Akte Atlantis
Erdteil eine Reichsfeste errichtet zu haben, eine unbezwingbare Burg.‹ Zu unserem Glück achtete niemand darauf. Die U-Boote, die ich in den ersten Kriegsjahren kommandierte, wurden nie in die Antarktis entsandt, daher erfuhr ich erst gegen Ende, als ich Kommandant von U-699
wurde, von dem geheimen Stützpunkt. Er trug den Decknamen Neu-Berlin.«
»Wie hat man ihn gebaut?«, erkundigte sich Sandecker.
»Nach Kriegsausbruch schickten die Nazis zwei Zerstörer in die antarktischen Gewässer, die sämtliche feindlichen Schiffe versenken und verhindern sollten, dass die Alliierten etwas von dem Unternehmen erfuhren. Die Zerstörer kaperten oder vernichteten eine ganze Flotte alliierter Handelsschiffe, dazu zahllose Fisch- und Walfangschiffe, die sich in diesem Gebiet aufhielten, bis sie schließlich von Kriegsschiffen der britischen Navy versenkt wurden. Danach bot man eine Armada von Frachtern auf, die als alliierte Handelsschiffe getarnt waren, und eine Flotte großer U-Boote, die nicht für den Kampfeinsatz, sondern für den Transport schwerer Güter gebaut worden waren, um Männer, Material, Geräte und Nachschub in die Gegend zu befördern, in der man die Überreste der uralten Zivilisation gefunden hatte.«
»Weshalb hat man einen Stützpunkt in den alten Ruinen gebaut?«, sagte Little. »Was bezweckten die Militärs damit?«
»Die untergegangene Stadt selbst spielte dabei keine Rolle.
Aber unter dem Eis fand man eine riesige Höhle, die von der Stadt wegführte. Sie war rund vierzig Kilometer lang und endete an einem über zweihundertachtzig Quadratkilometer großen See, dessen Wasser durch die Erdwärme aufgeheizt war.
Wissenschaftler, Ingenieure, Bautrupps, Angehörige aller Waffengattungen – Heer, Luftwaffe und Flotte – und natürlich ein großes Kontingent SS-Männer, die als Wachmannschaften und Aufseher dienten, landeten dort und begannen mit den gewaltigen Ausgrabungen. Außerdem schaffte man eine ganze Armee von Sklavenarbeitern dorthin, hauptsächlich russische Kriegsgefangene aus Sibirien, die an das eisige Klima gewöhnt waren.«
»Was ist aus den Russen geworden, nachdem der Stützpunkt fertig war?«, fragte Little, der die Antwort bereits ahnte.
Holzapfels Miene wurde finster. »Die Nazis konnten nicht zulassen, dass sie freikamen und Deutschlands bestgehütetes Geheimnis preisgaben. Sie mussten entweder arbeiten, bis sie tot umfielen, oder sie wurden hingerichtet.«
Sandecker musterte mit düsterem Blick die Rauchkringel, die von seiner Zigarre aufstiegen. »Dann liegen also tausende von Russen unter dem Eis, unbekannt und vergessen.«
»Menschenleben zählten bei den Nazis nicht viel«, sagte Holzapfel. »Der Bau einer Festung als Grundstock für ein Viertes Reich war ihnen jedes Opfer wert.«
»Das Vierte Reich«, sagte Sandecker. »Die letzte Bastion der Nazis. Von dort aus wollten sie also noch einmal versuchen, die Weltherrschaft zu erringen.«
»Die Deutschen sind ein hartnäckiges Volk.«
»Haben Sie den Stützpunkt gesehen?«, fragte Little.
Wieder nickte Holzapfel. »Nach dem Auslaufen aus Bergen fuhr Korvettenkapitän Harger mit U-2015, begleitet von mir und meiner Besatzung auf U-699, ohne einmal aufzutauchen über den Atlantik, zu einem abgelegenen Hafen in Patagonien.«
»Wo Sie Ihre Passagiere abgesetzt und die Schätze entladen haben«, fügte Sandecker hinzu.
»Wissen Sie über das Unternehmen Bescheid?«
»Nur im Groben, nichts Genaueres.«
»Dann können Sie auch nicht wissen, dass nur die Passagiere und das eisgekühlte Behältnis mit den Gewebeproben an Land gebracht wurden. Die Kunstschätze, die Goldbarren und andere Wertsachen wie auch die Reliquien der Partei blieben an Bord von U-2015 und U-699. Korvettenkapitän Harger und ich nahmen anschließend Kurs auf den Stützpunkt in der Antarktis.
Nachdem wir ein Versorgungsschiff angelaufen und Treibstoff gebunkert hatten, setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten Anfang Juni 1945 unseren Bestimmungsort. Die deutschen Ingenieure hatten dort ein wahres Wunderwerk vollbracht. Ein Lotse kam uns entgegen und übernahm das Ruder von U-2015.
Wir folgten ihm und gelangten in eine große Kaverne, die von See aus auf einen halben Kilometer Entfernung nicht zu erkennen war. Wir trauten unseren Augen kaum, als wir die Hafenanlagen sahen, die aus dem Eis gehauen worden waren und Platz für mehrere U-Boote und große Frachter boten.
Korvettenkapitän Harger und ich wurden angewiesen, hinter einem
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