Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Solange die Zuständigkeit nicht geklärt ist, sind das genau so viele, wie es sein sollten. Komisch, wie konntest du das nur übersehen, Milo?«
»Komisch, ja.«
»Willst du mal sehen? Hier, schau’s dir an.«
»Nein, ich glaub dir schon.«
»Du musst überarbeitet sein, Milo. So eine Kleinigkeit zu vergessen.« Clark sah auf seine Uhr. »Mann, Milo, du hast doch schon längst Feierabend.«
»Ja, kann sein. Ich sollte zusammenpacken.«
Clark nickte freundlich. »Gut, ich tu das nur zurück in die Akte.« Sprach’s und schloss die Schublade. »Und du brauchst dir keine Gedanken mehr wegen dieses Scheißkerls zu machen, stimmt’s?«
»Stimmt. Ich denke, ich hab’s vergessen.«
»Das denke ich auch. Aber eine Kopie für jeden und ein Durchschlag ist alles, was du brauchst. Und der Durchschlag lag im Kopierer bis eben. Nun, darauf müssen wir nicht weiter eingehen. Für dich ist heute Schluss, Milo. Lass uns gehen.«
»Gehen? Wohin?« Milo schwitzte Blut und Wasser.
»Nach Hause, natürlich. Wohin sonst?« Clark grinste breit.
»Du wirst mich nicht…«
»Dich melden? Nein, ich denke nicht. Hör mal zu, Milo. Es ist nicht notwendig, dass die Zeitung zusammen mit uns an diesem Fall arbeitet, verstehst du?«
»Nur ein paar Dollar. Mehr hab ich nicht angenommen, Joe. Ich habe ihm nicht viel geliefert.«
»Egal, und wenn es umsonst gewesen wäre. Lass uns hier verschwinden, bevor ich dich doch noch anzeige.«
»Möglicherweise ist es ganz gut, das mit der Zeitung, dass die das Zeug bringen, mein ich. Das heizt uns ein. Vielleicht gibt’s durch die Zeitung ein paar neue Spuren oder Hinweise.«
»Milo«, sagte Clark ruhig.
»Ja?« Milos Stimme war so dünn wie die Oblate bei der Erstkommunion.
»Halt die Klappe. Wenn es dabei nicht auch um dein Kind ginge, du könntest gar nicht so schnell gucken, wie ich dich anzeigen würde. Ich hätte große Lust, dich völlig aus dem Verkehr zu ziehen, und glaub mir, wenn Gorilla wüsste, dass du derjenige bist - und ich vermute, er hat so einen Verdacht, denn er ist nicht blöd -, würde er dich in zwei Hälften brechen wie einen Glückskeks.«
Milo zog sich seine Jacke an.
»Du verdammter Idiot!«, fluchte Clark.
»Wie bist du darauf gekommen?«
»Weil ich ein geschulter Detective bin, Milo. Intuition und genaue Beobachtung. Wenn Gorilla momentan nicht so völlig neben sich stehen würde, hätte er dich schon längst hochgenommen. Danke Gott dafür, dass er so beschäftigt ist. Und übrigens, Milo, du bist das personifizierte schlechte Gewissen. Du wirkst momentan so ausgeglichen wie eine blutverschmierte Ratte in einem Käfig voller hungriger Katzen. Mit anderen Worten - du hast absolut kein Pokerface. Und nun hau ab!«
»Und wer schließt ab?«
Clark streckte ihm die Hand entgegen. »Wirf mir die Schlüssel rüber. Ich mache es für dich.«
»Es ist meine Aufgabe. Ich darf nicht …«
»Du machst wohl Witze. Du darfst auch kein Beweismaterial weitergeben.«
»Aber …«
»Gib mir die gottverdammten Schlüssel, Milo! Ich sehe dich schon so richtig schön in der Scheiße sitzen, wenn du es nicht tust.« Clark machte mit den Fingern eine fordernde Geste. »Los, mach schon. Ich geb sie dir morgen früh zurück … Vielleicht. Wenn ich mich durchgerungen habe, dich nicht auffliegen zu lassen. Momentan trau ich mir das Abschließen der Tür eher zu als dir. Ich habe zwar eigene Schlüssel, aber irgendwie werde ich besser schlafen, wenn ich weiß, dass du keine hast.«
Milo nahm seine Schlüssel aus der Tasche und warf sie Clark zu. Er sagte: »Danke, dass du mich nicht verrätst, Joe.«
»Nicht deinetwegen, Milo. Für deinen Jungen. Und jetzt geh zum Teufel … Ach, Milo - wenn du schon gerissen sein willst, dann verhalte dich auch so. Weißt du, warum mir das Licht egal war? Ich bin runter zur Spurensicherung, und als ich gesehen habe, dass du einfach so hier reingegangen bist, habe ich mich eingetragen. Denn ich habe mich eingetragen, um mir das Material über den Hacker ansehen zu können.«
»Ich wollte nicht, dass mein Name nach Feierabend registriert wird.«
»Es ist aber noch viel dümmer, mit deinem Hauptschlüssel hereinzukommen, dich nicht einzutragen und das alles nach Feierabend.« Clark schnalzte mit der Zunge. »Dumm, Milo, wirklich dumm. Und jetzt hau endlich ab.«
Milo ging.
Als er verschwunden war, machte sich Clark wieder daran, die Hacker-Akten durchzusehen.
DONNERSTAG ♦ 19.05 Uhr
»Entschuldigung, ich komme zu spät«, sagte
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