Akte Atlantis
betrachtete sie die Zeichen, ehe sie zur Decke emporblickte. Dann wandte sie sich mit verständnisloser Miene an Ambrose. »Die Decke stellt allem Anschein nach eine Sternenkarte dar. Die Zeichen deuten darauf hin…«
Sie zögerte, schaute ein weiteres Mal verdutzt zu Ambrose.
»Es muss sich um eine Art Jux handeln, den sich die Bergmänner erlaubt haben, die den Stollen gruben.«
»Wie kommen Sie zu diesem Schluss?«, wollte Ambrose wissen.
»Die Zeichen an der Wand haben nicht die geringste Ähnlichkeit mit irgendeiner Inschrift, die ich bislang untersuchen durfte.«
»Können Sie sie entziffern?«
»Ich kann Ihnen bloß sagen, dass es sich weder um Piktogramme noch um Hieroglyphen, noch um Logogramme handelt, die einzelne Wörter wiedergeben. Auch deuten die Zeichen nicht auf Wort- oder Silbensymbole hin. Allem Anschein nach ist es eine Art Alphabet.«
»Dann stellen sie also einzelne Lautzeichen dar«, warf Ambrose ein.
Pat nickte zustimmend. »Entweder handelt es sich um eine Art Code oder um ein geniales Schreibsystem.«
Ambrose schaute sie forschend an. »Wie kommen Sie darauf, dass das Ganze ein Jux sein könnte?«
»Die Zeichen weisen keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner anderen bekannten Schrift auf, die der Mensch im Laufe der Geschichte entwickelt hat«, sagte Pat leise, aber bestimmt.
»Sie haben sie als genial bezeichnet.«
Pat reichte Ambrose das Vergrößerungsglas. »Sehen Sie selbst. Die Symbole sind bemerkenswert einfach. Die Verwendung geometrischer Figuren in Verbindung mit einzelnen Linien stellt eine überaus zweckmäßige Methode der schriftlichen Mitteilung dar. Deswegen kann ich ja nicht glauben, dass diese Inschriften hier von einer alten Zivilisation stammen.«
»Lassen sich die Symbole entziffern?«
»Das weiß ich erst, wenn ich sie kopiert habe und auf der Universität durch den Computer laufen lasse. Die meisten alten Inschriften sind nicht annähernd so klar und eindeutig wie diese hier. Allem Anschein nach sind diese Zeichen nach einer genau festgelegten Systematik aufgebaut. Das große Problem dabei ist, dass es nirgendwo auf der Welt eine entsprechende Inschrift gibt, an der wir uns orientieren könnten. Ich tappe hier im Dunkeln, bis mir der Computer einen Anhaltspunkt liefert.«
»Wie weit seid ihr da oben?«, rief Marquez unten aus dem Stollen.
»Vorerst sind wir fertig«, antwortete Pat. »Gibt es in der Stadt einen Schreibwarenladen?«
»Zwei sogar.«
»Gut. Ich brauche nämlich einen Packen Pauspapier und Tesafilm, damit ich es zu großen Bögen zusammenkleben kann…« Sie verstummte, als ein leises Grollen aus dem Stollen drang und der Boden des viereckigen Gelasses unter ihren Füßen erzitterte.
»Ein Erdbeben?«, rief Pat zu Marquez hinab.
»Nein«, erwiderte er. »Ich nehme an, dass irgendwo in den Bergen eine Lawine niedergegangen ist. Machen Sie und Dr. Ambrose ruhig weiter, ich laufe kurz nach oben und schau mich um.«
Ein weiterer Erdstoß, diesmal deutlich stärker, erschütterte die Kammer.
»Vielleicht sollten wir mitkommen«, sagte Pat bang.
»Die hölzernen Stützstreben in den Stollen sind alt, und viele sind morsch«, warnte sie Marquez. »Bei heftigen Erschütterungen könnten sie zusammenbrechen, sodass es zu einem Einsturz kommt. Hier unten sind Sie beide besser aufgehoben.«
»Bleiben Sie nicht zu lange weg«, sagte Pat. »In diesen engen, dunklen Gängen ist es mir nicht ganz geheuer.«
»Bin in zehn Minuten wieder da«, beruhigte sie Marquez.
Sobald Marquez’ Schritte unten im Stollen verhallt waren, wandte sich Pat an Ambrose. »Sie haben mir noch nicht gesagt, was Sie von diesem Schädel halten. Glauben Sie, er ist alt, oder stammt er aus jüngerer Zeit?«
Ambrose betrachtete den Schädel mit versonnener Miene.
»Nur in einem Laboratorium ließe sich feststellen, ob er von Hand oder mit modernen Werkzeugen geschliffen und poliert wurde. Wir wissen lediglich, dass dieser Raum ganz bestimmt nicht von den Bergleuten aus dem Fels gehauen wurde. Über eine derart aufwändige Arbeit müsste es irgendwo schriftliche Unterlagen geben. Marquez hat mir versichert, dass sich in den alten Akten und Stollenplänen der Paradise-Mine keinerlei Hinweis auf einen senkrechten Schacht befindet, der zu einer unterirdischen Kammer an dieser Stelle führt. Folglich muss sie vor 1820 entstanden sein.«
»Oder viel später.«
Ambrose zuckte mit den Schultern. »Der gesamte Bergwerksbetrieb wurde 1931 eingestellt. Ein derart großes Projekt
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