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Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love

Titel: Akt der Liebe - Lansdale, J: Akt der Liebe - Act of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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dass unser Mann keine Familie hat. Vielleicht hatte er mal eine. Das könnte Teil seines Problems sein oder die Kleinigkeit, die seinen inneren Zwang freisetzte. Wahrscheinlich ist er ein einsamer Mensch. Nach außen hin ein ganz normaler Mensch, doch nach innen … da herrscht Aufruhr. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lebt er in einem heruntergekommenen Stadtteil. Das würde zu seinem nekrophilen Charakter passen, würde ihm helfen, seinen Trieb zu kontrollieren. Er könnte sogar einer Arbeit nachgehen, die mit
Müll zu tun hat, mit Abwässern … das Leichenschauhaus. Alles, was man mit fauligen Gerüchen in Verbindung bringt; die üben oftmals eine große Anziehungskraft aus. Vielleicht liegt seine Wohnung in der Nähe eines Friedhofes, einer Leichenhalle … wenn er aber schizophren ist, geht er nach Hause zu seiner Familie, legt sich irgendwelche Ausreden zurecht, möglicherweise sogar unbewusst, und verlässt sie wieder, um in die andere Wohnung zu gehen, die vom Charakter mehr zu seiner zweiten Persönlichkeit passt.«
    »Er könnte ein Doppelleben führen?«
    »Genau. Und selbst nichts davon wissen. Wenn er bei seiner Familie ist, ist er der Durchschnittstyp, der gute Ehemann und Vater. Wenn er der andere ist und sich in der Behausung dieses anderen aufhält … Nun, er wüsste nicht einmal etwas von seiner normalen Existenz. Wenn er schizophren ist.«
    »Man könnte im Ghetto nach ihm suchen.«
    »Genau. Aber wie wollen Sie vorgehen? An die Türen klopfen: Entschuldigen Sie bitte, wohnt hier der Hacker?«
    »Ich weiß es nicht. Mich lässt der Gedanke nicht los, dass er ein Cop ist. Fakt ist, Sie haben heute Abend etwas gesagt, was mich beunruhigt. Was mich an etwas erinnert.«
    »Was war das?«
    »Ich hoffe, Sie verzeihen mir, wenn ich es jetzt noch nicht sage. Ich meine, es ist nur so ein Gedanke, und ich möchte nicht völlig danebenliegen. Es stört mich, dass ich überhaupt daran denke.«
    »Ich verstehe.«
    Hanson warf den Rest der Zigarre in den Aschenbecher, drückte sie aus, erhob sich und gab Warren die Hand. Sie verabschiedeten sich. »Danke«, sagte Hanson.

    »Nichts zu danken. Und kommen Sie wieder mal vorbei. Manchmal bin ich ziemlich einsam. Die Frau ist gestorben, ich habe nur noch meine Arbeit. Aber ich will mich nicht beklagen. Ich mag meinen Job … noch.«
    »Ich verstehe. Ich werde wiederkommen. Ich seh Sie bei der Arbeit.«
    »Über einer anderen Leiche vermutlich.«
    Hanson lächelte schmallippig. »Das wird wohl so sein.«
    »Kommen Sie, ich bringe Sie hinaus.«
     
    Auf dem Weg nach draußen sagte Warren: »Marvin, denken Sie daran. Der Mann ist krank.«
    »Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern.«
    »Es steckt in jedem von uns, in jedem Einzelnen.«
    »Aber nur die Schwachen werden verrückt, werden zum Hacker.«
    »Mit Schwäche hat das nichts zu tun«, gab Warren zurück.
    »Meine Theorie besagt, dass es so ist. Grundsätzlich sollte das Schwache, vor allem in Fällen wie diesen, wo die Bestie zum Schaden für die Gesellschaft wird, ausgemerzt werden.«
    »Jeder könnte es sein. Marvin. Selbst Sie könnten es sein, wenn es sich um einen Schizophrenen handelt.«
    Hanson erwiderte nichts.
    »Tief in uns allen schlummert dieser Hang zur Nekrophilie. Eines der Bücher, das ich drinnen habe, A History of Torture and Death , thematisiert die Gräueltaten, die wir im Namen der Gerechtigkeit und der Vergeltung begangen haben. Häufig trugen sie schlimmere Züge als die ursprünglichen Verbrechen. Der Mensch ist ein grausames Tier.«
    »Das war so. Heute haben wir Gesetze.«

    »Der Mensch wird immer derselbe bleiben, Marvin.«
    »Tut mir leid, das kann ich nicht akzeptieren. Wo es keine Pflicht gibt, gibt es auch keine Pflichterfüllung. Ich würde sehr bald morgens nicht mehr aufstehen.«
    »Schon gut«, sagte Warren und legte seine Hand an den Türpfosten. »Aber denken Sie daran, wenn Sie ihn finden …«
    »Wenn«, fiel ihm Hanson ins Wort, »wenn.«
    Warren lächelte: »Wenn … dann versuchen Sie, daran zu denken, dass er ein menschliches Wesen ist.«
    »Das wird schwer werden«, gab Hanson zu.
    »Versuchen Sie es. Versprechen Sie mir, dass Sie es versuchen.«
    »Also gut«, sagte Hanson langsam. »Ich versuche es.« Er dachte, habe ich nicht erst vor kurzem jemand anderem dieses Versprechen gegeben?
    »Danke«, sagte Warren.
    »Und nochmals vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
    »Ich glaube nicht, dass ich eine große Hilfe war.«
    »Vielleicht doch. Vielleicht

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