Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love
Hanson.
»Es sind nur fünf Minuten«, sagte Doc Warren. »Treten Sie näher.«
Warrens Haus machte einen gemütlich-behaglichen Eindruck. Die Einrichtung war teuer, dennoch sah es nicht aus wie in einem Ausstellungsraum. Man merkte dem Haus an, dass darin gewohnt wurde.
»Ich hoffe, diese Verabredung hat Sie nicht von etwas anderem abgehalten«, sagte Hanson.
»Überhaupt nicht, Lieutenant, absolut nicht. Ich lebe allein, und zur Abwechslung ist Gesellschaft mal ganz nett. Seit Juanita gestorben ist, bekomme ich nicht mehr viel Besuch.«
»Das tut mir leid.«
»Ist in Ordnung. Es ist ja auch schon drei Jahre her. Kommen Sie, hier entlang geht’s zum Arbeitszimmer. Ich habe das eine oder andere herausgesucht, das Sie interessieren könnte.«
»Vielen Dank … und nennen Sie mich bitte Marvin oder Hanson, aber nicht Lieutenant.«
»Sehr gern, Marvin.« Warren öffnete eine Tür und hielt sie auf, um Hanson den Vortritt zu lassen. Das Zimmer war voller Bücher. Der Teppich war rostfarben und passte hervorragend zu den Regalen aus Rotholz. Vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch, davor ein alter, gepolsterter
Schreibtischsessel. In der Mitte des Raumes befand sich eine riesige Kabeltrommel, die als Tisch diente. Zwei ziemlich abgenutzte, aber bequeme Sessel standen rechts und links daneben. Die Trommel zierten jede Menge alter Ränder von abgestellten Gläsern und Flaschen und ein mit Asche und Zigarrenstummeln überquellender Aschenbecher.
»Juanita überließ mir dieses Zimmer zur freien Verfügung. Entschuldigen Sie die alten Möbel.«
»Wieso?«, sagte Hanson. »Ich fühle mich hier verdammt wohl. Ich habe auch ein Arbeitszimmer, nicht für mich allein, aber es ist ein Ort, um sich zu entspannen. Aber hier sieht es aus, als könnte man sich verdammt gut entspannen.«
»Setzen Sie sich … oder schauen Sie sich die Bücher an … Lieben Sie Bücher, Marvin?«
»Sehr.«
»Gut. Das ist gut. Ein Mensch, der Bücher liebt, ist das Salz der Erde. Wer Bücher nicht liebt, ist es nicht wert, irgendetwas zu wissen.« Warren lächelte: »Sie dürfen mich zitieren. Wenn ich geschwätzig werde, rede ich so etwas daher.«
Hanson lächelte. »Ich möchte mir die Bücher ansehen.«
»Gut, gut. Bin gleich zurück … Wie wär’s mit einem Miller-Bier?«
»Ich würde kein anderes nehmen, wenn ich wählen müsste.«
»Umso besser.« Warren ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Hanson betrachtete die Buchreihen. Sie reichten vom Boden bis knapp unter die Decke. Der größte Teil der Bücher beschäftigte sich mit Verbrechen, Gewaltverbrechen.
Er fand außerdem einige Romane von Hemingway, Faulkner und Fitzgerald. Ein Regal war voll mit einer kompletten Sammlung von McBains 87. Polizeirevier.
»Ah, guter Mann«, sagte Hanson laut, als seine Augen eines seiner Lieblingsbücher entdeckten, Raymond Chandlers The Big Sleep , und da war John Balls In the Heat of the Night . Er nahm es herunter und schlug es auf.
Die Tür ging auf, und Warren kam herein, zwei Flaschen zwischen den Fingern einer Hand. Er ging hinüber zu Hanson, warf einen Blick auf das Buch, das dieser in der Hand hielt, und reichte dem Detective ein Bier. »Ball«, sagte er. »Ich mag dieses Zeug.«
»Ich auch«, sagte Hanson. »Besonders dieses Buch. Es scheint ein bisschen mehr hardboiled zu sein als die späteren dieser Reihe.«
»Sehe ich auch so«, sagte Warren. »Die Figur des Protagonisten verändert sich ein wenig, wird mehr zu einer Art Sherlock Holmes. Aber das gefällt mir auch. Ich finde, er hätte sich im ersten Band um einen ernsteren Ton bemühen können.«
Hanson stellte das Buch zurück an seinen Platz und machte sein Bier auf.
»Setzen wir uns«, sagte Warren. »Zigarre?«
»Gern«, antwortete Hanson. Er ließ sich in einem der bequemen Sessel nieder und stellte sein Bier auf den Tisch.
Warren stellte seines ebenfalls ab und ging zum Schreibtisch. Mit ein paar Büchern und einer Kiste Zigarren unter dem Arm kam er zurück. »Nicht gerade die teuersten Zigarren der Welt, keine, die man nahe am Ohr in den Fingern rollt, um ihrem Knistern zu lauschen, aber sie schmecken und lassen sich gut rauchen.«
»Ich habe früher sogar Weinblätter geraucht, also, was verstehe ich schon von Zigarren. Sie sind Tabak. Das reicht mir. Ab und zu rauche ich gern eine.«
Warren legte die Bücher auf den Tisch, öffnete den Deckel der Kiste und nahm zwei lange braune Zigarren heraus. Eine reichte er Hanson. Er griff in eine Ecke
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