uniformen erhoben sie sich in der Finsternis. Aber sie waren lausige Wachen. Er stellte seinen Werkzeugkasten neben das Grab (er hatte ihn seinem Onkel gestohlen, dem alten, knickrigen Sack) und fing an, mit einer Schaufel in der noch lockeren Erde zu graben. Er arbeitete sich bis zu dem bläulich schimmernden Metallsarg vor, sprang ins Grab und öffnete ihn mithilfe des Werkzeugs. Dann zog er den aufgedunsenen, weichen Körper von Doris heraus.
    Neben dem Grab, auf der weichen Erde, vergewaltigte er den Körper mit übermenschlicher Willenskraft. Mit seinem Messer schnitzte er ihn zu einem Meisterstück aus zähem toten Fleisch zurecht. Als er fertig war, legte er den Körper - Stück für Stück - zurück in den Sarg und füllte das Grab wieder mit Erde auf. Alles außer dem Kopf. Den nahm er mit. Er begrub ihn auf dem Feld hinter dem Haus, in einem flachen Grab aus süßer Lehmerde, neben dem Bach. Um die Tiere nicht anzulocken, legte er einen großen Stein auf das kleine Grab. Unter den Stein schob er eine Schaufel. Dann urinierte er auf das Grab, denn er hatte einmal gelesen, dass Tiere nur widerwillig an etwas herangingen, dass ein anderes Lebewesen (Mensch oder Tier) bereits mit seinem Urin markiert hatte. Er wusste nicht, ob dem wirklich so war, und es interessierte ihn eigentlich
auch nicht so richtig. Es verschaffte ihm nur eine seltsame Befriedigung, sein dampfendes Wasser auf diese Stelle herabregnen zu lassen.
    Des Nachts stand er auf und schob das Fenster hoch. Nahezu lautlos schlich er zum Ufer des Baches. Er hätte nicht unbedingt so umsichtig vorgehen müssen. Wenn seine Mutter nicht gerade mit irgendeinem fetten Kerl zugange war, dessen Frau ihre Tage hatte oder von abendlichen Kopfschmerzen geplagt wurde, schlief sie wie ein Stein. Er hatte nie verstanden, warum überhaupt irgendjemand für das, was sie zu bieten hatte, bezahlte. Oftmals verdrückte er sich, wenn das Geräusch der Sprungfedern aus dem Nebenzimmer im Einklang mit dem lustvollen Ächzen des Typen und dem routinierten Stöhnen seiner flach auf dem Rücken liegenden Mutter in ein Crescendo überging.
    Er schlich sich zum Ufer des Baches und grub Doris’ Kopf aus, hielt ihn in den Armen, presste seinen Mund auf ihre Hackfleischlippen und drängte seine Zunge gegen ihre dreckverkrusteten Zähne. Dann legte er den verwesten Kopf vor seinen Füßen ab und blickte hinunter in ihre leeren Augenhöhlen und in ihr von Maden zerfressenes Gesicht, masturbierte und verspritzte seinen Samen auf den verwüsteten Schädel.
    Nachdem er sein Ritual beendet hatte, begrub er den Kopf wieder, rückte den Stein an seine Position, legte die Schaufel darunter und ging nach Hause. Sofern man vier Wände und ein Bett als ein Zuhause bezeichnen konnte. Es war ein Platz, wo man schlafen konnte und wo es etwas zu essen gab, mehr nicht.
    Als vom Kopf nicht mehr viel übrig war, nur die Knochen und ein widerlicher Gestank (der Geruch war wie
Parfüm für ihn), begrub er ihn ein für alle Mal. Tief unter der Erde und obenauf den Stein. Unverrückbar.
    Niemals hatte jemand auch nur den Hauch einer Ahnung, dass die Leiche berührt worden war. Niemand schöpfte Verdacht, nicht einmal die Friedhofsangestellten. Er hatte sich Mühe gegeben und die Erde wieder sorgfältig und geschickt in die Grube geschaufelt. Und der Kopf, tief unten begraben und obenauf der Stein, war vor jeder Entdeckung sicher.
    Er versuchte, Doris’ zerstörtes Gesicht zu vergessen. Es gelang ihm nicht. Es erschien ihm in seinen Träumen, keine Alpträume; Träume voller Verlangen. Die Toten waren sein Volk, und er würde neue Jünger in seiner Gemeinde begrüßen.
    Mit der Niggerschlampe war er zu nachlässig

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