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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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wegzukommen. Er stellte der Carson Fragen, und sie gab ihr Bestes, aber keine ihrer Antworten war besonders hilfreich.

KAPITEL 4

MITTWOCH ♦ 11.45 Uhr
    Nachdem Hanson und Clark den Bugle verlassen hatten, gingen Evans und Barlowe auf einen Kaffee in die Kantine. Noch vor zwei Jahren hatte sich nicht einmal die Frage nach einer Kaffeepause gestellt; nun war man erfolgreich genug, um sich eine Kantine mit Automaten leisten zu können. Es schmeckte vielleicht nicht ganz wie bei Muttern, aber die Zeiten des Einraumbüros waren für die Redaktion endgültig vorbei.
    Über seinen Kaffee gebeugt, sagte Barlowe: »Glauben Sie, ich gehe zu weit, Chef?«
    »Zu weit?«, fragte Evans mit vollem Mund. Er kaute an einem Schinkensandwich.
    »Sie wissen schon, das Hackerzeug.«
    »Sie machen Ihren Job.«
    »Also ist die Kolumne okay?«
    »Sie ist okay«, erwiderte Evans wie immer gereizt. »Sie steigert die Auflage, nicht wahr?«
    »Das habe ich nicht gemeint. Sagen Sie mir Ihre Meinung. Seien Sie ganz offen. Was denken Sie? Denken Sie vielleicht, ich treibe es zu weit? Seien Sie ganz ehrlich.«
    Evans schluckte den Bissen Sandwich runter, lehnte sich zurück und faltete die Hände über seinem stattlichen Bauch. »Phil«, sagte er, »wir kommen doch miteinander aus, richtig? Ich meine, wir sind sicher keine Busenfreunde, denn mit keinem von uns beiden ist der Umgang besonders
angenehm. Wir sind besessen. Wir sind Zeitungsleute. Wir leben, atmen, scheißen nur dafür. Richtig?«
    Barlowe nickte.
    »Sie haben sich hochgearbeitet bis zu dieser Kolumne. Angefangen haben Sie mit dem Schreiben von Nachrufen. Verdammt nochmal, wenn man ganz unten angefangen hat, wird man das niemals vergessen können.«
    »Wie auch«, Barlowe lächelte. »Ich weiß noch, wie Sie mir mal gesagt haben, wenn es keinen Toten gibt, dann ziehen Sie los und bringen jemanden um, aber füllen Sie diese Kolumne.«
    Diesmal lächelte auch Evans. Es war ein schmerzliches Lächeln. »Ich erinnere mich«, sagte er. »Sie haben sich diese Kolumne verdient. Sie wird an der ganzen Zeitung am meisten gelesen. Zugegeben, sie ist ein bisschen anders, nicht wirklich journalistisch, was Format und Aufmachung betrifft, aber wir haben auch nicht ganz oben angefangen, Junge. Etwas an Ihrem Stil zieht mich an.«
    »Das war’s ungefähr, was ich gemeint habe. Ich meine …«
    »Sie meinen, ob dieser schwarze Arsch Recht damit hat, dass die Leute wegen uns durchdrehen?«
    »Ja.«
    »Nein. Hat er nicht. Ihre Kolumne ist anschaulicher als die meisten anderen, aber verglichen mit Büchern und Filmen heutzutage ist sie so zahm wie die Kaninchen meiner Tante Martha … das ist nicht der Punkt. Ich will damit nur sagen, für eine Zeitung wie die unsrige ist Ihre Kolumne perfekt. Wollten Sie das hören?«
    »Ich denke schon.«
    Evans lächelte wieder sein gequältes Lächeln. »Wissen Sie noch, wie Sie das erste Mal mit dieser Idee zu mir kamen?«

    »Sicher, ich hatte die Hosen voll.«
    »Das hatten Sie. Aber mir gefiel die Idee damals, und mir gefällt sie noch heute. Ich will mit offenen Karten spielen, mein Junge. Die Zeitung war einen Dreck wert, bis Sie mit dieser Kolumne angefangen haben. Anfänglich war es nicht viel, aber es war etwas Neues, und es gab neue Anstöße. Sehen Sie sich an, was wir sonst noch in unseren Spalten haben, selbst die Rubrik mit den Kurzgeschichten … Ich bin der Ansicht, dass das alles direkt auf den Erfolg von Crime Scene zurückzuführen ist. Sie hat die anderen Beiträge gefördert. Sie ist die Keimzelle. Ich bin der Herausgeber dieses Fetzens hier. Ich zahle Ihnen Ihr Gehalt. Das sollte als Antwort genügen: Wenn ich überzeugt wäre, Sie würden dem Bugle schaden oder Ihre Arbeit sei nur Mist, würde ich es Ihnen sagen. Sie wissen verdammt gut, dass ich das täte. Richtig?«
    »Richtig.«
    »Okay. Schluss jetzt damit. Sie wühlen weiter im Dreck und schreiben darüber in der Kolumne, und ich sorge dafür, dass es so bleibt. Für meinen Geschmack machen Sie momentan verdammt gute Arbeit … nicht Phil?«
    »Ja.«
    Evans rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger. Er lächelte wieder, und diesmal sah es nicht nach gequälter Anstrengung aus. »Ich denke, Ihr nächster Beitrag sollte sich mit dem Besuch dieser Polizisten beschäftigen; mit diesem feisten aufgeblasenen Nigger. Erinnern Sie sich an den Brief, so gut es geht. Ich kann Ihnen dabei helfen, denn für solche Sachen habe ich ein prima Gedächtnis. Bringen Sie das in der Kolumne unter.

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