Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
bekleidete Hand umklammerte fest ihr Fußgelenk.
»Ich warne dich«, sagte die frostige Stimme wieder, »nicht schreien.«
Jetzt konnte sie mehr von dem Mann erkennen. Er hielt etwas in der anderen Hand. Er hielt es hoch, damit sie es sehen konnte. Im Dunkeln sah es aus wie ein Schwert.
»O Gott«, sagte sie und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien.
Der Mann ließ ihr Fußgelenk los, kam schnell hinter den Stufen hervor und vergrub seine Finger in ihrem Haar.
Evelyn bemerkte, dass er einen Regenmantel trug. Verrückt, dachte sie. Es sieht nicht mal nach Regen aus.
»Steh auf, Fotze!«, sagte er und zerrte sie die letzten drei Stufen hinunter, bis sie rücklings auf dem Treppenabsatz lag. Er riss sie hoch an ihrem Haar und stieß die Spitze des Bajonettes gegen ihre Wirbelsäule. »Nur einen Mucks, und ich durchbohr dich mit dem Bajonett, meine Hübsche.«
»Sie sind … Sie sind es. Der aus der Zeitung«, hauchte sie.
»Du meinst«, er machte eine effektvolle Pause, »den Houston Hacker?«
Evelyn brachte kein Wort heraus. Sie nickte nur.
»Nein. Nicht ich, Evelyn.«
»Woher … woher wissen Sie, wie ich heiße?«
»Ich weiß viele Dinge. Ich bin aufmerksam. Du solltest auch lernen, aufmerksam zu sein. Heute Abend hättest du dich schützen können, wenn du aufmerksam gewesen wärst. Frauen sind nicht besonders schlau, nicht wahr, Evelyn?«
Evelyn antwortete nicht. Sie hatte Probleme beim Atmen, und ihr Rücken fühlte sich an wie ein Strom glühender Lava. Die Bajonettspitze linderte nicht gerade die Qual.
»Du hast mir nicht geantwortet, Evelyn. Frauen sind nicht besonders schlau, oder?«
»Nein.«
»Nein, was?«
»Fra… Frauen sind nicht besonders schlau.«
»Gut, gut. Du bist auch nicht besonders schlau, stimmt’s, Evelyn?«
»Nein. Nein, ich bin auch nicht sehr schlau.«
»Ich bin ein Mann, der eine kleine, heiße, enge Pussy braucht. Du hast doch eine kleine, heiße, enge Pussy, Evelyn?«
Evelyn schluckte.
»Los, die Treppe rauf, Schätzchen.«
Sie schluchzte: »Tun Sie mir nichts. Mein Gott, tun Sie mir nichts.«
»Evelyn, welch ein Misstrauen.«
»Bitte.«
»Die Treppe hoch. Und halt den Mund, oder ich werd dir wehtun.«
»Ich mache alles, was Sie sagen.«
»Ich weiß.«
»Sie werden mir nicht wehtun?«
»Käme nie auf den Gedanken. Los, komm, Evelyn. Die Treppe hoch. Lass uns in deine Wohnung gehen und uns ein bisschen amüsieren.«
Sie gingen die Treppe hoch, und sie öffnete die Wohnungstür für ihn.
»Nur ein bisschen Spaß, Evelyn. Nur ein bisschen Spaß.«
Evelyn hatte absolut keinen Spaß.
FREITAG ♦ 23.01 Uhr
Frank Callahan, Evelyn DeMarkas Freund, war beunruhigt, als er die Bücher und Hefte auf dem Treppenabsatz fand. Jeden Freitagabend waren sie verabredet. Er kam direkt nach der Arbeit. Sie unterhielten sich, hatten Sex und
sahen den Spätfilm im Fernsehen. Eine nette Kombination. So ging es seit Monaten. Er freute sich darauf. Es machte den Freitag angenehm.
Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Er hatte ein dumpfes Gefühl im Bauch. Er konnte sich nicht erklären, warum Evelyns Bücher - falsch: Er konnte sich erklären, warum Evelyns Bücher hier lagen. Er konnte sich alles Mögliche erklären. Nur hätte er gern eine vernünftige Erklärung für die Bücher gehabt, aber es fiel ihm keine ein. Er spielte einige Möglichkeiten durch, aber keine hielt einer näheren Prüfung stand.
In der Hand den Schlüssel, den Evelyn ihm gegeben hatte, ging er die Treppe hinauf. Normalerweise klopfte er, anstatt aufzuschließen, heute Abend jedoch nicht. Er befürchtete, er würde klopfen, und Evelyn würde nicht reagieren. Die Tür weckte in ihm das gleiche Gefühl, wie es alte, leer stehende Häuser taten, ein fast übermächtiges Gefühl von Düsternis und Niedergeschlagenheit.
Ich spinne, sagte er sich. Quatsch. Es gibt eine vernünftige Erklärung, warum die Bücher da liegen, wo sie liegen, und Evelyn wird sie mir liefern, und dann werden wir darüber lachen, Sex miteinander haben und uns richtig gut fühlen.
Er steckte den Schlüssel ins Schloss. Es klickte. Er drehte den Knauf, und während er die Tür öffnete, betete er innerlich - er war sich nicht sicher, wem sein Gebet galt, denn er war Atheist, aber aus irgendeinem schrecklichen Grund schien es richtig zu sein.
Es ist alles in Ordnung, sagte er sich. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles in Ordnung.
Frank betrat die Wohnung.
Nichts war
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