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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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in Ordnung.

SAMSTAG ♦ 1.15 Uhr
    Er wischte das Bajonett mit einem feuchten Tuch ab, danach mit einem trockenen Lappen. Er untersuchte es auf Rost. Nicht ein Fleck. Nicht einmal ein Sprenkel. Morgen würde er es schärfen.
    Die von heute Nacht hatte es stumpf gemacht. Sicher, sie hatte gute Knochen gehabt, doch nicht viel Verstand. Genau genommen hatte sie überhaupt keinen Verstand gehabt. Er legte den zusammengefalteten Regenmantel in das Spülbecken und nahm die Beute der heutigen Nacht heraus.
    »Und die behaupten, ich sei herzlos.«
    Er füllte einen Plastikbehälter und stellte ihn in den Gefrierschrank.
    »Sprecht über ein kaltes, kaltes Herz.« Er kicherte über seinen eigenen Witz.
    Er machte sich einen löslichen Kaffee und aß dazu einige Feigen. Nach dem kleinen Imbiss trug er den Regenmantel ins Badezimmer, faltete ihn auseinander und legte ihn in die Wanne. Er drehte die Dusche auf und beobachtete fasziniert, wie das Blut kleine Wirbel bildete, aufschäumte und in den Abfluss floss.
    Er schüttelte den Mantel aus und hängte ihn über die Vorhangstange der Dusche. Dann ging er zurück in die Küche, um die dünnen Gummihandschuhe zu holen, die er diese Nacht getragen hatte. Über dem Waschbecken in der Küche wrang er sie aus, entzündete ein Streichholz
und hielt es an die Handschuhe. Sie schmorten zusammen; schwarzer, stinkender Rauch stieg auf. Er liebte diesen Geruch. Für ihn war es Weihrauch.
    Die Handschuhe verbrannten nur zum Teil.
    Zu viel Blut.
     
    Als Frank Callahan Evelyn fand, rief er nicht die Polizei. Seine Knie gaben nach, und er brach, mit dem Rücken an der Wand, zusammen. Dort saß er wie gelähmt und starrte sie an. Er brachte nur ein Wimmern hervor. Schwer unter Schock, verharrte er so bis 4.17 Uhr. Etwa um diese Zeit fing er an, aus vollem Hals Mord, Mord zu schreien.
    Mildred Cofey, die Verwalterin des Hauses, ging nach oben, um herauszufinden, was los war. Wütend und verschlafen schwor sie sich, den Unruhestifter an die Luft zu setzen. Nie im Traum hätte sie gedacht, dass da jemand vor Entsetzen schrie.
    Die Tür zu Evelyn DeMarkas Apartment stand offen. Miss Cofey fand Frank weinend und zusammengekrümmt am Boden. Außerdem sah sie Evelyn und kotzte plötzlich und sturzbachartig auf den Teppich, von dem Evelyn vor einer Woche noch behauptet hatte, ihn shampooniert zu haben.
    Taumelnd versuchte Miss Cofey, Frank zu entkommen, den sie für den Mörder hielt, stolperte die Treppe hinunter und rief die Polizei.

SAMSTAG ♦ 4.58 Uhr
    Zuerst kamen zwei Wagenladungen Blauuniformierter und ein Krankenwagen.
    Die Polizisten durchkämmten das Gelände und sperrten den Tatort ab.
    Als Hanson eintraf, hatte man den hysterischen Frank Callahan bereits mit einem Krankenwagen weggebracht. Clark kam fünfzehn Minuten später, das Laborteam kurz danach.
    Das hier war Hansons und Clarks Problem, auch wenn es sich nicht mehr um den Fifth Ward handelte. Natürlich waren auch andere Cops und Detectives beteiligt. Im Gegensatz zur Darstellung in Spielfilmen arbeitet kein Polizist allein, aber dieser Fall war hauptsächlich Hansons und Clarks Angelegenheit. Und jetzt, da er Tatort und Leiche - jedenfalls das, was von der Leiche übrig war - gesehen hatte, beschloss Hanson, dass der Hacker gefasst würde, von ihm. Er beschloss außerdem, dass, nachdem er die Bestie festgenommen hatte, der Kerl auf dem Weg zum Revier einen kleinen Unfall haben würde. Er war sicher, der Hacker würde etwas Unüberlegtes tun. Flüchten, zum Beispiel. Hanson nahm sich vor, in diesem Fall den Warnschuss in den Hinterkopf des Hackers abzufeuern.
    Das Bett, auf dem der Großteil ihrer Überreste lag, war schwarz vor Blut. Kopf, Finger und Füße fehlten. Den Kopf fand man im Toilettenbecken, das blonde Haar erdbeerrot verfärbt, ohne Augen, Nase und Lippen. Ihre abgehackten Finger lagen aneinandergereiht auf dem Spültisch in der Küche. Die Füße waren amputiert und unter das Bett gestellt worden. Gedärme hingen im ganzen Raum, auch die
Schlafzimmerbeleuchtung und die Bettpfosten waren damit geschmückt. Der Geruch war unerträglich.
    Blitzlichtgewitter flammte auf, als die Polizeifotografen ihre Bilder machten. Die Leute vom Labor machten sich an die Arbeit. Das Stimmengewirr, das für gewöhnlich selbst bei den brutalsten Verbrechen anhob, war merkwürdig verhalten. Aus den Gesichtern der Männer und Frauen des Morddezernats war alles Blut gewichen, mit Ausnahme von Hanson; doch so schwarz, wie er war, ließ sich

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