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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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der Zigarrenkiste und holte ein Streichholzbriefchen hervor, und nachdem Hanson die Zigarre ausgewickelt und in den Mund gesteckt hatte, gab er ihm Feuer. Mit dem gleichen Streichholz zündete er seine an.
    »Nun«, sagte Warren, »lassen Sie uns zur Sache kommen.«
    »Erzählen Sie mir etwas über diesen Kerl, über Nekrophilie.«
    Warren nahm einen kräftigen Schluck Bier, zog an seiner Zigarre und spitzte die Lippen. Ein Moment des Nachdenkens, und die Prozedur wurde wiederholt; einmal, zweimal, dreimal. Dann: »Tja, Marvin. Ich glaube, dieser Typ ist nicht nur nekrophil. Wenn es stimmt, was er in seinem Brief über das Braten der Brüste geschrieben hat, zeigt er außerdem kannibalistische Tendenzen. Abgesehen von einer Reihe anderer Symptome. Er zeigt eine extrem übersteigerte Form der Nekrophilie. Sehen Sie, die wahre Absicht eines zur Nekrophilie neigenden Killers ist nicht das Töten, sondern das Zerstückeln des Körpers. Um das zu tun, muss das Opfer natürlich sterben. Ich habe jedoch den Eindruck, dass in diesem Killer eine merkwürdige und beklemmende Mixtur aus Nekrophilie und Sadismus steckt. Er genießt seine Verbrechen. Er verhöhnt die Polizei mit seinen Briefen. Er schreibt an die Zeitung. Dieser Mann ist kein Narr, er ist krank, krank, krank … Sie runzeln die Stirn …«

    »Entschuldigung. Unter Krankheit verstehe ich etwas anderes. Ich will diesem Kerl nicht helfen … ich will ihn kriegen, nicht weil er krank, sondern weil er ein kaltblütiger Mörder ist.«
    »Ich verstehe Sie vollkommen«, sagte Warren. »Noch ein Bier?«
    »Nein. Reden Sie nur weiter.«
    »Ich würde sagen, dieser Mann hat erst vor Kurzem eine Grenze überschritten.«
    »Also jemand, der schon lange diesen Drang hat?«, fragte Hanson.
    »Genau. Er … lassen Sie mich hier noch mal betonen, dass ich kein Psychiater bin und auch nicht für mich in Anspruch nehme, Kenntnisse auf diesem Gebiet zu haben … aber er könnte auch schizophren sein. Das passiert nicht so oft, wie Sie vielleicht denken mögen. Bücher und Filme, mit denen wir uns manchmal beschäftigen, verleiten uns, etwas anderes anzunehmen, aber das ist einfach nicht wahr. Es geschieht gelegentlich, und der hier mag ein klassischer Fall sein. Wenn er schizophren ist. Möglicherweise sind ihm seine Handlungen nicht einmal bewusst, wenn er gerade nicht der Hacker ist. Er könnte jedermann sein. Sie. Ich.«
    »Nicht ich. Der Kerl ist ein Weißer.«
    Warren lehnte sich in seinem Sessel zurück und paffte an seiner Zigarre. »Oh.«
    »Die schwarze Schminke, die wir gefunden haben. Die Anspielungen auf Nigger in seinen Briefen. Ein Schwarzer braucht sich nicht als Schwarzer zu tarnen, und wir sind sicher, dass die Schminke genau dazu diente; außerdem würde er sich selbst nicht als Nigger bezeichnen … Jedenfalls nicht unbedingt, zumindest nicht im Zusammenhang mit den Briefen.«

    »Ich weiß nicht«, sagte Warren. »Sehen Sie, wenn dieser Mann wirklich schizophren ist, könnte er genauso gut ein Schwarzer mit einer eigenen weißen Existenz sein.«
    »Das müssen Sie mir wiederholen.«
    »Also. Solange er der Mörder ist, könnte er sich für einen Weißen halten. Er könnte schwarze Schminke auf einem schwarzen Gesicht verteilen, ohne sich bewusst zu sein, dass es bereits schwarz ist. Selbst wenn er in den Spiegel schaut, würde er ein weißes Gesicht sehen, sofern das die Identität ist, die er gerade angenommen hat. Es könnte sogar ein tief sitzender Konflikt mit seiner Rasse sein, der seine Grenzüberschreitung ausgelöst hat.«
    »Großer Gott.«
    »Ich sagte, er könnte schizophren sein, nicht, dass er es ist. Er ist es eher nicht, berücksichtigt man die wenigen Fälle echter Schizophrenie. Er ist berechnend, intelligent und einfallsreich. Es könnte über Jahre in ihm geschlummert haben. Eines Tages konnte er es nicht mehr länger verdrängen, und Simsalabim: Der Houston Hacker ward geboren.«
    »Ich denke, er ist vielleicht ein Cop.«
    Warren nickte. »Möglich. Oder jemand, der indirekt Verbindungen zur Polizei hat.«
    »Ich glaube, er kommt aus unserer Abteilung. Er scheint über jeden unserer Schritte Bescheid zu wissen.«
    »Es wäre eine Möglichkeit«, sagte Warren.
    »Dieses Nekrophiliezeug«, fragte Hanson, »ist das verbreitet?«
    »Verbreiteter, als Sie ahnen. Alle Abnormitäten entspringen dem Normalen.«
    »Nochmal. Das ist mir zu hoch.«

    »Ich will damit sagen, wir alle haben Tendenzen, solche Dinge zu tun … auch was Nekrophilie betrifft.

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